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Die Begnadigung

Titel: Die Begnadigung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Grisham
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irgendwo im Schatten gelauert. Er schlug als Nachspeise ein gelato vor, aber Marco zitterte vor Kälte. Also gingen sie zum Hotel und wünschten sich eine gute Nacht.
     
    Luigis Führungsoffizier versah offiziell diplomatischen Dienst im US-Konsulat in Mailand. Sein Name war Whitaker, und der Fall Backman war das Letzte, was ihn interessierte. Backman hatte nichts mit Nachrichtendienst oder Spionageabwehr zu tun, und Whitaker war auf diesen Gebieten so beschäftigt, dass er sich nicht auch noch um einen ehemals einflussreichen Washingtoner Staranwalt und Lobbyisten kümmern wollte, der in Italien untergetaucht war. Dennoch verfasste er gewissenhaft tägliche Berichte, die er nach Langley schickte. In Empfang genommen und durchgesehen wurden sie von Julia Javier, einer der wenigen Auserwählten, die Maynard in seinem Büro aufsuchen durften. Es war vor allem ihrer Gewissenhaftigkeit zu verdanken, dass Whitaker in Mailand so fleißig war – andernfalls wären seine Berichte sicher nicht so pünktlich erschienen.
    Teddy Maynard wollte ein Briefing.
    Und so wurde Julia Javier in sein Büro im siebten Stock gerufen, in den »Teddy-Flügel«, wie der Bereich überall in Langley hieß. Sie betrat den »Stützpunkt« – so nannte er selbst sein Büro – und fand ihn wie immer am Ende des langen Konferenztisches, in seinem Rollstuhl sitzend, mit dem üblichen schwarzen Anzug bekleidet, von der Brust abwärts in Decken gewickelt, über einen Stapel Berichte gebeugt. Wie immer stand Hoby bereit, um ihm die nächste Tasse von dem abscheulichen grünen Tee zu bringen, der ihn nach eigener Überzeugung am Leben erhielt.
    Eigentlich lebt er kaum noch, dachte Julia Javier, aber das dachte sie nun schon seit Jahren.
    Da sie keinen Kaffee trank und diesen Tee niemals anrühren würde, bekam sie nichts angeboten. Sie nahm wie gewöhnlich den Platz zu seiner Rechten ein, eine Art Vernehmungsstuhl, den alle Besucher zugewiesen bekamen, weil Maynard rechts besser hörte als links. »Hallo, Julia«, begrüßte er sie.
    Hoby setzte sich ihr gegenüber, bereit zu protokollieren. Jeder Laut im »Stützpunkt« wurde von einem der ausgefeiltesten Abhörsysteme, das die moderne Technik je hervorgebracht hatte, aufgenommen. Trotzdem hielt Maynard an dieser Farce fest.
    »Informieren Sie mich über Backman.« Wie immer erwartete er einen knappen und präzisen Bericht, der frei von jedem überflüssigen Wort war.
    Julia blickte auf ihre Notizen, räusperte sich und begann, für die versteckten Mikrofone zu sprechen. »Er ist in Treviso, einer hübschen Kleinstadt in Norditalien. Hält sich seit drei Tagen dort auf, scheint sich recht gut anzupassen. Unser Mann hat permanent Kontakt zu ihm. Der Sprachlehrer ist ein Einheimischer und macht seine Sache gut. Backman hat weder Geld noch Pass, und bis jetzt hat er sich bereitwillig an unseren Agenten gehalten. Er hat weder von seinem Hotelzimmer aus telefoniert, noch hat er versucht, das Mobiltelefon für etwas anderes zu benutzen, als unseren Mann anzurufen. Er hat offensichtlich nicht das Bedürfnis, die Stadt zu erkunden, sondern hält sich immer in der Nähe des Hotels auf. Kein Wunder bei jemandem, der sich ans Gefängnis gewöhnt hatte. Wenn er nicht gerade Sprachunterricht hat oder isst, sitzt er auf seinem Zimmer und lernt Italienisch.«
    »Wie sind seine Sprachkenntnisse?«
    »Nicht schlecht. Er ist zweiundfünfzig, es wird also nicht so schnell gehen.«
    »Ich habe mit sechzig noch Arabisch gelernt«, prahlte Maynard.
    »Ja, ich weiß«, erwiderte sie. Jeder in Langley wusste das. »Er lernt sehr intensiv und machte gute Fortschritte, aber er ist erst seit drei Tagen dort. Der Lehrer ist jedenfalls beeindruckt.«
    »Worüber redet er?«
    »Nicht über die Vergangenheit, nicht über Freunde oder alte Feinde. Über nichts, was uns interessieren würde. Er hat es verdrängt, zumindest vorläufig. Die Gespräche drehen sich hauptsächlich um seine neue Heimat, ihre Sprache und Kultur.«
    »Seelische Verfassung?«
    »Er ist gerade vierzehn Jahre früher als gedacht aus dem Gefängnis gekommen … Er genießt ausgedehnte Mahlzeiten und trinkt guten Wein. Scheint recht glücklich zu sein. Hat offenbar kein Heimweh, wobei er natürlich auch keine richtige Heimat mehr hat. Er redet nie über seine Familie.«
    »Gesundheit?«
    »Scheint in Ordnung. Der Husten ist weg. Keine Schlafstörungen. Keine Beschwerden.«
    »Alkohol?«
    »Mäßig. Wein zum Mittag- und Abendessen, mal ein Bier in einem nahe

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