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Die Behandlung: Roman (German Edition)

Die Behandlung: Roman (German Edition)

Titel: Die Behandlung: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mo Hayder
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gewesen. Wahrscheinlich hat sie in dem Video eine Perücke getragen. In diesem Augenblick legte die Frau ihre Zigarette in den Aschenbecher. Sie hob einen kleinen Styroporbecher zum Mund, spuckte braunen Auswurf hinein, wischte sich den Mund ab, stellte den Becher auf ihrem Bauch ab, nahm die Zigarette und starrte dann wieder auf den Bildschirm. Als sie sich zurücklehnte, sah er die Tätowierung auf ihrem Arm und atmete erleichtert auf. Jedenfalls hatte er die lange Fahrt nicht umsonst gemacht.
    Da die Hintertür verriegelt war, ging er um das Haus herum zum Vordereingang. Von der Tür blätterte die Farbe ab, und in dem mit Regenwasser voll gelaufenen Grillbecken auf der Terrasse schwammen tote Fliegen. Er spähte durch das Fenster und konnte die Blondine durch eine Tür am Ende des Gangs erkennen. Ihre fetten Beine waren durch das Flackern auf der Mattscheibe bläulich verfärbt. Er klopfte an das Fenster.
    Sie zuckte jäh zusammen, als ob eine Kugel sie getroffen hätte. Dann sprang sie auf, während ringsum diverse Gegenstände zu Boden fielen, und starrte entgeistert Richtung Tür. Er trat einen Schritt zurück, nahm die Sonnenbrille ab und wartete. Kurz darauf hörte er ihr Keuchen auf den anderen Seite der Tür.
    »Wer ist da?«
    »Tracey?«
    »Ich hab gesagt: Wer ist da?«
    »Jack Caffery.«
    »Wer?«
    »Jack Caffery.«
    »Nie gehört.« Sie legte von innen die Kette vor und schob den Riegel zur Seite. Dann öffnete sich die Tür einen Spalt breit, und ihr riesiges Gesicht erschien in der Tür. Sie blinzelte in die Sonne. »Und wer sind Sie?« Inzwischen hatte sie sich einen leichten rosa Morgenrock übergeworfen. Trotz ihres vergilbten blonden Haars erkannte er in ihr jetzt definitiv die Frau aus dem Video wieder. Ihre Zähne erinnerten an das Gebiss eines alten Kaninchens. »Und – was wollen Sie? Ich brauch nichts.«
    »Sind Sie allein?«
    »Geht Sie einen verdammten Dreck an.«
    »Caffery«, sagte er. »Jack Caffery.«
    »Meinen Sie vielleicht, dass mir das was sagt?«
    »Ivan Penderecki hat mich geschickt.«
    Plötzlich veränderte sich ihr Gesichtsausdruck. »Wer?«
    »Ivan Penderecki. Sie wissen genau, wen ich meine. Ein Freund Ihres Bruders.«
    Wie auf ein Stichwort nahm sie einen Schlüsselbund vom Haken, kam heraus, zog die Tür hinter sich zu und schlang ihren Morgenrock um sich. »Reden Sie keinen Scheiß. Der hat Sie niemals geschickt.«
    »Stimmt. Der konnte mich gar nicht mehr schicken – er ist nämlich tot. Eure Adresse hab ich rausgefunden, weil ich die Videos gesehen habe, die Penderecki für euch verwahrt hat.«
    Traceys Lippen öffneten sich leicht. Sie stand breitbeinig da, hatte ihre dicken Arme unter der Brust verschränkt und verzog den Mund zu einer hässlichen Grimasse. »Wer sind Sie?«
    »Inspector Jack Caffery. Mordkommission.«
    Er wusste genau, wie sie auf diese Mitteilung reagieren würde, und war entsprechend vorbereitet. Als sie versuchte, den Schlüssel in das Schloss zu stecken, trat er rasch vor und hielt sie an den Armen fest.
    »Was soll das?«, schrie sie wütend. »Flossen weg!«
    »Bleiben Sie stehen. Ich will bloß mit Ihnen sprechen.«
    »Ich spreche nicht mit einem verdammten Bullen.«
    »Bleiben Sie stehen, Tracey!« Sie gab den Versuch auf, ins Haus zu schlüpfen, und versuchte plötzlich, seitlich auszubrechen und um das Haus herumzulaufen. Doch er fing sie wieder ein und drängte sie gegen die Wand. »Das ist kein Spaß, Tracey. Bleiben Sie stehen.«
    »Verpiss dich. Nimm deine dreckigen Flossen weg!« Sie senkte den Kopf und versuchte, ihn mit dem Knie zu treffen, doch er tänzelte wie ein Torero zur Seite und fasste ihren rechten Arm.
    »Das hast du dir so gedacht – verdammtes Luder.«
    »Auuaa!« Tracey Lamb war schon öfter festgenommen worden und kannte sich mit Polizeigriffen aus. Sie versuchte, den Arm durchzudrücken, doch Caffery packte sie bei den Haaren und drehte ihr schnell den Arm auf den Rücken. »Aauuaa!«
    »Ganz ruhig – und hören Sie auf, sich zur Wehr zu setzen, Tracey, sonst machen Sie sich nur noch mehr verdächtig.«
    »Nimm deine dreckigen Pfoten weg.« Sie wand sich, trat um sich und versuchte, mit der freien Hand seinen Arm wegzuziehen. »Du hast meine Titten begrapscht!«, kreischte sie. Auch wenn es keinen Zeugen gab – ihr Betragen erfüllte den Tatbestand des Widerstands gegen die Staatsgewalt. Schon bei der Festnahme versuchten Flittchen wie diese Tracey, dem verantwortlichen Beamten irgendwas anzuhängen. »Ja, du hast

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