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Die Befreier von Canea

Die Befreier von Canea

Titel: Die Befreier von Canea Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jim Butcher
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hatten zwei Krieger ein Fass aufgetrieben, es mit Süßwasser gefüllt und ihren Offizier ohne großes Aufhebens hineingesetzt.
    Tavi hatte die Wunde richtig eingeschätzt. Der Cane war durch den Schmerz und die Schwächung der wichtigen Muskeln außer Kraft gesetzt, doch die Sehnen oder wichtigen Blutgefäße waren nicht beschädigt. Auch wenn es nicht leicht war, solche Verletzungen zu beheben, so stellte es jemanden wie Antillar Maximus, der diese Kunst hervorragend beherrschte, vor keine großen Schwierigkeiten. Es dauerte nicht lange, da zog er die Hand aus dem Wasser und betete die Ratschläge herunter, die jeder Legionsheiler einem Legionare nach der Behandlung einer verhältnismäßig kleinen Wunde mit auf den Weg gab: »So, erledigt. Heute Abend wirst du hungrig und müde sein. Das ist immer so. Iss viel Fleisch, trink viel und schlaf so viel wie möglich.«
    Die Canim wollten Anag aus dem Fass helfen, doch der verscheuchte sie und stieg allein heraus. Er sprang auf den Kai und belastete dabei vor allem das Bein, das verwundet gewesen war. Dabei knurrte er vor Unbehagen – aus eigener Erfahrung wusste Tavi, dass das Bein noch wenigstens eine Stunde oder länger schrecklich schmerzen würde, aber er konnte es benutzen.
    Die Canim-Krieger schauten mit nach vorn gestellten Ohren und leuchtenden Augen zu, wie Anag einige Schrittabfolgen aus Schwertübungen vorführte und mit einer Attacke beendete. Beifällig zuckten sie mit den Ohren, was bei aleranischen Soldaten ungefähr tosendem Jubel entsprochen hätte.
    Anag trat zu Tavi und entblößte seine Kehle. Tavi erwiderte die Geste, wenn auch nicht ganz so weit.
    »Ich bin dankbar für die Künste deines Heilers«, knurrte Anag.
    »Er ist ein Krieger und kein richtiger Heiler«, antwortete Tavi. »Meine Heiler wären beleidigt über diesen Vergleich.«
    »Ich wollte niemanden beleidigen«, sagte Anag, vielleicht eine Spur zu schnell.
    »So habe ich dich auch nicht verstanden«, gab Tavi zurück. »Weil ich es war, der dir die Wunden zugefügt hat, habe ich es als meine Verantwortung gesehen, auch für ihre Heilung zu sorgen.«
    Anag legte den Kopf schief und sah ihm in die Augen. »Du hast dich verantwortlich gefühlt, mein Leben zu schonen, obwohl du mich hättest töten können. Du warst mir gar nichts schuldig.«
    »Du hast nur deine Pflicht getan und deinen Rudelmeister verteidigt – ganz gleichgültig, wie er sich benommen hat«, erwiderte Tavi. »Ich möchte Lararl nicht beleidigen, indem ich ihn vorübergehend eines wertvollen Kriegers beraube, wenn ich die Möglichkeit habe, das zu vermeiden.«
    Anag nickte, bot ihm erneut die Kehle dar, und zwar eine Spur tiefer. »Ich werde auch dafür sorgen, dass dein Volk gut untergebracht wird, Tavar von Alera. Darauf hast du mein Wort.«
    »Dafür bin ich dir dankbar«, sagte Tavi ernst. »Und ich gebe dir mein Wort darauf, dass mein Volk sich hier friedlich benehmen wird und dass wir keine Waffe erheben, außer um uns zu verteidigen.«
    »Dafür bin ich dankbar«, erwiderte Anag. »Deine Waffen bitte.«
    Tavi zog eine Augenbraue hoch.
    Varg sah ihn an, zog sein Schwert und reichte es Anag, Heft voran. »Aleraner«, forderte er Tavi auf, das Gleiche zu tun.
    Die Übergabe der Waffen musste auf verschiedenen Ebenen eine Bedeutung für die Canim haben, doch er war nicht sicher, was es mit dieser speziellen Geste auf sich hatte. Allerdings wollte er die Bereitschaft der Gastgeber, ihnen Schutz zu gewähren, nicht aufs Spiel setzen, solange die Schiffe noch draußen auf See waren und schlechtes Wetter bevorstand, also nahm er die beiden Gehenke von den Schultern und reichte sie Anag, Hefte der Schwerter voran. »Wozu?«
    »Wir haben Schutz und Zuflucht von Lararl erbeten, einem Kriegsführer der Shuar«, antwortete Varg. »Der Rudelmeister vor Ort hat uns beides vorläufig gewährt. Jetzt müssen wir zu Lararl gehen und mit ihm sprechen, und er wird über unser Schicksal entscheiden.«
    Das klang eher unheilvoll. »Und was bedeutet das?«, fragte Tavi.
    Varg blinzelte Tavi an, als hätte er eine törichte Frage gestellt. »Wir haben uns dem Feind ergeben, Aleraner. Jetzt bist du Kriegsgefangener.«

12

    Die Windkutsche ruckte heftig zu einer Seite und sank plötzlich steil ab. Wenn Ehren den Sicherheitsriemen nicht um den Bauch gelegt hätte, wäre er mit dem Kopf ans Dach gestoßen. So stieg ihm lediglich der Magen bis in den Hals hinauf, und seine Arme bewegten sich wie von selbst nach oben. Das Buch, in dem er

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