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Die Befreier von Canea

Die Befreier von Canea

Titel: Die Befreier von Canea Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jim Butcher
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ihn beobachtete.
    Die Augen des großen Cane wirkten immer noch leer. Sein Fell klebte regennass am Kopf und ließ ihn irgendwie kleiner, verwundbarer und gefährlicher wirken.
    Varg neigte den Kopf leicht zur Seite.
    Tavi erwiderte die Geste.
    Der Cane wandte sich nach vorn, und sie kehrten zu den anderen zurück. Als die Gruppe der Taurga schließlich weiterzog, sonderte sich Varg ein wenig von den übrigen ab.
    »Shuar«, sagte Anag und zeigte nach vorn.
    Die Straße hatte sie zu den Befestigungsanlagen geführt, die sie vom Rand des Steilhangs aus gesehen hatten. Für ein militärisches Lager musste es riesig sein. Um so viele Krieger zu versorgen, brauchte man einen riesigen Tross, und es war fast unvorstellbar, wie eine derartig große Menge hier leben sollte. Der Ort übertrumpfte leicht Alera Imperia an Größe und in seiner grimmigen Pracht mit den dunklen, kahlen Steinen und den eigenartig geformten und sehr schmalen Türen und Fenstern. Die Canim, so schien es, legten nicht viel Wert darauf, hohe Gebäude zu errichten. Alle Häuser waren mehr oder weniger in Form eines Würfels errichtet und deshalb nicht übermäßig hoch, obwohl einige durchaus mehrere Stockwerke aufwiesen. Die Gebäude mussten innen sehr viel Platz bieten und hatten vermutlich weitaus mehr Bewohner als jene in Alera.
    Und sogar diese riesige Stadt platzte längst aus allen Nähten. Kuppelförmige Zelte standen in geraden Reihen um die Stadtmauern herum und breiteten sich über Tausende von Schritt auf dem offenen Gelände aus. Umgeben war das Lager von einfachen Erdwällen, auf denen Canim-Krieger in blau-schwarzer Rüstung Wache hielten. Jenseits davon hatte man schlichtere Zelte in einem ungeordneten Durcheinander errichtet. Während sie hindurchritten, sah Tavi Gerber, Schmiede und alle Arten von Händlern, die für die Versorgung einer so riesigen Truppe unerlässlich waren. Als Angehörige der Erzeuger-Kaste hatten die Händler offensichtlich nicht mehr genug Platz in den Vierteln der Stadt, die ursprünglich für sie gedacht waren. Wegen der Kälte und des Regens hielten sich die meisten Bewohner in den Zelten auf, doch einige, insbesondere Schmiede, arbeiteten hart unter dünnen Baldachinen. Canim-Kinder standen in den Zelteingängen und schauten mit großen Augen zu, wie die Taurga schnaufend vorbeischwankten.
    »Die sind süß«, merkte Max an. »Die Kleinen.«
    Durias schnaubte.
    Tavi schaute über die Schulter zu dem früheren Sklaven und zog eine Augenbraue hoch. »Nicht süß?«
    »Sie sind hinreißend«, sagte Durias. »Aber einmal habe ich gesehen, wie ein aleranischer Sklavenhalter, der vor Gericht gestellt werden sollte, versucht hat, eins der Kleinen als Geisel zu nehmen und mit ihm zu fliehen. Ein kleines Weibchen, vielleicht fünf Jahre alt. Er hatte sie im Nacken am Fell gepackt und ihr den Arm um die Kehle gelegt. So wie ein Kind, das man vielleicht erwürgen will. In der anderen Hand hielt er ein Messer.«
    Kitai, die vor Tavi ritt, drehte sich im Sattel um, hielt trotz des schwankenden Taurg das Gleichgewicht und sah Durias neugierig an. »Was geschah dann?«
    »Dieser kleine Welpe hat dem Mann mit der Schnauze die Hand abgerissen und gleichzeitig die Schulter ausgekugelt.«
    Tavi zog die Augenbrauen hoch. »Die müssen aber viel Kraft haben.«
    »Sie entwickeln sich nicht so wie unsere Kinder«, erklärte Durias. »Sobald sie laufen können, sind ihre Muskeln fast so kräftig wie bei einem Erwachsenen.«
    »Was passierte mit dem Sklavenhalter?«, erkundigte sich Kitai. »Wurde er vom Gericht verurteilt?«
    »Nein«, antwortete Durias knapp. »Die Mutter der Kleinen stand daneben. Und ihr Onkel. Sobald das Kind außer Reichweite des Messers war …«
    Tavi zuckte zusammen. Natürlich bedauerte er einen Mann nicht, der ein Kind als Geisel nahm, selbst ein Kind von einem Feind; trotzdem konnte er sich nicht vorstellen, dass ein Sklavenhalter, und mochte er noch so gutherzig und gesetzestreu gewesen sein, ein Gerichtsverfahren überleben würde, in dem seine früheren Sklaven das Urteil fällten. Dieser Druck konnte einen Mann zu schieren Verzweiflungstaten verleiten.
    »Mach dir keine Sorgen seinetwegen, Hauptmann«, sagte Durias kurz darauf, als hätte er Tavis Gedanken gelesen. »Der Kerl hatte Frauen vergewaltigt und Schlimmeres getan. Wir haben alles in unserer Macht Stehende versucht, um denjenigen, die keine Frauen missbraucht und niemanden getötet hatten, das Leben zu retten.«
    Tavi schüttelte den Kopf

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