Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Befreier von Canea

Die Befreier von Canea

Titel: Die Befreier von Canea Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jim Butcher
Vom Netzwerk:
dort, wo es nicht unter der Rüstung verborgen war, fast platt an der Haut. Lange Zeit wandte er den Blick nicht ab, bis er schließlich im Flüsterton hervorbrachte: »Tarsh hat den Befehl über Molvar. Molvar, die mächtige Festung. Gebaut, um Shuar gegen mein Volk zu verteidigen.«
    Max zischte mitfühlend.
    Tavi neigte den Kopf.
    Varg blickte Anag aus trüben Augen an. »Wann?«
    »Vor fast zwei Jahren», antwortete Anag. Er blickte vom Schlachtfeld zu den anderen. »Narash war nur das Erste von vielen, Kriegsführer. Die anderen Gebiete sind nicht mehr. Sie sind alle verschwunden.«
    »Verschwunden?«, fragte Varg.
    Anag schaute zurück zum Schlachtfeld und wirkte plötzlich erschöpft. »Nur Shuar steht noch.«

17

    »Plötzlich fühle ich mich winzig«, sagte Max. »Und irgendwie so überheblich.«
    »Hm«, machte Crassus. Er schluckte und räusperte sich. »Ja.«
    Durias betrachtete die Szene, die sich unten vor ihren Augen ausbreitete, und sein zerfurchtes Gesicht war düster.
    »Jetzt wissen wir, warum Sarl sich entschieden hat, Canea zu verlassen und Alera anzugreifen«, murmelte Tavi und sprach damit seine Gedanken laut aus. »Er muss die Anfänge gesehen haben und ahnte wohl, wohin es führt.«
    Kitai blickte Tavi aus grünen Augen eindringlich an.
    Und die anderen ebenfalls.
    Verfluchte Krähen, dachte Tavi. Sie sehen mich an.
    Er beobachtete noch einmal den wütenden Kampf unten und bemühte sich um eine ruhige Miene, nickte dann, als habe er begriffen, obwohl er überhaupt keine Ahnung hatte, was das alles bedeuten mochte. Dann wandte er sich Anag zu. »Ich würde sagen, es gibt da einiges mit deinem Kriegsführer zu besprechen. Verlieren wir keine Zeit.«
    Anag legte den Kopf ein wenig schief, drehte daraufhin seinen Taurg und ritt zurück in Richtung seiner Kolonne.
    Tavi und die anderen folgten ihm nach, doch als Tavi bemerkte, dass sich Varg nicht rührte, zügelte er sein Reittier. Er gab den anderen mit einem Wink zu verstehen, sie sollten weiterreiten, während er zu Varg zurückkehrte.
    Der Cane starrte mit leerem Blick hinab zur Schlacht.
    »Varg«, sagte Tavi.
    Der Cane reagierte nicht.
    »Varg«, wiederholte er lauter.
    Erneut erhielt er keine Reaktion.
    Tavi sah den anderen hinterher. Der kalte Regen war dichter geworden, und mit zunehmendem Dämmerlicht verschwanden sie bereits, ebenso wie das Schlachtfeld unten. Er war mit dem Cane allein.
    Zum ersten Mal, seit er seinen Taurg bestiegen hatte, nahm er den Stachelstock vom Sattelknauf. Das keulenartige Gerät wog so viel wie ein Schmiedehammer, und der Griff allein war drei Fuß lang. Er überlegte, ob er durch den Taurg zur Erde langen sollte, um sich Kraft zu verschaffen, entschied sich jedoch dagegen. Er hatte gerade genug Muskeln, um das schwere Werkzeug zu halten.
    Also schwang er es einmal und schlug es Varg so hart er konnte vor die Brust.
    Der Aufprall auf den Brustpanzer warf Varg nach hinten und hätte ihn beinahe aus dem Sattel geschleudert. Die Taurga fingen augenblicklich an, sich gegenseitig anzubrüllen und mit den Köpfen nacheinander zu stoßen, ehe sie schließlich voneinander abließen und sich wieder beruhigten.
    Varg starrte Tavi schockiert an, fletschte die Zähne und griff nach dem Schwert.
    Tavi lächelte ihn an, zeigte die Zähne und hängte den Stock wieder an seinen Haken. »Ich habe Arbeit. Und ich habe eine Pflicht meinen Männern in Molvar gegenüber zu erfüllen.« Er wandte den Taurg in Richtung der Kolonne und fügte über die Schulter hinzu: »Und du auch.«
    Tavi war nicht sicher, wie Varg auf den Schlag reagieren würde. Körperliche Gewalt hatte bei den Canim einen anderen Stellenwert als bei den Aleranern. Zwar wurde sie einerseits häufig als Strafmaßnahme eingesetzt, galt jedoch andererseits auch als Beleidigung; so behandelte man einen ungezogenen Welpen, nicht einen respektierten Untergebenen. Aber ganz sicher behandelte man auf diese Weise keinen Ebenbürtigen. Allerdings warf die Vorstellung vom Gadara , des geachteten Feindes, wiederum ein ganz anderes Licht auf den Übergriff. Von einem Feind erwartete man es, dass er zuschlug.
    Gleichgültig. Möglicherweise hatte er Varg gerade zum Zweikampf herausgefordert. Solche Angelegenheiten wurden unter Canim von Vargs Rang nicht nur bis zum ersten Blut ausgetragen.
    Vargs Tier eilte durch den kalten Regen hinter Tavi her und gesellte sich zu seinem. Nachdem die beiden ihre Rangelei ausgetragen hatten, sah Tavi zur Seite und stellte fest, dass Varg

Weitere Kostenlose Bücher