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Die Begnadigung

Titel: Die Begnadigung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Grisham
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Doch Mrs Backman war so außer Fassung gewesen, dass sie am Ende mit Medikamenten ruhig gestellt wurde und stundenlang schlief. Von ihren Enkeln – es waren drei, von Joel und dessen diversen Ehefrauen – hatte in den letzten sechs Monaten keiner angerufen.
    Lydia Backman hatte zwei Schlaganfälle überlebt und war an den Rollstuhl gefesselt. Als ihr Sohn auf dem Höhepunkt seiner Karriere gewesen war, hatte sie einigermaßen luxuriös in einer geräumigen Wohnung mit einer privaten Pflegerin gelebt. Nach seiner Verurteilung hatte sie ins Heim umziehen müssen.
    Es war höchst unwahrscheinlich, dass Backman zu ihr Kontakt aufnahm.
10
    N achdem Critz ein paar Tage lang von dem Geld geträumt hatte, begann er, es auszugeben – zumindest im Geiste. Mit so viel Mäusen in der Tasche würde er nicht für die Rüstungsfirma arbeiten müssen, und er wäre nicht gezwungen, Publikum für Vortragsreisen zu gewinnen. (Er war ohnehin nicht davon überzeugt, dass es ein Publikum gab, im Gegensatz zu dem, was ihm sein Agent versprochen hatte.)
    Critz dachte daran, sich zur Ruhe zu setzen. Irgendwo weit weg von Washington und all den Feinden, die er sich dort gemacht hatte, an einer Küste, wo er ein Segelboot haben könnte. Vielleicht würde er auch in die Schweiz gehen, um immer in der Nähe seines neuen Vermögens zu sein, das dort auf einer Bank ruhte und steuerfrei von Tag zu Tag wuchs.
    Ein Telefonanruf, und die Londoner Wohnung war für ein paar Tage länger ihre. Dann ermutigte er Mrs Critz, verstärkt Geld für sich auszugeben. Auch sie hatte die Nase voll von Washington und verdiente ein sorgloses Leben.
    Ob es an seinem gierigen Enthusiasmus lag, an seiner Unbeholfenheit oder an seiner Unerfahrenheit in Geheimdienstangelegenheiten – er machte von Beginn Fehler über Fehler, die für einen alten Hasen im Washingtoner Politpoker eigentlich unentschuldbar waren.
    Als Erstes benutzte er das Telefon in der Mietwohnung, sodass sein Aufenthaltsort leicht zu orten war. Er rief Jeb Priddy an, der die letzten vier Jahre für die CIA im Weißen Haus tätig gewesen war. Priddy war immer noch auf seinem Posten, rechnete allerdings damit, bald nach Langley zurückgerufen zu werden. Der neue Präsident sei gerade dabei, sich einzurichten, es gehe alles drunter und drüber, berichtete Priddy, den der Anruf etwas irritierte. Critz und er hatten sich nie wirklich nahe gestanden, und Priddy war sofort klar, dass der Kerl ihn aushorchen wollte. Critz gab schließlich zu, dass er einen alten Kumpel suche, einen ehemaligen Analysten der CIA, mit dem er früher oft Golf gespielt habe. Sein Name sei Addison Daly, und er wisse nur, dass er nach Asien gegangen sei. Ob Priddy vielleicht wisse, wo er sich aufhalte.
    Addison Daly saß in Langley, und Priddy kannte ihn gut. »Den Namen hab ich schon mal gehört«, erwiderte er. »Vielleicht kann ich ihn finden. Wo sind Sie zu erreichen?«
    Critz gab ihm die Telefonnummer der Wohnung. Priddy rief Addison Daly an und äußerte seine Vermutung. Daly schaltete das Abhörgerät ein und rief über eine sichere Leitung in London an. Critz nahm ab und schäumte schier über vor Freude, als er die Stimme des alten Freundes hörte. Er schwadronierte, wie wunderbar doch das Leben nach dem Weißen Haus sei, nach all den Jahren auf der politischen Bühne, und wie nett es sei, endlich auch einmal Privatmensch zu sein. Es dränge ihn, alte Freundschaften wieder aufleben zu lassen und sich verstärkt dem Golfspiel zu widmen.
    Daly ging darauf ein. Er erzählte, dass auch er nach fast dreißig Jahren im Dienst an den Ruhestand denke und sich insgeheim schon auf ein geruhsames Privatleben freue.
    Wie geht’s Teddy Maynard?, wollte Critz wissen. Und dem neuen Präsidenten? Wie ist die Stimmung in Washington mit der neuen Administration?
    Hat sich nicht viel verändert, meinte Daly, da wurde eben ein Haufen Trottel durch einen anderen ersetzt. Und wie geht’s Ex-Präsident Morgan?
    Critz wusste es nicht; er hatte länger nicht mehr mit ihm gesprochen und würde es in nächster Zeit wohl auch nicht tun. Als das Gespräch ins Stocken geriet, warf Critz ein künstliches Lachen ein. »Ich nehme an, dass niemand Joel Backman gesehen hat, oder?«, fragte er.
    Daly gelang es, das Lachen zu erwidern. Das Ganze konnte doch nur ein Scherz sein. »Nein«, erwiderte er, »ich schätze, der ist gut versteckt.«
    »Ja, das ist auch ratsam.«
    Critz versprach anzurufen, sobald er wieder in Washington sei. Dann würden sie in

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