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Die Befreier von Canea

Die Befreier von Canea

Titel: Die Befreier von Canea Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jim Butcher
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Geste hatte bei den Canim nämlich eine andere Bedeutung als bei den Aleranern. »Du magst sie nicht besonders, oder?«
    Gradash kratzte sich mit der dunklen Pfote unter dem Kinn. »Na ja, eins kann man den vom Schnee verwirrten, krähenfressenden Schleichen von Shuar zugute halten: Wenigstens sind sie keine Maraul.«
    »Die Maraul magst du auch nicht?«, fragte Tavi.
    »Die lieben Schlamm, kriechen durch die Sümpfe, klettern auf Bäume und fressen Pilze«, antwortete Gradash. »Keiner von denen hätte es nicht verdient, schreiend in den Kiefern eines durchgedrehten Leviathans zu enden. Aber eins kann man den Maraul zugute halten: Wenigstens sind sie keine Aleraner.«
    Tavi lachte schallend, und diesmal zeigte er die Zähne. Der Cane hatte, so glaubte er, gerade gescherzt. Oder vielleicht hatte er auf diese Weise seine Bewunderung für die Aleraner ausdrücken wollen, indem Gradash sie mit Feinden verglich, die er offensichtlich respektierte, wenn er ihnen mit seinen Beleidigungen Zeit und Aufmerksamkeit widmete.
    Wahrscheinlich war es beides. Bei den Canim galt ein respektierter Feind so viel wie ein Freund – vielleicht sogar mehr. Im Denken der Canim konnte man von einem Freund eines Tages enttäuscht werden, während man darauf vertrauen durfte, dass sich ein Feind immer wie ein Feind benahm. Aus der Sicht der Canim war es daher keine Herabsetzung, wenn man in einem Atemzug mit respektierten Feinden beleidigt wurde.
    Tavi suchte die Klippen ab, denen die Flotte nun in ungefähr einer halben Meile Abstand nach Süden folgte. »Wir werden beobachtet«, stellte er fest.
    »Gewiss«, bestätigte Gradash. »Die Grenzen zwischen den Gebieten werden ständig bewacht, und das gilt ebenso für die Küsten und Flüsse.«
    Tavi runzelte die Stirn, schaute weiterhin zu den Klippen und wünschte, seine beschränkten Elementarkräfte würden die Fähigkeit der Weitsicht mit einschließen. »Das sind … Reiter. Ich wusste gar nicht, dass es bei euch Reittiere gibt.«
    »Taurga«, erklärte Gradash. »Sie sind nicht für Seereisen geeignet und waren noch nie in Alera.«
    Ein Schatten bewegte sich über dem Deck, und Tavi blickte nach oben, wo Kitai in der Takelage auf einer Spiere hockte wie eine Katze und anscheinend schlief. Doch ein grünes Schimmern zwischen den silberweißen Wimpern verriet ihm, dass sie wach war, und der leicht verzogene Mund enthüllte ihre Zufriedenheit. Schon hatten sie etwas Interessantes erfahren, weil sie die Reise fortgesetzt hatten.
    Tavi formte mit den Lippen in ihre Richtung die Worte: »Ich weiß, du hast es gleich gesagt.«
    »Wie weit ist es von hier aus bis zum Hafen, älterer Bruder?«
    »Bei dieser Geschwindigkeit? Zwei Stunden ungefähr.«
    »Wie lange dauert es, bis Varg eine Antwort von den Shuaranern bekommt?«
    »So lange es eben dauert«, sagte Gradash. Er sah nach hinten auf seinen Schwanz. »Hoffentlich jedoch bald. Uns bleibt nicht einmal mehr ein Tag, bis uns der nächste Sturm erreicht.«
    »Wenn wir festen Boden unter den Füßen haben, könnten einige unserer Wirker vielleicht etwas gegen den Sturm unternehmen.«
    Gradash sah Tavi schief an. »Ach, wirklich? Warum habt ihr das nicht in dem Sturm gemacht, der hinter uns liegt?«
    »Ein Windwirker muss in die Luft aufsteigen, in den Sturm, damit er Einfluss ausüben kann. Der Wind, den sie zum Fliegen brauchen, wirbelt eine Menge Gischt vom Meer auf«, antwortete Tavi. »In Meerwasser ist viel Salz enthalten, und das behindert und verletzt die Windelementare. Bei rauer See wäre der Abflug gefährlich und eine Landung wahrscheinlich Selbstmord.«
    Gradash grunzte; es klang wie ein Husten. »Deshalb überbringen eure Flieger nur bei ruhiger See die Nachrichten, während es mit Booten erledigt wird, sobald es etwas rauer wird.«
    Tavi nickte. »Sie können sicher auf Deck landen oder sich, falls Gischt droht, einfach ins Wasser fallen lassen, wo sie von den Mannschaften der Schiffe geborgen werden. Ich würde sie allerdings nicht unnötig in Gefahr bringen wollen.«
    »Und die können den Sturm aufhalten?«
    Tavi zuckte mit den Schultern. »Bis sie ihn nicht gesehen und seine Stärke eingeschätzt haben, kann ich das nicht genau sagen. Eigentlich sollte es aber möglich sein, ihn wenigstens abzuschwächen.«
    Gradash zuckte anerkennend mit den Ohren. »Dann würde ich vorschlagen, dass sie mit der Arbeit anfangen. Das wäre für dein Volk genauso nützlich wie für meins.«
    Tavi dachte über diesen Satz einen Moment lang

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