Die Begnadigung
der Letzte in einer langen Reihe von Starlobbyisten wurde, die es meisterhaft verstanden, durch die Zahlung ungeheurer Summen die Ereignisse zu ihren Gunsten zu beeinflussen. Er verließ Washington um die Zeit, als den nicht weniger verabscheuenswürdigen Jacy Hubbard das verdiente Schicksal ereilte.
Für solche Leute hatte er nichts übrig.
Hinter Carl Pratt betrat er das Zimmer und stand vor dem Teufel selbst.
Allerdings gab sich dieser sehr angenehm und bemerkenswert liebenswürdig. Ein neuer Mensch. Das Gefängnis.
Joel stellte sich und seinen Sohn vor. Händeschütteln, höfliche Worte. Auf dem Tisch in der kleinen Suite, um den sie sich in einem losen Kreis setzten, standen Gebäck, Kaffee und Saft.
»Es dürfte nicht lange dauern«, sagte Joel. »Senator, ich brauche Ihre Hilfe. Ich habe keine Ahnung, wie viel Sie bereits über diese unangenehme Geschichte wissen, die mich für einige Jahre ins Gefängnis gebracht hat …«
»Ich kenne sie nur in Grundzügen. Es wurden nie alle Fragen geklärt.«
»Ich bin mir ziemlich sicher, dass ich die Antworten habe.«
»Wem gehört das Satellitensystem?«
Joel hielt es nicht mehr auf seinem Platz. Er ging zum Fenster, starrte ins Leere und holte tief Atem. »Es wurde von China unter astronomischen Kosten entwickelt. Wie Sie wissen, liegen die Chinesen bei den konventionellen Waffen weit zurück, daher investieren sie große Summen in Hightech. Die Technologie ist teilweise amerikanisch und wurde gestohlen. Es gelang ihnen, ›Neptun‹ – so der Codename des Systems – ohne Wissen der CIA in den Weltraum zu bringen.«
»Wie haben sie das geschafft?«
»Mit ganz primitiven Mitteln. Eines Nachts gingen in einer der nördlichen Provinzen achttausend Hektar Wald in Flammen auf. Im Schutz der Rauchwolken wurden drei Raketen mit jeweils drei Satelliten abgeschossen.«
»Den Trick haben die Russen auch mal angewendet«, meinte Clayburn.
»Diesmal sind sie selbst darauf hereingefallen. Sie haben von ›Neptun‹ genauso wenig mitbekommen wie alle anderen. Niemand wusste davon, bis meine Mandanten zufällig darüber stolperten.«
»Die pakistanischen Studenten.«
»Ja. Mittlerweile sind alle drei tot.«
»Wer hat sie getötet?«
»Vermutlich chinesische Agenten.«
»Und wer hat Jacy Hubbard erledigt?«
»Dieselben Leute.«
»Und wie dicht sind sie an Ihnen dran?«
»Dichter, als mir lieb ist.«
Clayburn griff nach einem Donut, und Pratt leerte ein Glas Orangensaft. Joel fuhr fort. »Ich habe die Software – ›JAM‹. Es gab nur ein Exemplar.«
»Und das wollten Sie damals verkaufen?«, fragte Clayburn.
»Ja. Jetzt will ich es unbedingt loswerden, aber mir ist nicht ganz klar, wem ich es geben soll.«
»Was ist mit der CIA?«, fragte Pratt, nur um auch etwas zu sagen.
Clayburn schüttelte bereits den Kopf.
»Denen traue ich nicht«, wehrte Joel ab. »Teddy Maynard hat den Straferlass für mich nur organisiert, weil er wissen wollte, wer mich umbringen würde. Außerdem hat die CIA im Moment eine Interimsdirektorin.«
»Und wir haben einen neuen Präsidenten«, stimmte Clayburn zu. »Im Moment befindet sich die CIA in einem miserablen Zustand. Mit denen würde ich mich nicht einlassen.« Damit hatte er die Grenze überschritten, war vom neugierigen Zuschauer zum Berater geworden.
»Mit wem soll ich reden?«, wollte Joel wissen. »Wem kann ich trauen?«
»Der Defense Intelligence Agency«, erwiderte Clayburn, ohne zu zögern. »Ihr Chef ist Major Wes Roland, ein alter Freund von mir.«
»Wie lange ist er schon im Amt?«
Clayburn überlegte kurz. »Zehn, vielleicht zwölf Jahre. Er besitzt jede Menge Erfahrung und ist außerordentlich intelligent. Außerdem ist er ein anständiger Mensch.«
»Und Sie könnten mit ihm reden?«
»Ja. Wir sind in Verbindung geblieben.«
»Ist er nicht der Direktorin der CIA unterstellt?«, gab Pratt zu bedenken.
»Ja, das gilt für alle. Mittlerweile gibt es mindestens fünfzehn verschiedene Geheimdienste – was ich zwanzig Jahre lang zu verhindern versucht habe –, die theoretisch alle der CIA unterstellt sind.«
»Also muss Wes Roland die CIA informieren?«, fragte Joel.
»Ihm bleibt keine Wahl, aber da lässt sich einiges arrangieren. Roland ist ein vernünftiger Mensch und kennt sich in der Politik aus. Sonst hätte er nicht so lange überlebt.«
»Können Sie ein Treffen organisieren?«
»Ja, aber wie soll das ablaufen?«
»Ich drücke ihm ›JAM‹ in die Hand und suche das Weite.«
»Und die
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