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Die Behandlung: Roman (German Edition)

Die Behandlung: Roman (German Edition)

Titel: Die Behandlung: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mo Hayder
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hättest Recht, Tracey, dann würden wir dich eben wegen gefälschter Kinderpornos drankriegen, die sind nämlich ebenfalls verboten. Obwohl ich noch nie einem halbwegs intelligenten Menschen begegnet bin, der mir einen solchen Quatsch hätte erzählen wollen. Da musst du dir schon was Besseres einfallen lassen.«
    »Ich hab nichts Verbotenes getan.«
    »Du bist eine verdammte Lügnerin …«
    »Nein, bin ich nicht . Mit diesen Sachen hat mein Bruder sich beschäftigt. Die Videos haben ihm gehört – ich hab nicht mal gewusst …«
    »Trotzdem bist du’ne verdammte Lügnerin – glaubst du etwa, ich erkenne dich nicht wieder?« Caffery legte die Zigarette in den Aschenbecher, inspizierte die Bissstelle an seinem Arm und vergewisserte sich, dass er nicht blutete. »Du hast damals’ne Perücke aufgehabt und dich an einem etwa elf Jahre alten Jungen …« Er hielt inne und blickte von seinem Arm auf. »Möglich, dass er sogar noch jünger war – ich kann das Alter von Kindern nicht sehr gut schätzen. Egal, jedenfalls hast du es mit ihm getrieben.« Er ließ den Arm sinken und sah ihr direkt in die Augen. »Du weißt schon, das Video, in dem du auf dem Sofa sitzt und einem – vielleicht elf Jahre alten – kleinen Jungen einen bläst. Außer dir waren noch drei andere Gestalten in dem Zimmer.«
    »Hören Sie auf, mich zu erpressen.« Sie rieb sich die Brust. »Ich hab nämlich Probleme mit den Bronchien. Der Arzt hat gesagt, ich darf mich nicht stressen.«
    »Mich schüchterst du nicht ein. Du bist ja nicht Cynthia Barrett. Würde doch keine Sau interessieren, ob du abkratzt – bis auf ein paar perverse alte Säcke vielleicht.«
    »Ich hab ja nichts Schlimmes getan.« Ihr Gesicht lief dunkelrot an. »Er wollte es ja, der Kleine. Ja, er wollte es. Das sieht man doch. Niemand kriegt einen verdammten Ständer, wenn er es nicht will.«
    »Tracey, der Junge war noch ein Kind . Juristisch gesehen ist ein Kind in dem Alter noch gar nicht fähig, eine gültige Entscheidung zu treffen. Sie haben sich schon allein deswegen strafbar gemacht, weil Sie ihn in eine Situation gebracht haben, in der er …«
    »Sie stressen mich.« Sie holte rasselnd Luft. »Echt, Sie machen mich fertig, Mann.« Sie räusperte sich ein paar Mal, beugte sich dann vor und stützte den Kopf in die Hände.
    »Wehe, du rotzt mir in den Wagen.«
    »Wenn ich das Zeug nicht ausspucke, erstick ich.«
    »Oh, verdammte Scheiße.«
    Er warf sich zur Seite, kurbelte das Seitenfenster herunter und drückte ihren Kopf ins Freie. Sie spie hustend ihren Auswurf in die Hecke, und der braune Schleim blieb in Schulterhöhe an einem großen Blatt hängen. »Wirklich hinreißend.« Er zog sie wieder auf den Sitz. Sie saß da und verdrehte die Augen, schlug sich plötzlich die Hände vor das Gesicht und fing in einer Anwandlung von Selbstmitleid laut an zu schluchzen.
    »Oh, mein Gott«, stöhnte er.
    »Was haben Sie mit mir vor?« Ihre Nase fing an zu laufen. »Was haben Sie vor?«
    Caffery beobachtete durch das Fenster die Autos, die drau ßen auf der A134 vorbeifuhren. Diese Tracey Lamb raubte ihm den letzten Nerv.
    »Bitte, bitte lassen Sie mich nicht hochgehen. Ich will nicht in den Knast.«
    »Musst du ja auch nicht, wenn du mir hilfst.«
    »Aber ich kenne doch keinen Kerl, der kleine Jungs beißt – echt nicht.«
    »Das ist mir zu wenig – viel zu wenig.«
    »Aber ist doch wahr .« Tracey fing noch lauter an zu heulen.
    »Oh, verdammte Scheiße.« Er blickte flehend zum Himmel hinauf. »Hier – vielleicht hilft dir ja’ne Kippe auf die Sprünge.«
    Sie wischte sich die Nase ab und sah ihm dabei zu, wie er ihr eine Zigarette drehte. Dann nahm sie den Glimmstängel entgegen, ließ sich von ihm Feuer geben und rauchte schweigend ein paar Minuten, bis sie sich wieder gefasst hatte. Er beobachtete sie aufmerksam. Natürlich wusste er, dass alles, was er bis dahin gesagt hatte, nur ein Vorgeplänkel gewesen war – dass er endlich auf den Punkt kommen musste. Er stützte sich mit dem Ellbogen auf das Lenkrad und sah sie direkt an.
    »Also gut«, sagte er schließlich. »Jetzt sag ausnahmsweise mal die Wahrheit – kennst du meinen Namen?«
    »Welchen Namen?«
    »Caffery?«
    Sie schüttelte den Kopf. Ihre Nase lief noch immer.
    »Aber du hast doch sicher schon mal was von dem Jungen gehört, den Penderecki damals verschleppt hat?« Sie war plötzlich ganz Ohr. Sie öffnete den Mund ein wenig und sah ihn an. »Du kennst die Geschichte doch – oder? Hat Penderecki

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