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Die Behandlung: Roman (German Edition)

Die Behandlung: Roman (German Edition)

Titel: Die Behandlung: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mo Hayder
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machen.«
    »Augenblick mal. Als ich heute Morgen runtergekommen bin, war Smurf angeleint.« Hal war jetzt wieder ernst. »Josh? Hast du sie vielleicht gestern Abend losgebunden?«
    »Hm.« Josh klimperte mit dem Löffel gegen seine Zähne und dachte angestrengt nach. »Nein.« Er schüttelte den Kopf. »Nein, ganz sicher nicht. Wahrscheinlich hat sie sich selbst losgemacht.«
    »Und das heißt«, Benedicte stellte die Milch wieder in den Kühlschrank und ging zur Spüle hinüber, um sich die Hände zu waschen, »das heißt, dass du es gewesen bist. Mr. Hal Church, hiermit erhebe ich Anklage gegen Sie.«
    Hal streckte ihr die Zunge heraus. »Ich war es nicht, teuerste Dame.« Er ging in die Diele und nahm den Schlüsselbund vom Telefontisch.
    »Wohin willst du?«
    »Die Zeitung abbestellen.« Er drehte sich um und streckte ihr abermals die Zunge heraus. »Vor dir flüchten, mein böses, böses Frauchen.«
    Benedicte schnitt eine Grimasse. »Ist mir doch egal.«
    Hal vergewisserte sich, dass Josh ihn nicht sehen konnte. Dann ließ er kurz die Hose herunter, präsentierte ihr seinen nackten Hintern, richtete sich wieder auf und warf die Tür hinter sich zu. Benedicte konnte sich vor Lachen kaum halten, und Josh blickte neugierig auf.
    »Was ist denn so witzig?«
    »Gar nichts.« Sie ging kichernd zur Spüle und stellte die Kaffeekanne in das Becken. Du weißt genau, wie du mich nehmen musst, Hal, alter Halunke. Sie lief geschäftig in der Küche umher, spülte den Kaffeesatz aus den Tassen und verschloss sorgfältig die Müslipackung. Josh aß währenddessen die Mandarinen und ging dann mit Smurf ins Wohnzimmer, um sich im Fernsehen Liebling, ich habe die Kinder geschrumpft anzuschauen. Benedicte trank einen Schluck Leitungswasser aus der hohlen Hand. Ihr Mund war plötzlich trocken, und die Zunge lag ihr schwer im Mund. Sie sah auf die Uhr und bemerkte, dass es schon später war, als sie gedacht hatte.
    »Oh, verdammter Mist.« Sie strich sich das Haar aus der Stirn. »Nur noch eine Stunde. Josh, putz dir jetzt bitte die Zähne.« Sie machte die Tür zum Garten zu und drehte den Schlüssel um. Jenseits des Zauns raschelten die Blätter im Wind. Mein Gott, wie sie diesen Park hasste. Dann räumte sie rasch die Teller vom Tisch. »Josh, bitte beeil dich.« Ihr kleiner Sohn hockte noch immer vor der Glotze. An seinem Mund hatte der schwarze Johannisbeersaft, den er getrunken hatte, einen dunklen Rand hinterlassen. Er starrte völlig fasziniert auf den Bildschirm und presste sich sein Lieblingskissen gegen die Brust. Warum muss er beim Fernsehen nur immer dieses Kissen an sich pressen? Komisch, ist das nicht Ren und Stimpy, was er sich da anschaut …? Ich dachte, dass er Liebling, ich habe die Kinder geschrumpft sehen will .
    Mein Gott, ich werd gleich verrückt, dachte sie, verdammter Stress. Wenn Hal zurückkam, mussten sie so schnell wie möglich losfahren. »Oooh, Ha -al «, sagte sie laut zu der geschlossenen Haustür. »Beeil dich gefälligst, wir sind schon viel zu spät dran.«
    »›Wir sind schon viel zu spät dran‹«, äffte Josh sie nach.
    »Sehr witzig.« Sie legte sich die Hand auf die Stirn. »Josh, hab ich nicht gesagt …« Aber sie wusste nicht mehr, was sie zu ihm gesagt hatte – die flimmernden Farbschlieren auf dem Bildschirm irritierten sie. Besonders intensiv waren die Violetttöne – wie Iris-Saft, und das Gelb erinnerte an leuchtende Sonnenblumen.
    »Das violetteste Violett«, murmelte sie und lehnte sich gegen die Spüle. »Das strahlendste Gelb.« Draußen knallte die Sonne in den Garten, und der Rasen geriet plötzlich in Bewegung. Vielleicht bin ich ja krank , schoss es ihr durch den Kopf, und dann spürte sie wieder diesen schrecklich pelzigen Geschmack in ihrem Mund. Verdammt, der Kaffee hat irgendwie komisch geschmeckt , fiel ihr plötzlich ein. »Josh …« Jetzt reiß dich gefälligst zusammen, Ben … »Josh, Mami legt sich schnell ein bisschen hin, okay? Würdest du das Papi bitte ausrichten, wenn er zurückkommt?!«
    »Klar doch.«
    Am besten, ich leg mich gleich hier auf den Boden, ist sicher weich genug.
    Sie ließ laut polternd eine Tasse in die Spüle gleiten, ging auf die Toilette, rammte mit der Hüfte das Waschbecken und stützte sich mit den Händen an den Wänden ab, um nicht umzukippen. Die Bodenfliesen kamen ihr entgegen, verschmolzen mit der Wand, und ihr Mund war so trocken, dass sie gierig Leitungswasser aus den hohlen Händen schlürfte. Was ist denn nur los mit

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