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Die Befreier von Canea

Die Befreier von Canea

Titel: Die Befreier von Canea Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jim Butcher
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hätte Ehren nicht mehr sagen können, wann er das Messer gezogen hatte, doch in dem Augenblick, als er das Gesicht sah, schoss sein rechter Arm vor, zerschlug die Scheibe und stieß die Klinge bis zum Heft in eins der glitzernden Augen.
    Das Wesen kreischte klagend, als würde Metall quietschen und gleichzeitig ein Hund knurren. Grünbraunes Blut spritzte aus der Wunde.
    Ehren ließ das Messer los, lehnte sich zurück, brüllte, um seine Kraft zu sammeln, und trat mit dem Stiefelabsatz auf die Sichel, die immer noch in der Tür steckte. Die Waffe brach sauber durch wie die Kante eines Pferdehufes, und der Vord-Ritter verschwand vom Fenster der Kutsche.
    Gaius kniete über dem verwundeten Ritter, sah auf und nickte Ehren anerkennend zu.
    Und dann hörten sie einen Trompetenstoß, einen Ton, der das Tosen des Windes und den Lärm der Schlacht übertönte.
    »Ah«, sagte Gaius. »Hervorragend.«
    Draußen vor der Kutsche gab es einen Lichtblitz, auf den krachender, ohrenbetäubender Donner folgte. Dann kam noch ein Blitz und wieder einer. Zwischen den erschütternden Donnerschlägen gab es kleinere Blitze, begleitet von einem hohlen Krachen, und Ehren sah, wie ein Vord-Ritter mit abgebrannten Flügeln und vom Feuer zusammengeschmolzenem Körper am Fenster vorbeitrudelte. Die Kutsche legte sich leicht nach rechts und stieg wieder in die Höhe, sanft diesmal, nicht steil wie in der Hitze des Gefechts.
    Einen Augenblick später klopfte es an der Kutschentür. Ehren hatte unwillkürlich sofort wieder ein Messer in der Hand und war froh, dass seine Finger mitdachten.
    »Immer mit der Ruhe«, sagte Gaius, »lass ihn herein, Ritter Ehren.«
    Ehren schluckte und öffnete die Tür, vor der er einen älteren Mann in feiner, wenn auch altmodischer Rüstung sah, der auf einem Windstrom neben der Kutsche flog. Das Haar war kurzgeschoren, die Bartstoppeln waren überwiegend weiß, und die Augen lagen vor Erschöpfung tief in den Höhlen, obwohl Zorn und Verbitterung in ihnen funkelten.
    »Hoheit«, stotterte Ehren. Er rückte von der Tür zurück und nickte dem Hohen Fürsten Cereus zu.
    »Majestät«, sagte Cereus, kam herein und schloss die Tür hinter sich.
    »Hoheit«, grüßte Gaius. »Einen Moment bitte.« Er machte kurz die Augen zu und zog die Hand von dem verwundeten Ritter zurück. Der Mann lag blass und reglos da, doch seine Brust hob und senkte sich, und die Blutung war gestillt. »Vielen Dank.«
    »Dafür ist kein Dank erforderlich, Majestät. Was immer diese anderen Schakale auch vorgeben, Sextus, du bist der Erste Fürst von Alera und mein Herr. Dir bin ich zum Dienst verpflichtet.«
    »Trotzdem vielen Dank«, erwiderte Gaius ruhig. »Mein Beileid zum Verlust von Vereus. Er war ein guter junger Mann.«
    Der Hohe Fürst blickte aus dem Fenster in die aufziehende Dunkelheit. »Veradis?«
    »Befindet sich in Sicherheit«, sagte Gaius, »und so bleibt es, solange ich noch einen Hauch Atem in meinem Körper habe.«
    Cereus neigte den Kopf und holte tief Luft. »Vielen Dank.«
    »Dafür brauchst du dich nicht bei mir zu bedanken«, erwiderte Gaius und lächelte schwach. »Was immer diese Schakale auch behaupten, ich bin dein Herr. Pflichten gelten auch für die, die den höheren Rang innehaben.« Erneut runzelte er die Stirn und blickte aus dem Fenster. »In einer Woche habe ich die Legionen in einer Stellung, in der sie Ceres unterstützen können. Was gibt es Neues über den Vormarsch der Vord zu berichten?«
    Cereus sah erschöpft auf. »Dass er immer schneller wird, gleichgültig, was wir unternehmen.«
    »Schneller?«, platzte Ehren heraus. »Was meinst du damit?«
    Der alte Hohe Fürst schüttelte den Kopf und sagte es gerade heraus. »Ich meine, Ritter Ehren, mein Fürst, dass meiner Stadt keine Woche mehr bleibt. Die Vord werden uns in zwei Tagen erreicht haben.«

13

    Amara hielt den Pfeil, der in die Bogensehne gespannt war, bereit, damit sie jederzeit schnell schießen konnte, aber nicht zu fest, damit der Arm nicht ermüdete. Das war gar nicht so einfach zu lernen gewesen, zumindest nicht, bis sie die notwendigen Muskeln entwickelt hatte, um den Bogen durchzuziehen, den ihr Gemahl für sie gemacht hatte. Langsam machte sie einen Schritt nach vorne. Sie setzte den Fuß vollkommen geräuschlos auf, während ihre Augen ins Leere blickten, so wie man es ihr beigebracht hatte. In der Dunkelheit vor der Dämmerung herrschte im Wald beinahe Stille, doch Cirrus, ihr Windelementar, brachte jeden Laut so deutlich an ihr

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