Die Begierde: Fallen Angels 4 (German Edition)
…
»Du bist noch hier, ich kann es spüren.«
Keine Antwort. Keine Enthüllung …
»Mels?«
Sie schnellte herum. Dort, im Türeingang zur Küche, stand ihre Mutter als dunkle Silhouette in einem Rahmen aus Licht.
Mels rannte zu ihr, stolperte über ihre eigenen Füße, verlor beinahe das Gleichgewicht und warf sich ihr um den Hals.
»Mels? Was ist denn los? Du zitterst ja, ach du liebe Güte, Mels!«
»Es tut mir leid – es tut mir leid …«
Ihre Mutter hielt sie auf Armeslänge. »Mels? Was tut dir leid? Was ist denn mit dir?«
Die Tränen kamen und flossen in Strömen, alles brach hervor, jahrelange Selbstbeherrschung zerbarst wie ein Spiegel, tausend feine Sprünge breiteten sich aus, bis sie komplett zersplitterte.
Ihre Mutter war da und hielt sie fest.
Und dabei … dabei hatte sie immer geglaubt, sie wäre die Starke.
Fünfundfünfzig
»Das hat wehgetan, du blöder Penner.«
Jim verlor fast den Verstand, als er seinen alten Boss betrachtete, der – Überraschung! – putzmunter auf dem Boden lag.
Ein einziger Gedanke ging ihm durch den Kopf: »Sag mir nicht, dass wir noch eine dritte Runde mit dir durchziehen.«
Als Matthias sich aufsetzte und sich den Schädel rieb, warf er einen bösen Blick nach oben. »Du hast mich auf den Kopf fallen lassen.«
»Du bist tot!«
»Ach, und deshalb ist es okay?« Er stand auf und wischte sich den Kies vom Hosenboden. »Übrigens hab ich herausgefunden, was du bist.«
Jim klopfte sich die Taschen ab. »Scharf auf eine Zigarette. Ja, das bin ich.«
»Du bist ein Engel.«
»Wirklich?« Als er die Packung fand, hätte er sich am liebsten alle zehn, die noch übrig waren, auf einmal in den Mund gesteckt. »Sehe ich so aus?«
»Ich hab deinen Schöpfer getroffen.«
Jim erstarrte, das Feuerzeug auf halbem Weg zu den Lippen.
»Ganz genau.« Matthias wirkte etwas selbstgefällig. »Er lässt schön grüßen – und er steht auf die Truthahn-Sandwichs, soll ich ausrichten. Was auch immer das heißen mag.«
»Wie bitte?«
Matthias zuckte die Achseln. »Den Teil hab ich auch nicht kapiert. Aber ich habe ihn getroffen, und ich glaube, er mag dich. Er hat mir von eurem Spiel erzählt. Viel Glück auch …«
Jim hielt Matthias die Handfläche direkt vor die Nase. »Stopp. Was zum Henker machst du hier?«
Matthias lief im Kreis herum, als wöge er seine Worte ab oder spulte vielleicht auch ein Gespräch im Geiste noch einmal ab. »Tja, die Sache ist die – es ist nicht so, dass ich dir nicht vertraue, aber … sie ist meine Frau. Ich muss für ihre Sicherheit sorgen. Es gibt keinen anderen Weg.«
»Keinen anderen Weg wozu?«
Matthias schlug sich mit der Faust auf die Brust. »Ich sitze wieder im Sattel, mein Freund. Okay, nicht in dem Sattel …«
»Das ist doch völlig unlogisch!«
»Es ist einfach ein Fall von freiem Willen. Ich war da oben.« Er blickte hoch und runzelte die Stirn, als wäre er nicht hundertprozentig sicher, wie das alles abgelaufen war. »Da war so ein riesiges Schloss oder so, hatte sogar einen Wassergraben davor. Am Eingang wartete ein Engländer auf mich, am Ende der Holzbrücke. Den hatte ich sogar schon mal gesehen, im Marriott. Und später beim Spaziergang mit einem Hund. Jedenfalls hab ich irgendwie verstanden, ohne es gesagt zu bekommen, dass ich nur über diese Brücke gehen müsste und für immer drin wäre.«
An der Stelle verstummte Matthias, zog die Augenbrauen fest zusammen und starrte auf den Boden.
»Und dann?«, drängte Jim.
»Ich konnte es nicht. Ich wusste, wenn ich den Graben überquere, gäbe es kein Zurück – ich meine, ich konnte gar nicht fassen, wo ich war. Es war fantastisch, aber … nichts für mich.«
»Moment, noch einmal zum Mitschreiben. Du willst freiwillig in die Hölle?«
»Aber nicht doch. Plötzlich kam der Schöpfer an, und wir haben uns unterhalten. Letzten Endes habe ich nur eine Version durch eine andere ersetzt, die viel besser ist. Himmel bedeutet für mich, bei dieser Frau zu sein, und ich werde den Rest meines Lebens versuchen, es ihr zu beweisen, auch wenn es dafür keine Garantien gibt. Tja, blöd, so viel dazu. Aber ich bin mir absolut sicher, dass ich es probieren will.«
»Das kann nicht richtig sein.«
»Was soll ich sagen? Der Schöpfer ist ein Freund des freien Willens, vielleicht weil gute Entscheidungen, die von Menschen getroffen werden, seine Schöpfung bestätigen? Ich weiß es nicht.«
Von einer seltsamen Wut getrieben, hielt Jim sein Gesicht ganz dicht vor das
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