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Die Behandlung: Roman (German Edition)

Die Behandlung: Roman (German Edition)

Titel: Die Behandlung: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mo Hayder
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immer wieder zwingen, nicht an Rebecca zu denken.
    Plötzlich wurde es in seinem Dienstzimmer fast dunkel. Als er aufblickte, sah er draußen eine riesige Wolkenbank, die immer näher kam. Kurz darauf prasselte heftiger Regen auf das Gebäude. Er drehte sich um: Die Kollegen im Nebenzimmer hatten aufgehört zu arbeiten und starrten in das Unwetter hinaus, das draußen tobte. Kryotos war da und auch Logan. Die beiden lehnten an einem Schreibtisch, hielten Kaffeetassen in der Hand und bestaunten den Wolkenbruch draußen vor dem Fenster. Caffery nahm die Brille ab, lehnte sich an die Tür und nickte Kryotos zu.
    Sie stellte ihre Tasse ab und kam zu ihm herüber. »Was gibt’s denn?«
    »Marilyn«, murmelte er, »haben Sie vielleicht ein Aspirin?«
    »Sie sehen echt so aus, als ob Sie eines brauchen könnten – Augenblick mal.«
    Sie ging zu ihrem Schreibtisch und durchwühlte die Schubladen. In der Ecke des Raumes war versehentlich ein Fenster offen geblieben. Von draußen prasselte der Regen auf den Schreibtisch, der darunter stand. Caffery drehte sich nachdenklich um, kratzte sich im Nacken und wollte gerade wieder an seinen Schreibtisch gehen. Doch dann blieb er unvermittelt stehen, als ob jemand seinen Namen gerufen hätte. Er drehte sich langsam um und starrte auf das geöffnete Fenster. Als Kryotos schließlich in ihrer Schublade eine Packung Aspirin gefunden hatte und sich wieder aufrichtete, sah sie, dass Caffery in der Ecke vor dem offenen Fenster stand und auf die durchnässten Papiere vor sich auf dem Schreibtisch starrte.
    »Ach du meine Güte«, sagte sie, schloss das Fenster und inspizierte die Papiere. »Na ja, nicht so schlimm – jedenfalls ist niemand ums Leben gekommen. Hier.« Sie gab ihm die Schmerztabletten.
    Er nahm die Packung entgegen, fasste Kryotos dann am Arm, führte sie in sein Büro und bat sie, auf der anderen Seite des Schreibtischs Platz zu nehmen. »Marilyn.«
    »Ja bitte?«
    »Können Sie sich noch erinnern – wie viele Wolkenbrüche haben wir diese Woche eigentlich gehabt?«
    »Keine Ahnung. Ungefähr hundert.«
    »Und wann war noch mal dieses schlimme Unwetter – ich meine das schwere Gewitter?«
    »Meinen Sie das Gewitter von vorgestern?«
    »Nein – früher.«
    »Letztes Wochenende hat es pausenlos geregnet. Und am Montag auch.«
    »Ja, Montag – jetzt fällt es mir wieder ein.« An dem Tag hatte es tatsächlich wie aus Kübeln gegossen, fast wie in den Tropen. Hinterher hatte es in London gerochen wie am Meer. »An dem Tag haben wir doch Rory gefunden.«
    »Ja, stimmt. Wieso?«
    »Ach …« Er schob sich die Tabletten in den Mund, würgte sie hinunter und rieb sich nachdenklich die Stirn. »Ach, nur so.«
    Caffery fuhr zum Donegal Crescent, um mit dem Ladenbesitzer zu sprechen, der die Polizei informiert hatte. Er fragte zuerst nach Tabak und präsentierte dann seine Kennmarke: »Erinnern Sie sich noch an mich?« Dann fing er an zu fragen. Er wollte unbedingt wissen, wieso der Hund an dem Nachmittag angefangen hatte zu bellen.
    »Hab ich Ihnen doch schon gesagt. Der Hund hat auf der Rückseite des Hauses was gesehen, das weggelaufen ist.«
    »Aber Sie sind doch in die andere Richtung gegangen. Außerdem waren Sie fast hundert Meter entfernt. Da muss Ihr Hund aber ein verdammt gutes Gehör haben.«
    Der Mann blinzelte ein paar Mal, drehte sich dann um und suchte nach dem Tabak. Sogar von hinten war zu erkennen, dass er darüber nachdachte, was er sagen sollte.
    Caffery startete einen neuen Versuch. »Vielleicht hat der Hund sich ja aus irgendeinem Grund umgedreht?«
    Der Ladenbesitzer wandte sich wieder in seine Richtung, legte den Tabak auf die Theke, rückte einen Stapel Evening Standards zurecht und schüttelte den Kopf. »Nein, ich lass mich von Ihnen nicht durcheinander bringen. Also, wie gesagt: Ich bin mit dem Hund spazieren gegangen, und plötzlich hat er sich umgesehen.«
    »Aber wieso?«
    »Kann sein, dass er was gehört hat.«
    »Müsste aber ein ziemlich lautes Geräusch gewesen sein. Immerhin waren Sie ja ein ganzes Stück von dem Haus der Familie Peach entfernt. Schritte sind auf so eine Distanz unter normalen Umständen jedenfalls nicht mehr zu hören.«
    Der Ladenbesitzer nickte. »Sicher – muss schon lauter gewesen sein.«
    »Ist vielleicht irgendwo Glas zerbrochen?«
    »Möglich«, entgegnete der Mann. »Ja, vielleicht war es so etwas. Ich hab nichts gehört, aber der Hund. Und dann hat er angefangen zu bellen. Mehr kann ich Ihnen nicht sagen.«
    »Also

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