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Die Beichte - Die Beichte - Dirty Secrets

Titel: Die Beichte - Die Beichte - Dirty Secrets Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Meg Gardiner
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so schnell und stark in ihm hoch, dass das ganze Zimmer weiß aufzuflammen schien. »Machst du dich über mich lustig?«
    »Was?«

    Heftig rieb er über das knotige Narbengewebe, das um seinen Hals lief. »Nennst du mich etwa einen Frankenstein?«
    »Nein, Scheiße, nein - ich dachte nur, Halloween, vielleicht ist das ein Feiertag.«
    »Im Gericht? Ich hab es hier mit Gesetzeshütern zu tun, Levon - die kennen keinen Feiertag. Die wollen einem pausenlos an den Kragen.«
    »Das kannst du laut sagen, Boss.«
    Sein Ärger verflog. Er überlegte kurz. »Die Sache wird allmählich brenzlig. Das heißt, wir müssen schneller handeln. Der Tod einer Staatsanwältin, noch dazu so öffentlich - da müssen wir mit einer fetten Reaktion der Polizei rechnen.«
    »Was soll ich tun?«
    »Knöpf dir noch mal den Footballspieler vor.«
    »Southern? Der Mann ist doch’ne Niete. Der ist voll am Ende.«
    »Gib ihm noch eine letzte Chance. Sag ihm, jetzt oder nie. Entweder er gibt uns die Informationen, oder das war’s. Er soll das Maul aufmachen, sonst wird er zum warnenden Beispiel für die anderen.«
    »Zum Denkzettel«, sagte Skunk.
    »Du hast es erfasst.«
    »Hab’s begriffen, Boss. Was treibst du jetzt?«
    Perry legte die Steine aus.
    »Pray?«
    »Ich schätze, ich trainiere ein bisschen. Dann treff ich mich mit den Anwälten. Und dann spiele ich wahrscheinlich Scrabble.« Er schob die Steine herum. Autoentführer, das passte. Und - ja, hier noch ein paar Buchstaben, dreifache Punktzahl. Verbluten.

    »Scrabble?«
    Es war Zeit, das Gespräch zu beenden. Noch länger am Telefon rumzuhängen war riskant. Außerdem war das viele Reden zu anstrengend für ihn. Noch ein letztes Mal presste Perry den Sprachgenerator an den kaputten Kehlkopf. »Ja, Levon. Leider ist es nach den Regeln nicht erlaubt, aus einem Cocktail ein Molotowcocktail zu machen.« Er warf die restlichen Steine aufs Brett. »Das muss ich also dir überlassen.«

KAPITEL 12
    »Der geologische Dienst in Menlo Park hat eine Stärke von 4,1 auf der Richterskala gemessen. Aus der South Bay erreichen uns Meldungen über kleinere Schäden, und wir schalten jetzt zu unserem Verkehrshubschrauber …«
    Jo drückte auf die Radiotaste. Sie war auf dem Highway zurück nach San Francisco, sie hatte das Fenster geöffnet, und ihr Haar wehte im Wind.
    Ein neuer Sender. »… meine Katzen haben gespürt, dass das Beben kommt, und sind richtig ausgeflippt. Wenn der Big Bang zuschlägt, dann weiß ich es garantiert vorher …«
    Taste.
    »… manche Experten vermuten in diesen vielen kleinen Beben ein Vorzeichen der Apokalypse, die in dem alten Mayakalender vorausgesagt wird …«
    CD-Taste.
    Aus den Lautsprechern strömte Musik, ein tranceartiges Saharastück in einer seltsamen Tonart. In der Bucht funkelte das Sonnenlicht. Sie starrte auf die Straße und versuchte, nicht mehr an Gabe Quintana zu denken. Seine Gelassenheit, seine Wärme, seine selbstsichere Gegenwart. Sein Mitgefühl.

    Ihr Telefon piepte. Eine SMS von Lieutenant Tang. Hardings Autopsie. Kommen Sie, wichtig.
    Bis zum Gerichtsmedizinischen Institut waren es vierzig Minuten. Sie schrieb OK und drückte auf die Tube. Die Musik war hypnotisch und eingängig. Cheb Mami, der »Desert Rose« mit Sting aufgenommen hatte. Nach Daniels Tod hatte sie angefangen, sich diese Musik anzuhören. Damals waren Melodien für sie zu einem Minenfeld geworden. Klassische Musik konnte sie nach zehn Sekunden nicht mehr ertragen. Rock erinnerte sie an Klettertouren und an die Nächte mit Daniel unter freiem Himmel. Und bei Country hätte sie sich am liebsten vor einen Zug geworfen oder sich eine Waffe gekauft, um jedes Radio wegzuschießen, in dem ein Stück mit Slidegitarre lief.
    Doch diese Musik riss sie mit, weil sie keine Erinnerungen in sich trug. Nichts verband sie mit Daniel. Dennoch regte sie ihre Fantasie an und nahm sie mit an einen fernen, aber sicheren Ort. Kindheitserinnerungen. Alles, was sie noch brauchte, war ein fliegender Teppich, um aus dem Hier und Jetzt zu entfliehen.
    Sie berührte die Halskette und rieb mit den Fingern über ihren weißgoldenen Ehering.
    Auch an ihrem letzten gemeinsamen Morgen war Rockmusik gelaufen. Sie konnte sie immer noch hören. »Every Little Thing She Does Is Magic« von Police. Die aufsteigende Bassline in einer Molltonart. Halb acht. Daniel hatte die CD aufgelegt.
    Er arbeitete sechzig Stunden die Woche als Notfallarzt am Klinikum der Universität von San Francisco. Aber an diesem Tag hatte

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