Die Begierde: Fallen Angels 4 (German Edition)
konnte man billig kaufen, wenn man wusste, wo.
Jims Magen knurrte so laut, dass sogar Hund, der auf dem Beifahrersitz eingerollt lag, den Kopf hob.
»Ja, entschuldige – du könntest wahrscheinlich auch einen Happen vertragen«, meinte er brummig. »Zum Beispiel ein Trut hahnsandwich, was, Hund?«
Er drehte den Kopf zur Seite, und das »Tier« begegnete seinem Blick ruhig, die mandelförmigen braunen Augen blinzelten nicht. Dann hob es eine der zottigen kleinen Pfoten und tapste damit in die Luft, als wolle es zwei – nein, drei belegte Brötchen bestellen.
Dann war der Schöpfer also bei ihm, dachte Jim. Und war es von Anfang an gewesen.
Was er wohl von seinem nächstem Schritt halten würde?
Angesichts Hunds ernster Miene fragte Jim sich, ob er schon Bescheid wusste.
»Tut mir leid«, meinte er. »Aber manche Dinge muss man selbst erledigen.«
Als die Digitalanzeige neun Uhr vierundfünfzig anzeigte, bog Jim in die Einfahrt ihrer neuen Casa d’Angel, und hinter ihm rollten der Explorer und die Harley an. Jemand pfiff anerkennend.
Was eindeutig nur ironisch gemeint sein konnte.
»Sieht aus wie ein Geisterhaus«, bemerkte Matthias, als er den Motor abstellte.
»Es ist billig und abgelegen«, brummte Jim durch sein offenes Fenster.
Und so hässlich es auch sein mochte, er konnte Devina nirgendwo in der Umgebung spüren.
Er nahm Hund auf den Arm und stieg aus. Selbst Adrian wirkte leicht überrascht – was bei ihm schon etwas heißen sollte.
»Was für eine Bruchbude«, murmelte er.
Und Bruchbude stimmte: Die alte Villa war von oben bis unten grau, alles von den Kuppeln im zweiten Stock über die Steinveranden im Erdgeschoss zu den schiefen Fensterläden war in unterschiedlichen Schattierungen von Grau gehalten. Sogar die Ranken, die sich an den Seiten hinaufschlängelten und die riesige Eingangstür umrahmten, besaßen keine Blätter, ihre dürren Wurzeln wirkten infiziert mit einer Krankheit, die der schwarzen Erde entsprungen war und sich ausbreitete.
Das Grundstück, auf dem das Haus stand, war ungefähr zehn Hektar groß, eine ungemähte Wiese, die sich in alle Richtungen bis hin zu einer spärlichen Baumgrenze erstreckte.
In weiter Ferne waren noch andere riesige Häuser zu erkennen, aber keines davon war in einem so heruntergekommenen Zustand.
Die Nachbarn waren von dieser Villa bestimmt begeistert.
»Gibt es fließendes Wasser?«, fragte Ad.
»Ja. Und Strom.«
»Es geschehen noch Zeichen und Wunder.«
Jim marschierte zum Briefkasten. Als er die Klappe öff nen wollte, hielt er das ganze Ding in der Hand. »Hier ist der Schlüssel.«
»Willst du mir ernsthaft erzählen, jemand schließt den Kasten ab?«
Bei Jims Telefonat während der polizeilichen Durchsuchung des Garagenappartements hatte die Besitzerin ziemlich perplex geklungen, als hätte sie niemals damit gerechnet, das Haus zu vermieten. Jim hatte befürchtet, sie würde nach Sicherheiten oder dergleichen fragen und er könnte sie nicht über das Telefon hypnotisieren, aber damit hatte sie gar nicht erst angefangen. Sie hatte sich ausschließlich für die Kaution und einen Dauerauftrag interessiert, und ihm war das nur allzu recht gewesen: Sobald die Kontodaten ausgetauscht waren, hatte sie versprochen, den Schlüssel in den Briefkasten zu stecken. Was sie auch getan hatte.
Peng. Erledigt.
Jim lief über den Gartenweg zur Haustür, aber seine Stiefel machten kein Geräusch, als würden die Steinplatten seine Schritte verschlucken. Hund folgte ihm nicht. Die beiden anderen auch nicht.
Angsthasen, die ganze Bande.
Es war kein stinknormaler Schlüssel – das Ding war aus Messing und hatte einen Schaft so dick wie ein Finger. Jim rechnete damit, ihn mit Gewalt ins Schloss rammen und dann mit dem Mechanismus kämpfen zu müssen, aber er flutschte hinein wie Butter und schloss problemlos auf.
Fast, als wolle das Haus ihn hereinlassen.
Auch das Innere präsentierte sich anders als erwartet; statt Spinnweben und staubigen Schutzüberzügen wie in einem Hollywoodfilm aus den Vierzigern war die große Eingangshalle zwar verblasst, aber sauber, die abgewetzten Fußböden, ausgeblichenen Tapeten und modrigen Antiquitäten zeugten von längst vergangenem Wohlstand.
Links lag ein Salon, und dahinter offenbar ein Wohnzimmer. Das Esszimmer war rechts. Eine breite Doppeltreppe geradeaus. Und unter den Stufen ein Wintergarten, der auf die Terrasse hinter dem Haus führte.
Er sah nach oben und dachte sich, jawoll, der Grundriss gab
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