Die Begierde: Fallen Angels 4 (German Edition)
sie es natürlich genau wusste.
Sieh mal an, so wurde das Spiel doch wirklich interessant. Und es sah ganz so aus, als hätte ihre Therapeutin recht gehabt: Man konnte sich selbst – oder jemand anderen – umprogrammieren, um eine bestimmte Reaktion zu erzeugen.
Das ganze Haarefärben war es vielleicht doch wert gewesen.
Genau wie es in der L’Oreal-Werbung hieß.
Mit wiegenden Hüften schlenderte Devina zu ihrem Liebhaber hinüber, ihr Geschlecht erhitzte sich in der angespannten Stille wohlig. »Sag’s mir, Jim, und ich denke darüber nach. Aber ich möchte es gern von dir hören.«
Es dauerte eine Weile, bis er antwortete.
Dann sprach er, laut und deutlich: »Ich will Sissy.«
Epilog
Drei Wochen später …
»Sind Sie bereit?«
Mels nickte und blinzelte in die Mittagssonne. Dann schirmte sie die Augen mit einer Hand ab und sagte: »Ich kann’s kaum erwarten.«
Redd’s Garage & Service war die Art von Autoreparatur, zu der ihr Vater gegangen wäre, eine richtige Werkstatt mit Schraubern der alten Schule mit Tattoos, die sie noch aus ihrer Armeezeit hatten, Öl auf dem Gesicht und richtigem Werkzeug statt Computern.
Und im Gegensatz zu Caldwell Auto waren sie der Meinung gewesen, dass es sich durchaus lohnte, Fi-Fi noch zu retten.
Mit einem Tusch wurde der Civic nun rückwärts aus der Garage gefahren wie ein Meisterstück.
Aber die alte Kiste wieder funktionstüchtig zu sehen war ja auch ein Wunder: Irgendwie hatten die Mechaniker sie wieder in Schuss gebracht.
»Ach, wie toll!« Mels trat näher, während der Mann aus dem Wagen stieg. »Das ist ja wirklich ein Wunder.«
Ein anderes Wort fiel ihr dazu einfach nicht ein: Ihr zuverlässiges, braves Auto war von seinen katastrophalen Verletzungen geheilt worden und durfte zurück auf die Straße.
Ehrlich gesagt, fühlte sie eine Verbundenheit mit dem Civic. Auch sie hatte einen Zusammenbruch erlebt, sich aufgerappelt und stand nun kurz davor, sich wieder auf den Weg zu machen. Mit Fi-Fis Hilfe natürlich.
»Vielen Dank«, murmelte sie, heftig blinzelnd.
Eine schnelle Unterschrift auf einem Zettel, und dann saß sie am Steuer und strich mit den Händen über das Lenkrad. Teile des Armaturenbretts hatten wegen des ausgelösten Airbags ausgewechselt werden müssen, und Fi-Fi roch anders als vorher, ein bisschen nach sauberem Öl. Aber sie klang wie früher und fühlte sich auch so an.
Mels schloss kurz die Augen, als der vertraute Schmerz zurückkehrte.
Dann aber schlug sie sie wieder auf, streckte den Arm aus und zog den Sicherheitsgurt quer über ihren Körper. Nachdem er mit einem Klicken eingerastet war, legte sie den Gang ein und fädelte sich in den Verkehr ein.
Die vergangenen drei Wochen waren … erhellend gewesen. Furcht einflößend. Einsam. Bestätigend.
Und ihr Trost, abgesehen von der Arbeit, war gewesen, alles aufzuschreiben: Alles – von Geschichten über ihren Vater über Einzelheiten den Mann betreffend, in den sie sich verliebt hatte, bis hin zu der Zeit danach.
Also zumindest teilweise die Zeit danach.
Sie fuhr auf die Schnellstraße und ließ sich von den anderen Fahrzeugen das Tempo vorgeben, statt ungeduldig um sie herumzuhetzen. Unterwegs hielt sie noch an einem Feinkostladen an, weil es schon nach Mittag und sie erschöpft und halb verhungert war, nachdem sie ihr Zimmer ausgeräumt und alles, was sie besaß, in einen kleinen Umzugsanhänger gepackt hatte.
Nach Manhattan musste sie erst am folgenden Morgen fahren, deshalb würde sie vielleicht gleich noch ein Nickerchen im Wintergarten machen.
Komisch, das hatte sie in letzter Zeit häufig getan, sich auf dem Sofa mit Blick auf den Garten ausgestreckt, den Kopf auf einem Kissen, die Beine an den Knöcheln verschränkt, eine Decke bis zur Taille hochgezogen.
Sie hatte viel Schlaf nachzuholen gehabt.
Nachdem Matthias vor ihren Augen gestorben war, hatte sie tagelang nicht geschlafen, in ihrem Kopf hatte sich alles mit einer Geschwindigkeit und Heftigkeit gedreht, dass sie Angst gehabt hatte, sie würde den Verstand verlieren. Sie war geradezu besessen davon gewesen, alles immer wieder vor ihrem geistigen Auge abzuspulen, von dem Unfall vor dem Friedhof bis hin zu der Kugel, die Matthias vor der Garage gefangen hatte. Von ihrer ersten Begegnung im Krankenhaus bis zu ihren gemeinsamen Nächten. Von ihrem aufkeimenden Verdacht gegen ihn bis zu dessen Erlöschen.
Bis zu dem USB -Stick.
Als der Verkehr an einer Baustelle stockte, warf sie einen Blick auf das Radio.
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