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Die Befreier von Canea

Die Befreier von Canea

Titel: Die Befreier von Canea Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jim Butcher
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Manche hätten sich sogar gleich auf dem Eis schlafen gelegt.«
    »Warum schläfst du nicht?«, fragte Tavi.
    »Ich bin nicht so müde. Denn ich durfte ihnen ja bei der Arbeit zuschauen«, brummte Demos. Tavi glaubte ihm kein Wort. »Irgendwer muss die Augen offen halten. Ich schlafe, wenn der Bootsmann aufwacht.«
    »Wie geht es den Männern?«
    »Drei habe ich verloren«, sagte Demos, und seine Stimme verriet keine Trauer. Tavi verwechselte das nicht mit Gefühllosigkeit. Der Mann war einfach zu müde, ob nun für Freude oder Trauer. »Die See hat sie sich geholt.«
    »Das tut mir leid«, sagte Tavi.
    Demos nickte. »Sie ist eine grausame Herrin. Aber trotzdem kehren wir immer zu ihr zurück. Sie wussten, was passieren konnte.«
    »Das Schiff?«
    »Auf meinem Schiff ist alles in Ordnung«, sagte Demos. Tavi entging der leise Stolz in seiner Stimme nicht. »Wie es bei den anderen aussieht, weiß ich nicht.«
    »Die beiden dahinten sehen ziemlich beschädigt aus«, meinte Tavi und deutete mit dem Kopf hinaus aufs Meer.
    »Aye. Stürme holen sich Masten, so wie ein Wasserbock Schilf umknickt.« Demos schüttelte den Kopf. »Die größeren Schiffe hat es in diesem Orkan härter getroffen. Die Hexer der Flotte konnten verhindern, dass wir völlig voneinander getrennt wurden. Das Meer ist jetzt hübsch ruhig, da könnten wir ein paar Flieger losschicken, die alle wieder einsammeln – sobald die Leute wieder wach sind. Lass ihnen ein paar Stunden Zeit.«
    Tavi knirschte mit den Zähnen. »Irgendetwas muss es doch für mich zu tun geben. Wenn du möchtest, ruh dich aus, und ich habe ein Auge auf …«
    Demos schüttelte den Kopf. »Niemals, mein Fürst. Du magst vielleicht ein verrückter Genius sein, wenn es um den Krieg geht, aber du segelst ungefähr so gut, wie Kühe fliegen. Mein Schiff wirst du nicht kommandieren. Nicht einmal in diesem Teich.«
    Tavi schnitt eine Grimasse, wollte aber nicht mit dem Mann streiten. Demos hatte recht feste Ansichten, was die Ordnung im Universum anging. Auf seinem Schiff zum Beispiel war er das einzige Wesen, das bestimmte. Da die Schleiche den Sturm in so gutem Zustand überstanden hatte, während andere Schiffe schwere Schäden hatten hinnehmen müssen, war Demos’ hohe Meinung von sich selbst in dieser Hinsicht wohl nicht ganz unbegründet.
    »Ich habe tagelang wie ein fauler Hund herumgelegen«, sagte Tavi.
    »Wie ein kranker Hund«, erwiderte Demos. Er blickte Tavi in die Augen. »Du siehst immer noch nicht sonderlich fit aus. Die Marat-Frau hat sich Sorgen gemacht deinetwegen. Hat härter geschuftet als jeder von uns, um sich abzulenken.«
    »Sie war nur meine Bauchschmerzen leid«, sagte Tavi.
    Demos lächelte schwach. »Ich nehme an, in Kürze wirst du genug zu arbeiten haben, Hoheit. Dann möchte niemand von uns in deiner Haut stecken.«
    »In Kürze, ja. Aber ich möchte jetzt etwas tun«, gab Tavi zurück. Er blickte sich auf dem Schiff um. »Die Männer werden hungrig aufwachen.«
    »Aye, wie junge Leviathane.«
    Tavi nickte. »Dann gehe ich mal in die Kombüse.«
    Demos zog eine Augenbraue hoch. »Wenn du mir mein Schiff in Brand steckst, röste ich dich lebendig über den Flammen, ehe es sinkt. Hoheit.«
    Tavi war schon unterwegs zur Kombüse und schnaubte nur. »Ich bin auf einem Wehrhof aufgewachsen, Kapitän. Küchendienst ist mir nicht neu.«
    Demos lehnte sich mit verschränkten Armen auf die Reling. »Wenn ich mir eine Bemerkung erlauben darf, Octavian: Du weißt noch nicht genau, wie man sich als Princeps zu benehmen hat, nicht?«
    Die Männer rührten sich früher, als Tavi erwartet hätte. Zum Teil lag es daran, dass es immer kälter wurde und in der noch immer feuchten Kleidung keine rechte Behaglichkeit aufkommen wollte. Auch kleinere Verletzungen und Zerrungen, wie man sie sich bei der gefährlichen Arbeit schnell zuzog, waren ein Grund. Aber vor allem trieb der Hunger die Mannschaft aus den Kojen.
    In der Kombüse gab es einen Kälteschrank, der zwei Kaltsteine fassen konnte, und Tavi sah mit Überraschung, wie viel Fleisch darin gelagert war. Als die Männer langsam aufstanden, hatte er einen Riesenberg Brei zubereitet und vier Schinken in Scheiben geschnitten und gebraten. Dazu gab es Schiffszwieback und mehrere Kannen mit heißem, bitterem Tee. Der Brei hatte mehr Klumpen als der, den der Schiffskoch normalerweise zubereitete, und ein echter Feinschmecker wäre von dem Schinken vielleicht nicht wirklich begeistert gewesen, doch er war auch auf gar

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