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Die Befreier von Canea

Die Befreier von Canea

Titel: Die Befreier von Canea Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jim Butcher
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Sterben war noch nicht vorüber. Ernten waren vernichtet, ganze Wehrhöfe entvölkert, die Wirtschaft und die Regierung waren auf allen Ebenen zusammengebrochen. Überall auf dem Land, das früher von der Stadt Kalare aus gelenkt worden war, hatten sich Sklaven in blutigen Revolten erhoben. Wilde Elementare, deren aleranische Gegenstücke im Krieg durch Krankheit oder Hunger ums Leben gekommen waren, streiften durch die Gegend und stellten für die Menschen eine größere Gefahr dar als tollwütige Tiere.
    Daher suchten viele Menschen nach Arbeit, Essen und Schutz vor den Elementen, doch die Suche hatte in einem ausgedehnten Chaos geendet. Räuberunwesen breitete sich beinahe so schnell aus wie Krankheiten und wurden zur Geißel des Landes.
    Die riesigen Summen, welche die Krone in den raschen Bau einer Flotte gesteckt hatte, damit die aleranischen Streitkräfte die Canim in ihre Heimat zurück eskortieren konnten, hatten die Lage gefestigt – was ironischerweise auch für die Anwesenheit der Canim galt, die den Räubern so gnadenlos nachgesetzt hatten wie die aleranischen Legionares . Isana nahm an, dass hierin der eigentliche Grund bestand, weshalb man die Abreise der feindlichen Krieger um mehrere Monate verzögert hatte. Das hätte sie natürlich nicht beweisen können, doch verdächtigte sie Gaius, die Fertigstellung der letzten Schiffe absichtlich aufgehalten zu haben, um die Gegenwart der Canim auszunutzen, die dabei halfen, in den kriegsverheerten Gebieten die Ordnung wiederherzustellen.
    Die Senatsgarde und die Kronlegion hatten nach und nach die Kontrolle zurückerlangt, aber es war ein qualvoll langsamer Prozess gewesen, der von politischem Lavieren der Civitas geprägt war, die versuchte, neue Titel und Macht zu erlangen. Währenddessen starben die Wehrhöfer im Winter weiter an Krankheiten oder Hunger. Mit Hilfe von Geldspenden der Dianischen Liga hatte Isana getan, was sie konnte, um die Menschen in der Gegend zu unterstützen – bis eines Nachts zwei Männer mit gezogenen Schwertern bis zur Tür ihres Schlafzimmers vorgedrungen waren, wo sie von ihrem Leibwächter aufgehalten wurden.
    Die Nachricht vom plötzlichen Auftauchen eines Kronerben hatte sich wie ein Lauffeuer innerhalb weniger Tage von einer Grenze des Reiches zur anderen verbreitet. Das hatte weitere Streitereien hervorgerufen, da es den ehrgeizigen Plänen so mancher Cives abrupt einen Strich durch die Rechnung machte. Vielen Menschen gefiel der Gedanke überhaupt nicht, wieder andere witterten Betrug und verlangten, dass der Senat seinen Erbanspruch für ungesetzlich erklärte.
    Dem Senat fehlte dafür die rechtliche Grundlage. Septimus hatte für Zeugen gesorgt, welche die Identität seines Sohnes bestätigten. Allerdings hatte wohl jemand entschieden, der Senat könnte sich Octavians Einsetzung widersetzen, wenn man manche der Zeugen bequemerweise verschwinden ließ. Als wichtigste Zeugin wurde Isana natürlich ebenfalls ein Ziel solch mörderischer Ränke.
    Auf Vorschlag des Ersten Fürsten hatte sie daher Arias Einladung nach Placida angenommen, vorgeblich um auf mehreren wichtigen Versammlungen der Dianischen Liga Reden zu halten. In Wirklichkeit wusste sie genau, weshalb sie gekommen war: Es war der einzige Ort im Reich, wo man ihre Sicherheit einigermaßen gewährleisten konnte. Mit seinem Vorschlag hatte Gaius stillschweigend eingeräumt, dass selbst der Erste Fürst sie in Alera Imperia nicht mehr beschützen konnte.
    Natürlich bedeutete »einigermaßen gewährleisten« nicht das Gleiche wie »gewähren«.
    Für Isana gab es keine Sicherheit mehr.
    Sie hatte keine Ahnung, was der Grund für die aufgeregten Stimmen und die schnellen Schritte im Hof sein mochte, aber sie wollte kein Risiko eingehen. Also erhob sie sich vom Bett und zog sich sofort den langen, gepanzerten Mantel über, der auf einem Ständer hing. Sie schlüpfte nach den endlosen Übungen, zu denen Araris sie gezwungen hatte, rasch und wie von selbst in das schwere Gewand. Der Mantel sah aus, als wäre er aus schwerem Leder gefertigt, doch zwischen zwei Schichten des leichteren Materials waren feinste Stahlplatten genäht. Auch wenn der Mantel nicht die gleiche Festigkeit aufwies wie eine richtige Lorica, so bot er doch weit mehr Schutz als nackte Haut und konnte zudem bei Bedarf rasch angelegt werden.
    Nachdem sie ihn übergezogen hatte, schlüpfte sie in leichte Lederschuhe und schlang sich mit angewiderter Miene ein Ledergehenk über eine Schulter, wodurch

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