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Die Behandlung: Roman (German Edition)

Die Behandlung: Roman (German Edition)

Titel: Die Behandlung: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mo Hayder
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hinreißen lassen. Niemand würde je erfahren, wie dieser Malcolm Bliss ihm – Caffery – damals, blutüberströmt und in einen Stracheldraht verheddert, mitten in einem Wald lachend ins Gesicht gesagt hatte, dass er Rebecca umgebracht und in einem Haus in der Nähe tot zurückgelassen habe. Und gefickt hab ich sie vorher natürlich auch noch.
    Deswegen hatte Caffery ihn umgebracht, nur einmal kurz die Hand bewegt. Dabei war der Stacheldraht direkt in die Schlagader eingedrungen und hatte sie irreparabel beschädigt. Herrgott, hatte er gemurmelt, als er später den Obduktionsbefund gelesen hatte. Offenbar hast du fester an dem Draht gezogen, als du eigentlich wolltest. Aber das war auch schon alles gewesen. Bereits seit einem Jahr wartete er jetzt in einem Zustand dumpfer Anspannung vergeblich auf Anzeichen von Schuldgefühlen. Allerdings war er bisher davon ausgegangen, dass alle glaubten, Bliss sei durch einen Unfall ums Leben gekommen. Nie wäre er auf die Idee gekommen, dass man ihm bloß ins Gesicht zu sehen brauchte, um darin den Killer und den Lügner zu erkennen.
    Nein, verdammt noch mal. Du darfst sie nicht mehr so nahe an dich heranlassen. Er warf die Zigarette in die Kloschüssel. Wenn Rebecca ihm nicht sagen wollte, was letztes Jahr passiert war – lieber vor der Presse als mit ihm darüber sprechen wollte -, dann sollte sie fortan auch nicht mehr in seinen Gefühlen herumwühlen und irgendwelche idiotischen Verbindungen zwischen Ewan und seiner, Jacks, angeblich nicht vorhandenen Selbstbeherrschung herstellen.
     
    Als Souness auf dem Gang vor der Intensivstation erschien, wurde ihm mulmig zu Mute. Auf der Rückfahrt nach Shrivemoor saß sie mit zusammengepressten Lippen stumm neben ihm auf dem Beifahrersitz. Hier und da befingerte sie vorsichtig jene Stellen in ihrem Gesicht, die während der zwei Tage im Park zu viel Sonne abbekommen hatten. Eigentlich hatten sie sich von Peach so detaillierte Auskünfte über das Verhalten des Eindringlings erhofft, dass Detective Sergeant Quinn und die Spurensicherung sich noch einmal gezielt bestimmte Bereiche des Hauses vornehmen konnten, also vor allem solche Zonen, in denen der Fremde sich länger aufgehalten und vielleicht Haare oder Gewebe zurückgelassen hatte. Allerdings bekundete Souness’ Gesicht nur zu deutlich, dass diese Hoffnung sich nicht erfüllt hatte. Keiner von beiden sprach ein Wort, bis sie Shrivemoor erreicht hatten.
    »Also keine erfreulichen Neuigkeiten, nehm ich mal an.«
    Souness seufzte und knallte einen Stapel Papiere auf den Schreibtisch. »Nein.« Sie ließ sich in ihren Stuhl fallen, lehnte sich mit offenem Mund zurück und legte die Hände auf ihre sonnenverbrannten Wangen. Sie verharrte eine Weile in dieser Position, starrte zur Decke hinauf und versuchte, ihre Gedanken zu ordnen. Schließlich beugte sie sich vor, stützte ihre Hände auf die Knie und sah Caffery an. »Wir sitzen voll in der Scheiße, Kumpel – aber voll .«
    »Keine einzige Spur?«
    »O doch, wir haben da eine Spur – eine fantastische Spur sogar. Der Kerl hat Turnschuhe getragen – glaubt Peach jedenfalls.«
    »Also glaubt er es nur?«
    »Ja«, entgegnete sie nickend, als sie sein enttäuschtes Gesicht sah. »An die Marke kann er sich auch nicht mit Sicherheit erinnern – aber er meint, dass es vielleicht eine Billigmarke wie Hi-Tec gewesen sein könnte.«
    »Hi-Tec-Schuhe? Super. Endlich mal ein konkreter Hinweis.«
    »Toll, was?« Sie kratzte sich am Kinn. »Ich habe alles aus dem Mann rausgeholt, was er wusste. Er hat sich wirklich Mühe gegeben – also, ich glaube ihm wenigstens. Ich glaube, dass er einfach nicht mehr weiß.« Sie machte eine halbe Drehung mit dem Stuhl, schaltete den PC ein und fing an, ihren Bericht zu tippen:
     
    Am 16. Juli habe ich mich in meinem Haus am Donegal Crescent 30 aufgehalten. Mein Sohn Rory und ich haben unten im Tiefparterre an der PlayStation gespielt. Am folgenden Tag wollten wir eigentlich für ein verlängertes Wochenende nach Margate fahren. Sonst war niemand in dem Raum. Ich glaube, dass meine Frau Carmel Peach sich zu dieser Zeit oben aufgehalten hat. Allerdings hatte ich sie zu dem Zeitpunkt seit vielleicht einer halben Stunde nicht mehr gesehen und auch nichts von ihr gehört, deshalb bin ich gegen 19 Uhr 30 nach oben gegangen, um nachzusehen, wo meine Frau ist. Etwas Verdächtiges habe ich nicht gehört, und sämtliche Türen waren abgesperrt, die Fenster geschlossen.
    Ich ging also in die Diele hinauf und

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