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Die Beichte - Die Beichte - Dirty Secrets

Titel: Die Beichte - Die Beichte - Dirty Secrets Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Meg Gardiner
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zu schaffen, wenn sie einem Pathologen zuschauen musste, der im sperrangelweit geöffneten Brustkorb einer Leiche herumwühlte. Sie verabscheute die Vorstellung, dass so was Menschen passieren konnte, die sie liebte. Und es war ja passiert.

    Sie bog um eine Ecke und fand Amy Tang vor einem Trinkbrunnen. Die Polizistin trug schwarze Kleider, schwarzen Lidschatten und eine Punkfrisur. Sie musste sich fast auf die Zehenspitzen stellen, um das Wasser zu erreichen. Spiky, die Grufti-Gnomin.
    Lass das, Beckett. »Tag, Lieutenant.«
    Tang fuhr sich mit dem Handrücken über die Lippen. »Hier lang. Cohen ist schon halb fertig.«
    »Was hat er gefunden?«
    »Sachen, die in Ihr Ressort fallen.«
    Tang führte Jo in den Obduktionssaal. Im Kofferradio lief Jazz - Coltrane, nach dem Saxofonsound -, cool und melancholisch. Cohens roter Bart hob sich von den blauen Chirurgenkitteln genauso ab wie von der schwermütigen Atmosphäre. Die Leichensektion war schon weit vorangeschritten.
    Jo atmete ruhiger und verstaute ihre Gefühle in einem Hinterzimmer ihres Bewusstseins, wo Eindrücke nur gedämpft wahrgenommen wurden. Hinter Cohen wog gerade ein Assistent Callies Leber. Tang drückte sich in die Ecke, die Arme verschränkt, das Gesicht verzogen. Jo trat an den Tisch.
    Callies Zehen waren blau. Ihre Sonnenbräune hatte sich zu mattem Grau getrübt. Das rote Wort auf ihrem linken Schenkel schien förmlich zu schreien. Schmutzig.
    Die Buchstaben standen extrem schräg, als hätte sie ein Linkshänder geschrieben, ohne hinzuschauen. Lippenstift, keine Frage.
    Jo betrachtete Callies Gesicht.
    Kein Wunder, dass sich Gregory Harding aufgeführt hatte
wie ein Trottel. Er hatte das hier gesehen. Für ihn musste das gewesen sein, als hätte man ihm ein Starkstromkabel an den Hinterkopf gepresst. Callies Gesicht, ursprünglich wie von Michelangelo gemeißelt. Jetzt war es zu Brei zerquetscht.
    »Ich schätze, du wirst Schädeltrauma als Todesursache angeben.«
    Cohen deutete mit dem Skalpell. »Der Airbag hat sich aufgeblasen, als der Wagen gegen die Brüstung gekracht ist, und ist dann sofort wieder eingesunken. Als sie mit dem Flughafenbus zusammengestoßen sind, war er bereits wirkungslos. Und da war sie auch schon halb durch die Windschutzscheibe.«
    »Nicht angeschnallt.«
    »Nein. Solche Verletzungen überlebt niemand.«
    Lieutenant Tang meldete sich. »Dr. Cohen?«
    Er warf ihr einen kurzen Blick zu. »Ich komme gleich drauf.«
    »Was wolltet ihr mir zeigen?«, fragte Jo.
    »Wir haben es bei der äußerlichen Untersuchung entdeckt, nachdem wir sie ausgezogen hatten.«
    Er wies auf Callies linken Arm. Er lag mit der Handfläche nach oben auf dem Seziertisch.
    O Gott.
    Jo sagte nichts. Sie spürte einen Druck an den Schläfen.
    Cohens Assistent drehte sich um. »Soll ich die jetzt wieder zurücklegen?«
    Er hielt Herz und Lunge der Toten in den Händen. Plötzlich hörte Jo von hinten ein würgendes Geräusch. Sie fuhr herum. Tang presste die Hand auf den Mund.

    »Bitte nicht hier drin, Lieutenant«, mahnte Cohen.
    Auf der Stirn der Polizistin glänzte der Schweiß. Sie verdrehte die Augen.
    »Mist«, fluchte Cohen. »Jo, kannst du bitte …«
    Jo sprintete los.
    Amy Tang kippte gegen den Tresen wie ein Crashtest-Dummy. Jo packte sie unter den Armen und zerrte sie zu einem Stuhl. Ihre Beine waren wie Gummi. Schräg zur Seite hängend, sackte sie auf die Sitzfläche.
    »Stecken Sie den Kopf zwischen die Knie«, forderte Jo sie auf.
    Die Augen der jungen Polizistin waren glasig und halb offen. Jo beugte sie nach vorn und schob ihren Kopf nach unten zwischen die Knie, damit ihr Gehirn besser durchblutet wurde.
    »Gerade hat sie noch ganz normal gewirkt«, ließ sich Cohen vernehmen.
    »So was passiert.«
    Jo ließ die Hand auf Tangs Rücken. Nach einigen Sekunden wurden ihre Atemzüge wieder kräftiger. Sie stieß Jos Hand weg und setzte sich langsam auf.
    »Willkommen zurück. Wie war die Reise?«
    »Mir geht’s gut.«
    »Klar. Aber lassen Sie es erst mal ruhig angehen.«
    Doch Tang hatte sich bereits mit unsicheren Beinen erhoben. Sie schob Jos ausgestreckte Hand beiseite und klammerte sich stattdessen an den Tresen.
    Cohen wies mit dem Kinn zur Tür. »Jo, könntest du Lieutenant Tang an einen Ort begleiten, wo sie besser Luft bekommt?«

    »Das ist nur die Wärme hier drin. Mit mir ist alles in Ordnung«, protestierte Tang.
    Sie war so blass wie Klebstoff. Jo packte sie fest am Ellbogen, um nicht wieder abgeschüttelt zu werden, und

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