Die Begnadigung
der beiden schwarzen Schutzfahrzeuge duckte. Fünf Stunden später lag er bereits wieder an seinem Swimmingpool und erfreute sich am nächsten karibischen Sonnenuntergang.
Die Trauergemeinde war klein, total überwacht und bestens durchleuchtet. Noch während die Zeremonie im Gange war, hielt Teddy Maynard eine Liste aller einundfünfzig Teilnehmer in Händen. Verdächtige waren nicht darunter, keiner der Namen verursachte auch nur das geringste Stirnrunzeln.
Es war ein sauberer Mord gewesen. Der Autopsiebericht war weggeschlossen, dank Mrs Critz, aber auch weil man Hebel bewegt hatte, die wesentlich höher angesetzt waren als die Londoner Polizei. Robert Critz war zu einem Häuflein Asche verbrannt und würde in Kürze von der Welt vergessen sein. Seine idiotische Idee, Backman aufspüren zu wollen, hatte den Plan letztendlich nicht gefährdet.
Das FBI hatte vergeblich versucht, innerhalb der Trauerhalle eine versteckte Kamera anzubringen. Der Eigentümer hatte sich quergestellt und auch massivem Druck nicht nachgegeben. Gegen Außenkameras hingegen hatte er nichts einzuwenden gehabt, und so konnten von allen Trauergästen beim Betreten und Verlassen Nahaufnahmen gemacht werden. Die Daten wurden sofort weiterverarbeitet, die Namensliste ergänzt, und bereits eine Stunde nach Ende des Gottesdienstes bekam der CIA-Direktor ein umfassendes Briefing.
Am Tag vor Robert Critz’ Tod waren beim FBI aufsehenerregende Informationen eingegangen. Sie waren ebenso unerwartet wie ungebeten von einem verzweifelten Wirtschaftsverbrecher gekommen, dem vierzig Jahre Haft in einem Staatsgefängnis blühten. Er war Manager bei einer großen Investmentgesellschaft gewesen und bei der Veruntreuung von Geldern ertappt worden – so weit ein Wallstreet-Skandal wie viele andere, bei dem es um ein paar Milliarden Dollar ging. Die Gesellschaft jedoch gehörte zu einem internationalen Bankentrust, in dessen innersten Kern sich der Mann im Laufe der Jahre vorgearbeitet hatte. Die Investmentgesellschaft war sehr erfolgreich – nicht zuletzt dank seines besonderen Talents –, und so blieb er nicht lange unbeachtet und wurde am Ende sogar in den Vorstand gewählt. Er bekam eine Luxuswohnung auf den Bermudas, wo sich der Hauptsitz der geheimnisvollen Organisation befand.
Angesichts der betrüblichen Perspektive, den Rest seines Lebens hinter Gittern verbringen zu müssen, verspürte er plötzlich den unwiderstehlichen Drang, Geheimnisse zu offenbaren – über heikle Bankdaten, zweifelhafte Offshore-Deals und dergleichen mehr. Er behauptete, er könne beweisen, dass der ehemalige US-Präsident Morgan für zumindest eine der Begnadigungen, die er in seinen letzten Amtstagen ausgesprochen hatte, drei Millionen Dollar kassiert habe. Das Geld sei von einer Bank auf Grand Cayman auf eine Bank in Singapur überwiesen worden, beides Häuser, die von demselben Trust kontrolliert wurden, für den er bis vor kurzem gearbeitet hatte. Das Geld liege noch in Singapur, so der Mann. Das entsprechende Konto sei von einer Mantelgesellschaft eröffnet worden, die ein alter Kumpel von Morgan leite, und stehe dem Präsidenten frei zur Verfügung.
Als die Daten der Überweisungen und Konten vom FBI bestätigt waren, wartete man sofort mit einem Angebot auf; die drohende Haftstrafe wurde in zwei Jahre lockeren Hausarrest umgewandelt. Ein erkaufter, vom Präsidenten höchstselbst genehmigter Straferlass war ein sensationelles Verbrechen, das in der FBI-Zentrale gewissermaßen höchste Alarmstufe auslöste.
Der Informant konnte nicht sagen, von wem die Überweisungen aus Grand Cayman stammten, aber für das FBI kamen nur zwei Kandidaten in Betracht, die sich Bestechungsgelder in dieser Höhe leisten konnten. Der erste war Duke Mongo, jener greise Milliardär, der einen zweifelhaften Rekord hielt: Keine andere Einzelperson hatte dem Finanzamt so viel Geld vorenthalten wie er. (Was Firmen anging, durfte man sich durchaus streiten, wem dieser Titel gebührte.) Allerdings glaubte der Informant nicht recht an diese Möglichkeit, weil der Duke mit den fraglichen Banken die längste Zeit im Clinch gelegen hatte und die Schweiz für sein Geld bevorzugte; das FBI bestätigte dies.
Der zweite Verdächtige war natürlich Joel Backman. Bestechungen waren für einen gewieften Geschäftsmann wie ihn etwas Alltägliches. Das FBI hatte ihm zwar nie nachweisen können, dass er ein Vermögen versteckte, doch der Verdacht hatte sich hartnäckig gehalten. Als Vermittler
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