Die Begierde: Fallen Angels 4 (German Edition)
Schluck warmen Bieres aus. »Die Frau hat sein Zimmer verlassen.«
Ad ließ seines einfach stehen. Es hatte ihm sowieso nicht geschmeckt.
Auch wenn es besser als Coors Light gewesen war.
»Du heftest dich an ihre Fersen«, sagte Jim, als sie in die Lobby gingen. »Ich will nicht, dass sie allein ist.«
»Ich dachte, er wäre die Seele?«
»Davon bin ich überzeugt. Und falls ich recht habe, ist sie der Schlüssel.«
»Bist du sicher?«
»Ich hab gesehen, wie er sie anschaut. Mehr brauche ich nicht zu wissen.« Jim deutete mit dem Kopf auf die Reporterin, die gerade aus dem Lift trat. »Bleib du bei ihr. Ich warte darauf, dass Devina hier auftaucht.«
Ad hatte keine Lust, die Freundin aufgehalst zu bekommen. Er wollte auch auf die Dämonin warten. Er wollte ihr von Angesicht zu Angesicht gegenüberstehen, dafür betend, dass sie noch einmal einen Spruch über Eddie abließ – nur um ihr zeigen zu können, dass sie ihm absolut nichts mehr anhaben konnte. Und dann wollte er ihr in die Augen sehen, wenn ihr Frust aufflammte und sie gezwungen war, ihn körperlich anzugreifen.
Woraufhin er dem Spaß ein für alle Mal ein Ende machen könnte. Kämpfen bis zum Tod. Abtreten wie ein Krieger.
Die Schlampe würde ihn zweifellos besiegen, aber oh, welche Freude es wäre, ihr kiloweise Fleisch vom Leib zu reißen. Und welche Erleichterung, wenn alles endlich vorbei wäre.
»Adrian? Bist du auf Sendung?«
»Ich will hierbleiben.«
»Und ich will, dass du die Reporterin begleitest. Sie muss lange genug am Leben bleiben, um ihn zu beeinflussen. Wenn Devina Wind von der Beziehung der beiden bekommt, landet die Frau als Wasserleiche im Hudson – oder schlimmer.«
Jim sah ihn eindringlich an, es ging hier um schlichte Logik. Der Stärkste musste der Dämonin entgegentreten, und im Moment war das nicht Ad. Und nicht nur, weil er Jims coole Spezialtricks nicht draufhatte.
»Willst du gewinnen«, fragte Jim leise, »oder willst du uns kaputtmachen?«
Fluchend wandte Ad sich ab, suchte nach der Frau und trabte dann auf konventionelle Weise los – weil es zu auffällig war, vor unbeteiligten Zuschauern einfach zu verschwinden.
Auf dem Weg vom Aufzug zur Tiefgarage marschierte Matthias’ Angebetete, als hätte sie einen Auftrag, und er beneidete sie darum. Um ihren Wagen beneidete er sie allerdings nicht. Die Kiste hatte einen Motor und ein Dach, aber davon abgesehen sprach nicht viel für sie.
Einfach nur aus Jux setzte er sich heimlich auf den Rücksitz – und auf einen turmhohen Stapel alter Zeitungen und Magazine. Zwar ließ sie genau in diesem Augenblick den Motor an, aber sie hörte trotzdem das Geräusch, das sein unsichtbarer Arsch auf dem Papier machte. Als sie herumschnellte und genau die Stelle anstarrte, an der er saß, winkte er ein bisschen, rein aus Freundlichkeit, auch wenn sie annehmen musste, allein im Auto zu sein.
»Ich verliere den Verstand«, murmelte sie, legte den Gang ein und fuhr los.
Gute Fahrerin. Schnell mit dem Gaspedal, effizient in der Wahl ihrer Route.
Sie landeten in der westlichen Innenstadt, in einem Motel, das nur eine knappe Stufe über Hundehütte war. Sie stiegen aus – er immer noch im Luftlook, sie sichtlich vom Jagdfieber gepackt. So stießen sie zu einer Versammlung von Polizisten und Reportern, deren Blicke auf ein Zimmer zur Linken gerichtet waren …
Adrian runzelte die Stirn und war geistig plötzlich wieder voll da. Während die Frau, für die er verantwortlich war, sich den Beamten am gelben Absperrband näherte, huschte er einfach flugs durch die dürftige Schranke und die geschäftige Menge an der Tür, als wären sie Rauch.
Was zum Henker, dachte er.
Alles stank nach Devina, ihr Geruch hing immer noch in der Luft, als wäre ein Müllwagen rückwärts angefahren und hätte eine Ladung loser Matschepampe abgekippt.
Adrian drängte sich in den Raum und musste sich die Nase zuhalten, um bei dem Gestank, den menschliche Nasen nicht wahrnahmen, nicht zu würgen.
Hallo, tote Frau.
Hinter vier oder fünf Polizisten war eine Leiche durch die offene Badezimmertür zu sehen: Blasse Beine, Tätowierungen auf den Oberschenkeln, verdrehte Klamotten, als hätte sie sich gewehrt. Ihre Kehle war aufgeschlitzt, Blut tränkte das Glitzerteil, das sie offenbar als T-Shirt betrachtet hatte, sowie den gesprungenen Fliesenboden, auf dem sie lag.
Sie war blond – dank L’Oreal: Die Überreste einer Packung Haarbleiche waren auf dem Waschtisch verstreut, Plastikhandschuhe lagen
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