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Die Befreier von Canea

Die Befreier von Canea

Titel: Die Befreier von Canea Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jim Butcher
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gespenstische Stimmung. Was in Alera Imperia das vertraute Murmeln der Menge gewesen wäre, war hier ein Chor aus Knurren und Fauchen, aus dem die Sprache der Canim bestand. Auch wenn das Licht des Schwertes hell schien, sah man außerhalb seines Kreises nur dunkle Schemen sowie Tausende und Abertausende von leuchtenden roten Augen. Dazwischen blitzten gelegentlich weiße Reißzähne auf.
    Diese Stimmung wurde auch nicht weniger gespenstisch, als Max und Crassus auf Tavis Vorschlag hin langsam die Helligkeit der Flammen minderten, bis sich die aleranischen Augen besser an den trüben roten Schein gewöhnt hatten, den die Canim als Licht bevorzugten. Noch immer konnten sie wenig erkennen, aber wenigstens waren sie nicht völlig blind, und sie vermieden Situationen, in denen sie schwach ausgesehen hätten, was ziemlich wichtig war, wenn man solche Raubtiere als Gastgeber hatte.
    Falls kein Wunder geschähe, würden sie aus dieser Festung bei Nacht nicht fliehen können, dachte Tavi. Allein das fehlende Licht machte das unmöglich, selbst wenn der Gedanke an Flucht nicht allein wegen der riesigen Überzahl schon lächerlich gewesen wäre. Um genug Licht zu haben, damit sie sehen konnten, mussten sie gewissermaßen mit einem Leuchtfeuer herumlaufen, das ihren Aufenthaltsort jederzeit verraten würde. Auch bei Tag würden sie sicherlich nicht einfach herumschleichen können. Sie mussten sich demnach vollkommen auf ihre Elementarkräfte verlassen, wenn es zum Äußersten kam, und in einer Umgebung aus kahlem Stein wäre ein Schleier mit Holzkräften kaum herzustellen, während man einen empfindlichen mit Windkräften nur schwer aufrecht erhalten konnte.
    Er wäre also gut beraten, die Notwendigkeit zur Flucht gar nicht erst entstehen zu lassen.
    Falls ihm das gelang.
    Anag führte sie eine steile Straße entlang, die sich am Rande der Hochebene nach unten wand und in regelmäßigen Abständen von Toren und Wehranlagen gesichert war. Es handelte sich um die Straße, die von unten hinauf zum Gebiet der Shuar führte. Erst weit unten nahe dem Fuß des Berges hielten sie vor dem größten Gebäude an, das sie bislang gesehen hatten, einem riesigen Würfel aus schwarzem Stein, der mindestens zweihundert Fuß hoch aufragte.
    Nachdem sie abgestiegen waren, passierten sie mehrere Wachposten und hochrangige Offiziere. Es dauerte fast zwei Stunden, bis sie die Kommandokette hinter sich gebracht hatten, aber schließlich führte man sie in ein Zimmer irgendwo mitten in dem Gebäude. Es war ein großer Raum mit einer hohen Gewölbedecke. Tavi war beeindruckt von der Baukunst. Die Kuppel musste ein riesiges Gewicht haben, wurde jedoch nicht von Säulen gestützt und spannte sich trotzdem von einer Wand zur anderen.
    Ein rotes Kohlenfeuer brannte in einer Vertiefung in der Mitte des Raums. Daneben stand ein runder Tisch, der nur zwei Fuß hoch war, aber einen Durchmesser von zehn Fuß hatte und ein Modell der Festung trug. Blaue Steine zeigten die Stellungen der Canim, schwarze die der Vord, und grüner Sand stellte das Kroatsch dar.
    Mehrere Shuaraner mit ihrem auffälligen goldfarbenen Fell saßen in ihrer typischen Hocke um den Tisch und knurrten einander an. Nur einer schwieg. Dieser, ein eher kleiner, aber stämmiger Angehöriger seiner Art, dessen Fell silberne Streifen im Gold zeigte, starrte nur wortlos auf das Modell vor sich und hörte der Unterhaltung zu, wobei seine Ohren aufmerksam zuckten.
    Anag trat an den Tisch und neigte den Kopf tief zu einer Seite. »Kriegsführer.«
    Der stämmige Cane hob den Blick, und Tavi sah seine eigenartigen Augen, denn sie waren hellblau vor blutrotem Hintergrund. Er legte ebenfalls den Kopf schief, allerdings nur leicht. Die anderen Canim am Tisch verstummten. »Stellvertretender Rudelmeister«, knurrte der Kriegsführer. Er sprach mit einer selbst für Canim sehr tiefen Stimme. »Wo ist dein Rudelmeister?«
    »In Molvar, Herr«, erwiderte Anag höflich und ausdruckslos. »Verletzt.«
    »Tödlich, nehme ich an?«
    »Ich bin mir nicht sicher, Herr«, erwiderte Anag. »Doch wenn ich meine Meinung äußern darf: Ich bin kein Heiler, Herr, aber ich habe noch nie gehört, dass ein Krieger an einer sauberen Wunde am Fuß gestorben wäre.«
    »Damit das geschieht«, erwiderte der Kriegsführer, »müsste er zunächst einmal ein Krieger sein, nicht der Abkömmling aus einer erzwungenen Verbindung zwischen einem Schakal von Ritualisten und einem Weibchen, das fast noch ein Welpe war.«
    »Wie du

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