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Die Befreier von Canea

Die Befreier von Canea

Titel: Die Befreier von Canea Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jim Butcher
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Frau in der Loge nebenan erkannte.
    Die ernsthafte junge Heilerin mit dem bleichen Haar, Tochter des Hohen Fürsten von Ceres, wandte sich ihnen zu und nickte Isana würdevoll zu. Sie saß ganz allein im Abteil ihres Vaters und wirkte dadurch noch dünner und zerbrechlicher. »Guten Abend, Hoheit.«
    »Bitte, nenn mich Isana. Wir haben so viel zusammen durchgemacht.«
    Die junge Frau lächelte flüchtig. »Isana. Schön, dich gesund und munter zu sehen. Guten Abend, Ritter Araris.«
    »Fürstin«, sagte Araris leise und neigte den Kopf. Er schaute sich in dem leeren Abteil um und sagte mit sanfter Übertreibung: »Du hast deutlich weniger Begleitung bei dir, als ich erwartet hätte.«
    »Aus gutem Grund, Ritter«, antwortete Veradis und richtete ihre Aufmerksamkeit wieder auf die Senatoren. »Und wir werden sicherlich in Kürze hören, weshalb.«
    Isana lehnte sich zurück und betrachtete stirnrunzelnd die Reihen hinter den Hohen Fürsten, wo sich für gewöhnlich die jeweiligen Fürsten und Grafen hinter ihren Lehnsherren niederließen. Hinter der Loge von Lord Aquitania zum Beispiel saß in feinsten Gewändern eine große Gruppe Cives, die zum größten Teil das Rot und Schwarz des Hauses Aquitania trugen, während eine nur wenig größere Gruppe in Gold und Schwarz ihre Plätze hinter der Loge des Hohen Fürsten von Rhodos eingenommen hatte.
    Im Gegensatz dazu waren die Bereiche hinter der Loge von Fürst Cereus und auch hinter der von Fürst und Fürstin Placidus eher spärlich bevölkert. Und auf den Reihen hinter der Loge, in welcher der Hohe Fürst von Kalarus seinen Platz hatte, fand sich kein einziger Civis im Grün und Grau des Hauses Kalare. Das war durchaus keine Überraschung, wenn man bedachte, wie grauenhaft die offene Rebellion von Kalarus Brencis gegen die Krone geendet hatte.
    An den Rändern jedoch saßen einige Cives in den Farben der übrigen großen Häuser. Sicherlich hätte irgendjemand die Farben von Kalarus tragen sollen, und wenn auch nur aus Tradition und Gewohnheit. Manche der Familien kleideten sich bereits seit Jahrhunderten in ihnen. Ungeachtet der Taten des letzten Fürsten Kalarus hätten sie ihr altehrwürdiges Gewand bestimmt getragen – allein schon, weil etliche der ärmeren Cives sich keine neue Hofgarderobe leisten konnten, da die Nachwehen der Rebellion die gesamte Wirtschaft der Gebiete zerstört hatten.
    Wo war die Civitas von Kalare, von Ceres und von Placida? Was hat Fürstin Placida uns verschwiegen?
    Sie spürte die gleiche besorgte Neugier bei Araris und wandte sich ihm zu, weil sie davon ausging, dass auch ihm die Abwesenheit so vieler Cives aufgefallen war – doch er starrte aufmerksam hinunter zu den Senatoren.
    »Araris?«, murmelte sie.
    »Sieh mal zur Loge von Aquitania«, murmelte er. »Wo ist die Fürstin?«
    Isana blinzelte und sah genauer hin. Ganz eindeutig saß der Hohe Fürst Aquitanius Attis ohne seine bekannte und imposante Gemahlin Invidia da.
    »Wo könnte sie sein?«, murmelte Isana. »Ein Ereignis wie dieses würde sie sich doch niemals entgehen lassen.«
    »Vielleicht haben sie jetzt, nachdem ein Thronfolger aufgetaucht ist, endlich entschieden, sich gegenseitig umzubringen«, sagte leise eine vertraute Stimme. »Allerdings hätte ich in dem Falle das Geld verloren, das ich bei den Wetten unter den Kursoren eingesetzt habe.«
    Isana drehte sich um und entdeckte einen kleinen, dünnen Mann mit rotblondem Haar hinter sich, der sie aus der Reihe über der Loge von Placida anlächelte und die Ellbogen auf das Geländer stützte.
    »Ehren«, grüßte Isana und lächelte zurück. »Was machst du denn hier? Ich dachte, du wärest mit meinem Sohn nach Canea unterwegs.«
    Die Miene des jungen Mannes wurde ernst, und Isana spürte, wie er sich verschloss und seine Gefühle verhüllte. Doch zuvor empfing sie noch einen Schwall müder Niedergeschlagenheit, Wut und Angst. »Die Pflicht ruft«, antwortete er und brachte mühsam ein weiteres Lächeln zustande, als Aria in die Loge zurückkehrte. »Ach, Fürstin Placida. Ob du mir wohl einen Platz anbieten würdest, um mir die Rede des Ersten Fürsten anzuhören?«
    Fürstin Placida warf Isana einen Blick zu und zog eine Augenbraue hoch. »Selbstverständlich, Ritter Ehren. Bitte gesell dich zu uns.«
    Ehren neigte den Kopf zum Dank, schwang in aller Seelenruhe die Beine über das Geländer und rutschte in die Loge, wobei er sich lässig über die Feierlichkeit der Versammlung hinwegsetzte. Isana konnte nur mit

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