Die Begierde: Fallen Angels 4 (German Edition)
sah er sich nach einem Ausweg um. Der Lieferwagen war als Deckung nicht gut geeignet, weil er einen Benzintank hatte: Jim wusste, was er alles fressen und trotzdem überleben konnte, aber wo auf der Skala von Unantastbarkeit genau Matthias sich befand, wusste er nicht, und ein Rauchpilz über ihrem Versteck war keine gute Methode, das auszutesten.
Jim fasste Matthias am Arm und half ihm, zur Rückseite des Lieferwagens zu kommen – und wie es das Glück wollte, parkte das Auto vor dem Hintereingang des Hotels, seine hässlichen Stahltüren in das Mauerwerk eingelassen. Jim rüttelte an den beiden Klinken.
Abgeschlossen. War ja klar.
Dann eben anders, dachte er, grimmig lächelnd.
Er schleuderte eine Energiewelle in das Metall, wodurch der Verriegelungsmechanismus zersprang, und warf dann die Schultern gegen die beiden verstärkten Türen. Als sie quietschend nachgaben, erstarrte Matthias.
Jim zerrte ihn hinter sich her in das Gebäude und knallte die Türen wieder zu. Er lehnte den Mann an die Wand und jagte einen weiteren Hitzeschwall in den Stahl, diesmal länger und stärker, und brachte so rasch eine Lötnaht an, um ihnen mehr Zeit für die Flucht zu verschaffen.
Die gute Nachricht war, dass es funktionierte – und sein früherer Chef war zu sehr damit beschäftigt, sein eigenes Magazin zu überprüfen, um den kleinen Taschenspielertrick zu be merken.
Stock in der einen Hand, Pistole in der anderen, bekam Matthias sich wieder unter Kontrolle. »Da lang!«, blaffte er, als hätte er das Kommando. »Da muss es einen Ausgang geben.«
Statt sich auf lange Diskussionen einzulassen, schob Jim wieder eine Schulter unter Matthias’ Achsel und rannte mit ihm los. Immer wieder sah er sich um.
Man brauchte kein Genie zu sein, um sich zu denken, wer die Zielperson war. Matthias war der ehemalige Chef der X-Ops und offiziell »gestorben«. Das übliche Prozedere war, die Leiche visuell zu bestätigen, aber da Isaac Rothe die Überreste beseitigt hatte, war das nicht möglich gewesen.
Irgendwie waren sie dahintergekommen, dass Matthias in Caldwell unterwegs war.
Vielleicht hatte Devina jemanden in der Organisation?
»Hast du die Tür hinter uns zugeschlossen?«, grunzte Matthias.
»Ja.« Aber die Chancen standen gut, dass der Attentäter …
Die Explosion war von der kurzen und putzigen Sorte, wenig mehr als ein Lichtblitz. Das Quietschen ertönte erneut, als der Agent in den Korridor stürmte.
Vor ihnen keine Türen. Keine Deckung. Nur ein schnurgerader Flur, so weit das Auge reichte.
Als teilten er und Matthias sich ein Gehirn, wirbelten sie herum und leerten ihre Waffen. Kugeln pfiffen durch die Luft, der Agent erwiderte das Feuer – und es verstand sich von selbst, dass Jim Matthias hinter sich schob, seinen eigenen Körper als Schutzschild missbrauchend.
Ein paar Kugeln trafen, was ein unangenehmes Brennen zur Folge hatte, aber nichts, was Jim töten oder groß aus dem Konzept bringen konnte. Und dann ging ihm und Matthias die Munition aus.
Genau wie dem Agenten.
Es entstand eine kurze Pause, die laut und deutlich »Jetzt nachladen« schrie. Jim hatte keine andere Wahl, als weiterzurennen. Schutzzauber waren super gegen Devinas Helferlein, aber weniger effektiv gegen Bleivergiftung, daher versperrte Jim weiterhin mit seinem Körper den Weg zu Matthias, schlug sich auf eine Seite des Flurs und hastete weiter. Matthias half mit, so gut er konnte, aber bei der Verfassung seines Unterleibs wäre es besser gewesen, er hätte sich nicht gerührt und einfach hochheben lassen.
Nicht dass sie Zeit gehabt hätten, die Etikette für so einen Fall zu diskutieren.
Sie hatten ungefähr drei Meter hinter sich gebracht, als Jim auffiel, dass sie immer noch nicht wieder beschossen wurden.
Kein Profi bräuchte so lange, um ein neues Magazin einzuschieben. Was zum Teufel …
In diesem Moment spürte er Devinas Anwesenheit, so untrüglich wie einen Schatten, der über sein eigenes Grab zog.
Na großartig.
Neunzehn
»Kommen Sie schon, Monty, Sie müssen mir etwas geben, was ich verwenden kann.«
Im Gegensatz zu den anderen Tatortreportern am Motel drängte Mels sich nicht an die Absperrung der Polizei vor dem offenen Zimmer. Sie stand stattdessen am anderen Ende in dem Nebel, der zusammen mit ihrem guten alten Freund Monty, der Plaudertasche, angerollt war. Monty war ein anständiger Polizist, aber was ihn wirklich nützlich machte, war sein Ego. Er liebte es, Dinge zu erzählen, einfach nur zum Beweis, dass er
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