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Die Begnadigung

Titel: Die Begnadigung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Grisham
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anschließend auf seiner Farm vor den Toren von Lexington in Kentucky beerdigen zu lassen. Critz hatte alles arrangiert, und nur zehn Minuten nach Joel Backman begnadigte Präsident Morgan auch Duke Mongo.
    Es dauerte einen Tag, bis die Neuigkeiten durchsickerten – das Weiße Haus gab Begnadigungen mit gutem Grund nicht bekannt –, dann spielten die Medien verrückt. Duke Mongo hatte die Steuerbehörde in zwanzig Jahren um sechshundert Millionen Dollar geprellt und verdiente es, lebenslänglich hinter Gittern zu verschwinden. Doch nun kam er in einem riesigen Privatjet zurück, um seinen Lebensabend in obszönem Luxus zu verbringen. Die Backman-Story, so sensationell sie auch sein mochte, musste jetzt nicht nur mit den dänischen Touristen, sondern auch mit dem dreistesten Steuerbetrüger des Landes konkurrieren.
    Trotzdem lag sie weiterhin gut im Rennen. Die meisten wichtigen Morgenzeitungen der Ostküste brachten das Konterfei des Lobbyisten auf der Titelseite, zusammen mit langen Artikeln über den Skandal, sein Schuldbekenntnis und die Begnadigung.
    Carl Pratt las sie online, in einem riesigen, chaotischen Büro über der Garage seines Hauses im Nordwesten Washingtons. Hier konnte er sich den erbitterten Auseinandersetzungen entziehen, die in seiner Kanzlei tobten, und Abstand halten zu den Partnern, die er nicht mehr ertrug. Er konnte trinken, ohne dass jemand ein Wort sagte, laut vor sich hin fluchen und Sachen durch die Gegend werfen. Dies war sein Zufluchtsort, hier konnte er tun, wonach ihm gerade der Sinn stand.
    Die Akte Backman befand sich in einem großen Karton, den er gewöhnlich in einem Schrank aufbewahrte. Jetzt stand er auf dem Tisch, und Pratt blätterte die Unterlagen durch, zum ersten Mal seit vielen Jahren. Er hatte alles aufbewahrt – Zeitungsartikel, Fotos, Memos, vertrauliche Notizen, Kopien der Anklageschrift und den Bericht über Jacy Hubbards Autopsie.
    Was für eine unsägliche Geschichte.
     
    Im Januar 1996 machten drei junge Pakistaner in einer heißen, engen Wohnung im obersten Stock eines Mietshauses am Stadtrand von Karatschi eine erstaunliche Entdeckung. Die jungen Informatiker hatten mit einer finanziellen Zuwendung der Regierung online einige Hewlett-Packard-Computer erstanden und diese miteinander verbunden. Dann schlossen sie ihren neuen »Supercomputer« an ein hochmodernes Satellitentelefon an, das aus Militärbeständen stammte und ihnen ebenfalls von der Regierung zur Verfügung gestellt worden war. Die gesamte Operation war geheim und wurde inoffiziell von der Armee unterstützt. Das Ziel war simpel – die drei Computerfreaks sollten einen neuen, in einer Höhe von vierhundertfünfzig Kilometern über Pakistan schwebenden indischen Spionagesatelliten lokalisieren und nach Möglichkeit anzapfen. Falls ihnen dies gelang, wollten sie verfolgen, welche Ziele der Satellit beobachtete. Ihr Traum war es, seine Aktivitäten zu manipulieren. Anfangs war das geklaute Material aufregend, doch schließlich stellte sich heraus, dass es praktisch wertlos war. Die neuen indischen »Augen« waren eigentlich nur auf die Ziele gerichtet, die auch alte Aufklärungssatelliten schon seit zehn Jahren beobachteten, und machten tausende Aufnahmen der immer gleichen militärischen Einrichtungen. Auch pakistanische Satelliten observierten seit einem Jahrzehnt indische Militärstützpunkte und Truppenbewegungen. Die beiden Länder hätten ihre Aufnahmen ohne jeglichen Informationsgewinn austauschen können.
    Doch dann entdeckten die drei Hacker durch Zufall einen weiteren Satelliten – und dann noch einen und noch einen. Sie wurden weder von Pakistan noch von Indien betrieben und waren an Stellen geortet worden, wo sich eigentlich keine Satelliten befinden sollten. Sie schwebten in einer Höhe von vierhundertfünfzig Kilometern über der Erde und bewegten sich mit einer konstanten Geschwindigkeit von hundertachtzig Stundenkilometern in nordnordöstlicher Richtung, wobei ein Abstand von sechshundert Kilometern zwischen ihnen lag. Zehn Tage lang verfolgten die faszinierten Hacker die Bahn von mindestens sechs Satelliten, die offenbar zusammengehörten und sich langsam von der Arabischen Halbinsel her näherten, über Afghanistan und Pakistan flogen und dann in Richtung westliches China entschwanden.
    Sie sagten niemandem etwas von ihrer Entdeckung. Unterdessen gelang es ihnen – unter dem Vorwand, sie benötigten es für die nicht beendete ursprüngliche Aufgabe –, bei den Militärs ein noch

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