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Die Befreier von Canea

Die Befreier von Canea

Titel: Die Befreier von Canea Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jim Butcher
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keinen Fall halb roh geblieben. Wie Demos vorhergesagt hatte, schaufelte die Mannschaft das Essen geradezu in sich hinein, während Tavi den übrigen Seeleuten, die in einer Schlange warteten, einem nach dem anderen das Essen auf die Teller füllte.
    Dabei unterhielt er sich kurz mit jedem, fragte den Betreffenden nach seinen Erlebnissen im Sturm aus und bedankte sich für ihre hervorragende Arbeit. Die Seeleute, die Tavi noch von der Reise im vergangenen Jahr kannten, sprachen freundlich mit ihm, keiner jedoch behandelte ihn ohne den gebührenden Respekt.
    Die letzten in der Reihe waren Maximus, Kitai und Magnus. Der alte Mann warf ihm einen missbilligenden Blick zu.
    »Behalte es für dich«, sagte Tavi leise, als Magnus zu ihm kam. »Ich möchte kein einziges krähenverfluchtes Wort hören, Magnus. Ich habe eine Woche lang wie ein Kind im Bett gelegen. Mir ist nicht danach, ausgescholten zu werden.«
    »Hoheit«, sagte Magnus ziemlich steif und ebenso leise. »Dich in aller Öffentlichkeit zu schelten würde mir im Traum nicht einfallen. Denn möglicherweise hätten dann die anderen nicht mehr den nötigen Respekt vor deinem Amt.«
    Max trat ohne zu zögern vor Magnus, nahm sich einen Teller, und stellte ihn vor Tavi auf den Tresen. »Na, Koch«, sagte er und gähnte. »Ich hätte gern ein Stück Schinken, das nicht vollkommen schwarz gebrannt ist. Falls es so was gibt.«
    »Diese drei Scheiben haben sich die Ratten geklaut und auf den Boden gezerrt, ehe sie durchgebraten waren«, antwortete Tavi und lud Max einen Haufen auf den Teller. »Aber dann haben die kleinen Viecher das Zeug aus irgendeinem Grund nicht gefressen.«
    »Ratten sind schlau«, sagte Kitai und stellte ihren Teller vor Tavi, nachdem Max seinen genommen hatte. »Deshalb passt der Schinken eher zu dir, Maximus.« Sie zog sich ihren Teller heran und lächelte Tavi an. »Danke, Aleraner.«
    Tavi zwinkerte ihr zu und erwiderte das Lächeln, ehe er sich Magnus zuwandte.
    Der alte Kursor wandte den Blick gen Himmel, seufzte tief und holte sich einen Teller. »Bitte besonders viel Brei, Hoheit.«
    »Also gut«, seufzte Max und schloss die Kabinentür hinter sich. Der große Antillaner hielt ein kleines Blatt Papier in die Höhe und legte es vor Magnus auf den winzigen Schreibtisch.
    »Die Ritter Aeris haben zwei Dutzend weitere Schiffe gefunden, die vom Kurs abgekommen waren, und die sind jetzt in unsere Richtung unterwegs. Crassus glaubt, wir haben alle Schiffe gefunden, die den Sturm überstanden haben.«
    Tavi atmete langsam aus. »Wie viele haben wir verloren?«
    »Elf«, antwortete Magnus leise. »Acht von den Freien Aleranern, drei von der Legion.«
    Elf Schiffe. Mit Mannschaft und Legionares insgesamt zweitausend Seelen, die nach dem Sturm vermisst wurden.
    »Und bei den Canim?«, erkundigte sich Tavi.
    »Nach bisherigen Zählungen vierundachtzig«, sagte Magnus. »Zum größten Teil Frachtschiffe mit Nichtkämpfern.«
    Einen Moment lang sagte niemand etwas. Von draußen hörte man die Trauergesänge der Canim, wildes, einsames Geheul, das über die eisige, stille See von den dunklen Schiffen herüberhallte.
    »Wie ist der Zustand der Schiffe?«, wollte Tavi wissen.
    »Die Frachtschiffe der Legion haben beträchtliche Schäden erlitten«, antwortete Max. »Mastbrüche, Schäden am Rumpf und so weiter.«
    »Die meisten dieser Wannen können immer noch untergehen«, warf Demos ein. »Wir haben Glück, wenn wir halbe Geschwindigkeit schaffen. Sollte uns der nächste Sturm auf offenem Meer erwischen, werden wir deutlich größere Verluste hinnehmen müssen.«
    »Laut Vargs Nachricht«, sagte Tavi und winkte mit einem anderen Stück Papier, »sind die Canim-Schiffe nicht viel besser dran als unsere. Der Sturm hat uns, so schreibt Varg weiter, mehrere hundert Meilen von unserem Kurs abgebracht und nach Norden verschlagen – deshalb das ruhige Meer, die Kälte und das Eis. Er sagt, hier in der Nähe gibt es einen Hafen, den wir vielleicht anlaufen könnten. Allerdings hatte er mir unseren genauen Aufenthaltsort nicht mitgeteilt.«
    »Geben wir den Wolken ein paar Tage Zeit, damit sie sich auflösen können, und dann können wir die Sterne sehen«, sagte Demos leise.
    »Nun ja, Sterndeutung bringt uns hier auch nicht weiter«, sagte Max. »Nichts für ungut, Kapitän.«
    Demos blickte Max schief von der Seite an und wandte sich Tavi zu.
    »Es geht nicht um Hellseherei, Tribun«, sagte Tavi. »Seeleute draußen auf hoher See können den Kurs bestimmen,

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