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Die Begnadigung

Titel: Die Begnadigung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Grisham
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Fälschungen – herauszuschmuggeln. Die hochsensiblen Papiere schienen in der Tat die Existenz von »Gamma Net« zu bestätigen, einem Satellitenüberwachungssystem, das aus dem amerikanischen SDI-Programm hätte stammen können und über schier unglaubliche Fähigkeiten verfügte. Nachdem Hubbard überzeugt war, dass die drei jungen Pakistaner tatsächlich die Wahrheit sagten – »Neptun« war ein US-Projekt –, berichtete er Joel Backman stolz von seinem Fund, woraufhin der in das Geschäft einstieg.
    Wenn »Gamma Net« ein amerikanisches Militärprojekt war, stieg der Wert von »JAM« natürlich weiter. Außerdem schienen weder das Pentagon noch die CIA etwas von »Neptun« zu ahnen.
    Schließlich ließ das Pentagon die eigene Inszenierung auffliegen – mithilfe eines Maulwurfs, der für Ex-Senator Hubbard arbeitete sowie für dessen neuen Boss, den Lobbyisten, Joel Backman. Es kam zu einem Skandal. Das FBI durchsuchte mitten in der Nacht die Büros von Backman, Pratt & Bolling, fand die Pentagon-Dokumente, die jedermann für echt gehalten hatte, und innerhalb von achtundvierzig Stunden hatte ein hoch motiviertes Team von Staatsanwälten gegen sämtliche Partner der Kanzlei Anklage erhoben.
    Bald darauf begann das Morden, ohne dass Hinweise auf mögliche Täter gefunden wurden. Mit erfahrener Hand neutralisierte das Pentagon sowohl Hubbard als auch Backman, ohne je preiszugeben, ob das Satellitensystem nun existierte oder nicht. »Gamma Net« beziehungsweise »Neptun« blieb unantastbar unter dem Schutzmantel »militärischer Geheimnisse« verborgen.
    Als Anwalt wollte Backman den Prozess, zumal die Pentagon-Dokumente einige Fragen aufwarfen, doch als Beklagter setzte er alles daran, nicht so zu enden wie Hubbard.
    Wenn sie die Absicht verfolgten, ihm mit der überstürzten Abreise aus Treviso und Luigis Raserei Angst einzujagen, war ihnen das gelungen. Zum ersten Mal seit seiner Begnadigung vermisste Joel die vollkommene Sicherheit seiner kleinen Zelle.
    Vor ihnen lag Padua, dessen Lichter und Verkehr mit jedem Kilometer zunahmen. »Wie viele Einwohner hat Padua?«, fragte Marco, nachdem er eine halbe Stunde lang kein Wort gesagt hatte.
    »Zweihunderttausend. Warum wollt ihr Amerikaner das immer wissen?«
    »Ich wusste nicht, dass das für Sie ein Problem ist.«
    »Sind Sie hungrig?«
    Das dumpfe Ziehen in seinem Magen kam von der Angst, trotzdem bejahte er. Kurz bevor sie den Autobahnring um die Stadt erreichten, aßen sie in einem gemütlichen Lokal eine Pizza, stiegen dann sofort wieder ins Auto und fuhren weiter Richtung Süden.
    Für die Nacht mieteten sie sich in einem kleinen Landgasthof ein – acht Zimmer, etwa so geräumig wie ein Wandschrank –, der seit römischer Zeit im Besitz derselben Familie zu sein schien. Es gab nicht einmal ein Schild, das auf die Herberge hinwies; Luigi kannte sie offenbar, weil er hier häufiger übernachtete. Die Straße dorthin war schmal und einsam, und die wenigen Autos, die sie befuhren, waren Baujahr 1970 oder früher. Die nächste größere Stadt Richtung Süden war Bologna.
    Luigi schlief im Nachbarzimmer, hinter einer dicken Steinmauer, die jahrhundertealt sein musste. Als Joel Backman/Marco Lazzeri unter seine Decke schlüpfte und ihm endlich warm geworden war, sah er nirgendwo auch nur einen schwachen Lichtschein. Es herrschte totale Finsternis. Und völlige Ruhe. Es war so ruhig, dass er die Augen lange nicht schließen konnte.
11
    N achdem Teddy Maynard zum fünften Mal in einem Bericht las, dass Critz von London aus herumtelefonierte und Fragen über Joel Backman stellte, bekam er einen seiner seltenen Wutanfälle. »Jemand muss diesem Hohlkopf Geld angeboten haben«, bellte er Wigline an, einen der Stellvertreter des Vizedirektors.
    »Er wird nie in Erfahrung bringen, wo sich Backman aufhält«, erwiderte Wigline.
    »Er darf es gar nicht erst versuchen. Das kompliziert die Sache nur. Er muss liquidiert werden.«
    Wigline blickte Hoby an, der plötzlich aufgehört hatte mitzuschreiben. »Was sagen Sie da, Mr Maynard?«
    »Liquidieren Sie ihn.«
    »Er ist amerikanischer Staatsbürger.«
    »Das weiß ich. Aber er gefährdet eine Operation. Wir haben so etwas schon früher getan. Es gibt Beispiele.«
    Näher ging er darauf nicht ein, aber da er dafür bekannt war, gern selbst Präzedenzfälle zu schaffen, hielten die beiden Männer es für ratsam, nicht zu widersprechen.
    Hoby nickte sogar zustimmend.
    Wigline biss die Zähne zusammen. »Ich nehme an, Sie

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