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Die Behandlung: Roman (German Edition)

Die Behandlung: Roman (German Edition)

Titel: Die Behandlung: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mo Hayder
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Los, der Kerl, der deinen Kopf kaputtgemacht hat?«
    Er zog die Stirn in Falten, und seine Augen erschienen plötzlich ganz glasig. Dann hob er das Kinn und wackelte mit dem Kopf Richtung Fenster, als ob er jeden Augenblick einen Lachanfall bekommen würde. Doch er lachte nicht etwa, nein, er versuchte zu nicken.
    »Weißt du den Namen noch?«
    »Uuuuunung.«
    »Und wie heißt er?«
    »AahhhBaaan …«
    »Ivan? Meinst du das – Ivan?«
    »Ung.« Er nickte eifrig – war stolz, dass er sich noch erinnern konnte.
    »Also gut. Wenn dich jemand fragt: ›Wer hat dir das angetan? ‹, dann sagst du einfach: ›Ivan, Ivan Penderecki.‹«
    »Aaaaahh-Baannn Bemmb-bbbemmb …« Er sah aus, als ob er jeden Augenblick in Tränen ausbrechen würde, weil er die Silben kaum über die Lippen brachte. »Aaaah-Bann. Bember – Ahhbann Bemmbereddddih.«
    Das reichte fürs Erste. Tracey lehnte sich zufrieden zurück und zündete sich eine Zigarette an. Sie war guten Mutes – sehr zuversichtlich sogar. Britney Spears lächelte den beiden vor der Kulisse des Times Square entgegen.
     
    Caffery rief Souness vom Jaguar aus an, den er vor der Bank in Lewisham geparkt hatte: »Ich kann heute früh leider nicht ins Büro kommen – tut mir Leid. Ich glaube, das Essen gestern Abend ist mir nicht bekommen oder so was.«
    »Oh, verdammt, Jack.« Die beiden Beamten, die sie eigens für ihn abkommandiert hatte, waren schon da. »Die sitzen drüben im Büro und sehen aus wie zwei kleine Jungs, die darauf warten, dass ihr Papi ihnen endlich sagt, was sie tun sollen.«
    »Okay, okay – stellen Sie mich mal durch.« Er sprach ungefähr zehn Minuten mit einem der Beamten und erklärte ihm, wo er und sein Kollege mit der Haus-zu-Haus-Befragung beginnen sollten. Die Westseite des Parks hatte Logan schon abgegrast, also gab er den beiden die Order, die Ostseite abzuklappern. Hinterher sprach er noch mit Kryotos und bat sie, Champaluang Keoduangdy anzurufen und ihn um die Mittagszeit in ein Restaurant zu bestellen.
    »Und ich dachte, Ihnen ist übel.«
    »Marilyn, bitte, ich brauche nur ein bisschen Ruhe.«
    »Okay, verstanden, ich sag auch niemandem etwas.«
    »Ich leg den Hörer neben das Telefon. Am besten, Sie rufen mich auf dem Handy an, wenn irgendwas ist.«
    »In Ordnung.«
    Nach dem Telefonat streifte er sich die Krawatte ab und schob sie in die Tasche. Während des Gespräches mit dem Filialleiter war er sich in seiner Aufmachung wie eine Figur aus einem Kaufhauskatalog vorgekommen. Immerhin hatte er jetzt das Geld – es steckte in einem braunen Kuvert in der Innentasche seiner Jacke -, den Rest würde er sehen, wenn er dieser Tracey gegenüberstand. Echt absurd. Wie kannst du von deiner fixen Idee nur so besessen sein, dass du einer schmierigen alten Vettel für ihr Geschwafel mehr als ein Monatseinkommen hinlegst und zudem noch deine sämtlichen Kollegen belügst ? Und dann legte er ein Gelöbnis ab: Nur noch dieses eine Mal, dann ist die Geschichte für mich endgültig und unwiderruflich erledigt . Er steuerte den Jaguar Richtung Norfolk, öffnete das Fenster und schaltete das Funkgerät erst gar nicht ein. Falls er in den nächsten Stunden nichts erreichen sollte – nahm er sich vor -, dann wollte er die Sache auf sich beruhen lassen und das Beweismaterial an die Pädophilie-Abteilung weiterleiten. Außerdem wollte er gegenüber Rebecca feierlich erklären, dass sie ihren Willen bekommen sollte und dass die Ewan-Geschichte für ihn ein für alle Mal erledigt war. Doch während er so dahinfuhr, bemerkte er im Rückspiegel ein paar Mal diesen eigenartigen Blick in seinen Augen – und dieser Blick sprach von Hoffnung. Mochte es auch völlig absurd sein, irgendwie hatte er das lächerliche Gefühl, dass ihm sein Bruder Ewan fröhlich lachend entgegenstürmen würde, sobald er – Jack Caffery – vor Tracey Lambs alter Bruchbude aus dem Wagen stieg. Und er war sogar davon überzeugt, dass er seinen Bruder in derselben kurzen Hose und dem senfgelben T-Shirt antreffen würde, das Ewan an jenem Tag getragen hatte.
    Jetzt reiß dich zur Abwechslung mal zusammen. Was hast du denn schon zu erwarten?
    Vielleicht einen alten Kinderschuh oder einen Knochensplitter. Und für eine solche Reliquie wollte er dieser Tracey schlappe dreitausend Pfund in die schmierigen Finger drücken. Und wieso sollte sie ihm nicht einfach einen halb vergammelten alten Tierknochen überreichen? Ja, er wusste nur zu gut, dass dieses Miststück ihn ohnehin hereinlegen

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