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Die Befreier von Canea

Die Befreier von Canea

Titel: Die Befreier von Canea Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jim Butcher
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und ruhig hielt er nach allen Seiten Ausschau.
    Vor dem Arbeitszimmer von Fürstin Placida standen Wachen.
    Isana blieb stehen und wechselte einen Blick mit Araris. Das war neu. Aria gehörte zu den eher … zuversichtlicheren Frauen, wenn es um die Frage der Sicherheit ging. Wenn die Berichte stimmten, die Isana gehört hatte, brauchte sie sich deswegen auch keine Sorgen zu machen. In Alera errangen die meisten weiblichen Cives ihren Rang durch Heirat. Aria nicht. Als junge Akadem hatte sie mit dem damals gerade eingesetzten Hohen Fürsten von Rhodos ein Duell ausgetragen, zu dem es gekommen war, weil sie seine Annäherungen während der Abendveranstaltungen in der Akademie recht ruppig zurückgewiesen hatte. So lauteten jedenfalls die Gerüchte. Noch dazu hatte sie den jungen Mann besiegt, und zwar vor so vielen Zeugen, dass ihr Anspruch nicht in Frage zu stellen war.
    Isana wollte gar nicht darüber nachdenken, was Placidus Aria dazu veranlassen könnte, Wachen vor ihrer Tür aufzustellen. Allerdings würde sie das wohl kaum vermeiden können. Sie trat vor und nickte den Wachen zu, die daraufhin zackig salutierten. Einer der beiden Männer öffnete ihr die Tür, ohne drinnen nachzufragen, ob es gestattet sei.
    Isana spürte, wie sie unwillkürlich zusammenzucken wollte, unterdrückte das Gefühl jedoch. Sie empfand es als unhöflich und sogar anmaßend, einfach ins private Arbeitszimmer der Hohen Fürstin zu platzen. Doch so seltsam es ihr auch erscheinen mochte, zumindest dem Titel nach war sie Aria nicht nur ebenbürtig, sondern stand sogar noch ein wenig höher im Rang. In einem dringenden Fall hätte die Erste Fürstin von Alera nicht zu fragen brauchen, ob sie eintreten durfte. Was immer Isana persönlich empfand, spielte keine Rolle, denn sie musste sich ihrem Stande entsprechend verhalten und hatte zudem Pflichten zu erfüllen.
    Arias Arbeitszimmer hätte man leicht mit einem Garten verwechseln können. Mehrere Brunnen murmelten leise vor sich hin, und überall wuchsen Pflanzen, nur nicht auf den Bücherregalen an den Wänden. Aus den Brunnen plätscherte das Wasser in ein Becken, auf dessen Grund winzige Elementarlichter in allen Farben wie Sternjuwelen blinkten.
    Die Fürstin Placida trat innerhalb der nächsten Minute ein und schritt voller Tatendrang und Selbstvertrauen ins Zimmer. Sie war eine sehr große Frau mit wundervollem rotem Haar und wirkte, ähnlich wie Isana, wie ein junges Mädchen Anfang der Zwanziger. Sie trug ein Kleid und eine lange Tunika im Grün-auf-Grün des Hauses Placidus, das auch den Saum ihres weißen Mantels und ihre Handschuhe zierte.
    »Isana«, sagte sie, ging auf die beiden zu und streckte die Hände aus.
    Isana nahm ihre Hände und ließ sich auf die Wange küssen. Bei der Berührung spürte Isana die tiefe Sorge unter der einstudierten Heiterkeit der Hohen Fürstin. »Aria. Was ist passiert?«
    Fürstin Placida nickte Araris höflich zu, ehe sie sich wieder an Isana wandte. »Ich bin nicht sicher, aber es sind versiegelte Befehle vom Ersten Fürsten eingetroffen, und mein fürstlicher Gemahl hat die Legionen von Placida in Alarmbereitschaft versetzt. Uns wurde befohlen, sofort in Richtung Hauptstadt aufzubrechen.«
    Unwillkürlich zog Isana die Augenbrauen hoch. »Nur wir?«
    Die Hohe Fürstin schüttelte den Kopf. »Auch ein halbes Dutzend der mächtigsten Fürsten meines Gatten wurden gerufen – und nach dem, was der Bote sagte, sind ähnliche Aufrufe im gesamten Reich ergangen.«
    Isana runzelte die Stirn. »Aber … warum? Was hat das zu bedeuten?«
    Arias Miene blieb ruhig, doch vor Isanas Sinnen konnte die Frau ihre Besorgnis nicht verstecken. »Nichts Gutes. Unsere Kutsche wartet.«

5

    In der großen Halle des Senatoriums war Isana erst einmal gewesen, und zwar aus Anlass ihrer Präsentationszeremonie, während derer sie zusammen mit anderen vor dem Reiche als neue Civis eingeführt worden war. Damals hatte sie das Rot und Schwarz des Hauses Aquitania getragen und war so aufgeregt gewesen, dass sie gar nicht bemerkt hatte, wie riesig dieses Gebäude war.
    Das Senatorium bestand aus schlichtem düstergrauen Marmor und war offensichtlich groß genug, um nicht nur die Senatoren mitsamt Gefolge aufzunehmen, sondern die gesamte Civitas des aleranischen Reiches. Man hatte Isana erzählt, hier fänden zweihunderttausend Seelen Platz, und jeder Besucher könne alles genauestens hören und sehen, was den klug von den Baumeistern eingesetzten Elementarkräften zu

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