Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Befreier von Canea

Die Befreier von Canea

Titel: Die Befreier von Canea Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jim Butcher
Vom Netzwerk:
heran.
    Einige Augenblicke lang passierte nichts – und dann leuchtete Ceres ohne Vorwarnung hell auf.
    Unwillkürlich hielt Amara den Atem an. Wäre es ein gewöhnliches Gefecht gewesen, dann hätten sich die Legionen mit Pfeilen und Flammen gewehrt, und die Bogenschützen und Ritter hätten von den Mauern ihre Salven auf den nahenden Feind abgeschossen. Damit hätte man versucht, die Moral des Feindes beim Angriff übers offene Gelände zu untergraben und ihn teuer für die ersten Augenblicke des Kampfes zahlen zu lassen, um den Soldaten und Offizieren auf der gegnerischen Seite nachdrücklich einzubläuen, dass sie bluten würden, wenn sie Ceres einnehmen wollten.
    Gegen die Vord aber war eine derartige Kriegsführung sinnlos, ebenso wie viele andere Taktiken und Techniken der Legionen. Das hatten viel zu viele Legionares von Ceres längst lernen müssen.
    Von den Mauern wurden keine Pfeile abgeschossen. Zwischen den Zinnen schoss kein Feuer hervor. Die Stadt, der man die Spuren und Verwüstungen der Belagerung durch die Legionen des Hohen Fürsten Kalarus noch ansah, stand hell erleuchtet, still und offensichtlich verwundbar da, während die schwarze Flut vorwärtsstürmte.
    Amara suchte unwillkürlich Bernards Hand und drückte kräftig zu, als die Woge der Vord gegen die Mauern von Ceres schlug.
    Kein einziger Laut war aus der hell erleuchteten Stadt zu hören. Kein einziges Schwert wurde zur Gegenwehr erhoben, kein einziger Legionare stellte sich dem Feind entgegen.
    Die Vord preschten gegen die Mauer, versenkten ihre Krallen im Stein und kletterten wie riesige schwarze Insekten daran empor. Sie verachteten die Taktiken von Armeen, die Tore und Türme angriffen, und kletterten einfach dort hinauf, wo sie die Mauer erreichten. Das Land im Süden wurde schwarz unter den Vord, sie verdunkelten die Felder in dem weiten Tal um Ceres wie ein riesiger Schatten. Einen Augenblick lang sah es aus, als würde die Stadt ohne jeglichen Widerstand fallen.
    Aber das schien nur so, Amara wusste es. Gaius Sextus persönlich befehligte die Verteidigung, und der Erste Fürst wollte kämpfen.
    Die vordersten Vord erreichten die Oberkante der Mauer und stiegen auf die Wehrgänge.
    Von höher gelegenen Stellen tief im Innern der Stadt erschollen plötzlich scharf und klar Trompeten. Amara spürte eine sehr starke Bewegung durch Windwirken in der Luft, und ihre Haare auf dem Kopf und im Nacken stellten sich auf. Die Luft schien zu tanzen und zu glitzern wie hunderttausend flackernde Nadelspitzen aus silbrigem Licht, ein Heer aus winzigen Sternen, die in der Luft und auf den Bäumen im ganzen Tal kurz zu grellem Leben erwachten.
    Und dann lösten sich mit einem Donner, der die Stadt in ihren Grundfesten erschütterte, Blitze von den Mauern der Stadt und schossen in den Himmel über Alera, riesige, grimmige Speere aus roten und blauen Flammen, die sich in die Gestalt von Adlern verwandelten und in die Lüfte aufstiegen. Es waren die Farben und das Symbol des Hauses Gaius. Dieser Donner und diese Macht zerschmetterten die vordersten Reihen der Vord, rissen sie zu Hunderten von der Mauer und ließen sie zu schwarzem Ruß verbrennen, den der Wind über die erschrockenen Artgenossen hinter ihnen wehte.
    Nachdem dieser Donnerschlag von titanischen Ausmaßen verhallt war, folgte ein Chor kleinerer Blitze, die zu Hunderten aus dem Himmel herabschossen. Jeder vernichtete Dutzende Vord auf einmal. Die flammenden goldenen Hornissen von Rhodos fielen herab, und die grünen Zwillingsbullen von Placida warfen die Vord fünfzig Fuß in die Höhe. Die roten Falken von Aquitania gingen wie Feuerregen hernieder, wenn auch kleiner als die anderen, aber mit tödlicher Genauigkeit und in entsetzlichen Wellen.
    Voller Schrecken beobachtete Amara, welche Mächte dort vor ihren Augen entfesselt wurden, und sie wünschte sich einen sichereren Abstand, um die Schlacht zu verfolgen. Hier handelte es sich nicht um die zugegebenermaßen tödliche Macht einer Zenturie Ritter, die zu einer Legion gehörten oder auch der Ritter mehrerer Legionen, die zusammenwirkten, sondern um die geballten Elementarkräfte der Fürsten von Alera, und sie zerrissen den Vord buchstäblich den Boden unter den Füßen. Sie musste die Augen mit der Hand gegen das blendende Licht schützen. Trümmer, und zwar nicht nur Erde und Stein, hagelten überall in der Umgebung herab. Es war ein ohrenbetäubender Lärm, und Amara rief verzweifelt Cirrus, damit er ihre Ohren abschirmte. Nie

Weitere Kostenlose Bücher