Die Behandlung: Roman (German Edition)
seinem Stuhl hingen ein schwarzer Beatmungsbeutel und ein Urinal. Er saß wortlos da, als die beiden Polizisten näher kamen.
Souness nahm sich einen Stuhl und setzte sich, während Caffery die hellgrünen Vorhänge zuzog, mit denen sich dieser Teil des Zimmers vor fremden Blicken schützen ließ. Er räusperte sich. »Mr. Peach. Sind Sie sicher, dass Sie der Situation gewachsen sind?«
Peach drehte langsam den Kopf. Seine schwarzen Elvis-Koteletten mussten wieder einmal nachgefärbt werden. Als er nicken wollte, fiel sein Kopf so kraftlos nach vorne, als ob es ihm Mühe bereitete, seinen riesigen Schädel aufrecht zu halten.
»Passt schon.« Caffery nahm neben Souness Platz und musterte den Mann. »Zunächst einmal möchten wir Ihnen sagen, wie Leid es uns tut, was Rory widerfahren ist, Mr. Peach. Wir tun unser Bestes. Bitte, geben Sie die Hoffnung nicht auf.«
Als er Rorys Namen hörte, kniff Peach die Augen zusammen und wischte sich mit seiner riesigen Hand über das Gesicht. Sein Daumen verharrte auf der Nasenwurzel, und die Handfläche ruhte auf seinem Mund. So saß er einige Sekunden da, ohne ein einziges Mal zu atmen. Dann sank seine Hand plötzlich herab und vollführte auf seiner Brust merkwürdige kreisförmige Bewegungen, während er mit weit aufgerissenen Augen zur Decke hinaufstarrte.
Caffery sah Souness an und sagte: »Alek, wir machen es so kurz wie möglich, das verspreche ich Ihnen. Ich weiß, wie schwierig das für Sie ist: Aber es würde uns sehr helfen, wenn Sie uns sagen könnten, was in Ihrem Haus genau passiert ist – was der Fremde während der drei Tage getan, wo er Sie festgekettet hat und ob er das Haus zu irgendeinem Zeitpunkt verlassen hat.«
Peachs Hand hielt abrupt in der Bewegung inne. Auf seinem Gesicht spiegelte sich seine innere Anspannung wider. Er senkte den Blick und starrte auf den Pulsoximeter an seinem Daumen, als ob er seine ganze Willenskraft aktivieren müsse. Caffery und Souness sahen ihn erwartungsvoll an, doch Peach saß nur schweigend da. So viel war jetzt schon klar: In den zwanzig Minuten, die der Arzt ihnen gegeben hatte, würden sie aus dem Mann kaum etwas herausbringen. Scheiße . Caffery lehnte sich auf seinem Stuhl zurück und presste sich die Hand gegen die Stirn. »Können Sie uns nicht wenigstens sagen, wie alt der Mann war? Ob er weiß oder schwarz war? Irgendetwas ?«
Alek Peach drehte sich zur Seite und sah ihn aus halb geöffneten Augen an. Er hob zitternd seine – von zahllosen Injektionen blau und grün verfärbte – geschwollene Hand und zeigte mit dem Finger auf Caffery. In seinem Gesicht stand plötzlich ungezügelter Hass, als ob Caffery in sein Haus spaziert wäre, es sich dort im Wohnzimmer auf dem Sofa bequem gemacht und die Füße auf den Tisch gelegt hätte.
»Sie.« Seine Brust hob sich bedrohlich und zeichnete sich unter dem Baumwollpyjama deutlich ab. »Sie.«
Caffery zeigte mit dem Finger auf sich. »Meinen Sie mich ?«
»Ja, Sie .«
»Was ist mit mir?«
»Ihre Augen. Ich kann Ihre Augen nicht leiden.«
Auf der Männertoilette stellte sich Caffery auf den Rand der WC-Schüssel und schob ein Papierhandtuch in den Rauchmelder an der Decke. Dann verriegelte er die Kabinentür, drehte sich eine Zigarette, lehnte den Kopf gegen die Wand und rauchte genüsslich, bis ihm die Wirkung des Nikotins ein wenig Erleichterung verschaffte. Statt sich in Peachs verzweifelte Situation einzufühlen, hatte er auf die Feindseligkeit des Mannes sofort mit Wut reagiert. Das Blut war ihm in den Kopf geschossen, und es hatte ihn kaum mehr auf dem Stuhl gehalten. Erst Souness’ Hüsteln und ihr warnender Blick hatten ihn wieder so weit zur Vernunft gebracht, dass er beim Verlassen der Station nicht wütend die Tür hinter sich zugeknallt hatte.
»Na also«, murmelte er. »Da hat Rebecca ja mal wieder ins Schwarze getroffen. Du bist eine beschissene kleine Zeitbombe.« Er schnipste die Asche in die Toilettenschüssel und kratzte sich an der Hand. Ja, sie hatte den Nagel auf den Kopf getroffen. Als ob alles sich gegen ihn verschworen hätte, um die Treffsicherheit ihrer Diagnose zu bestätigen. Als ob sie Penderecki und Peach bestochen hätte, damit sie es ihm ins Gesicht sagten: Aber GOTT sagt, dass es den Böcken bestimmt ist, den ANDEREN (den GUTEN und REINEN) in die Augen zu schauen und sich selbst darin zu erblicken.
Ihre Augen. Ich kann Ihre Augen nicht leiden.
Niemand würde je begreifen oder auch nur erahnen, wozu er sich damals hatte
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