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Die beiden Nachtwächter

Die beiden Nachtwächter

Titel: Die beiden Nachtwächter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Köpfe, und wir
    Nationalliberalen, bei uns bleibt Ammerstadt Ammerstadt
    und Wummershausen Wummershausen.“
    Dabei machte er eine energische Schwenkung und
    wadete die Straße hinab. An der nächsten Ecke blieb er
    stehen und drehte seine Schnarre:
    „Zwei geschlagen! Lobt Gott den Herrn!“
    Er arbeitete sich weiter durch den Schnee, die ganze
    Gasse hinauf, und bog dann links ab.
    „So, das ist die Wiesengasse, und da wohnt der Bäcker
    Meinhold, den soll ich halb Drei wecken.“
    Er zählte die Hausthüren ab, nannte bei jeder den Na-
    men des Besitzers und pochte endlich laut und vernehm-
    lich an eine derselben. Dann schnarrte er, daß es weithin
    schallte und rief:
    „Zwei geschlagen — heda, Meinhold — lobt Gott den
    Herrn — ich bins, mach daß du aus den Federn kommst!“
    „Was ist denn das hier für ein Mordspektakel am frühen
    Morgen!“ ertönte eine zornige Stimme.
    „Wer schreit denn da vorn so wie ein Nußknacker, he?
    Packt Euch ruhig nach Hause, oder ich will Euch heim-
    leuchten!“
    „Heimleuchten? Wer denn? Glaubt Er denn, daß sich je-
    der dumme Teufel bei uns hier herstellen, den Nachtwächter
    spielen und ehrbare Leute aus dem Schlafe wecken darf?“
    „Heiliger Knieriem, hat der Kerl ein Lästermaul! Na
    warte, ich werde Ihm Mores lehren!“
    „Mores lehren? Mir? Wer ist Er denn eigentlich?“ Damit
    kam der Sprecher näher und blickte Hillmann ins Gesicht.
    Dieser that mit ihm dasselbe und packte ihn dann sofort
    beim Kragen.
    „Halt, das ist ja der Bachmann, wie Er sich vorhin nann-
    te! Kerl, da ist er wohl gar aus dem Gefängniß gebrochen?
    Na, da hat er sich eine schöne Suppe eingebrockt, und es
    ist nur gut, daß ich Ihn wiederhabe. Allons, jetzt werd ich
    ihn ins Rathhaus führen; da giebts keine lockern Thüren!“
    „Suppe eingebrockt? — wiederhabe? — ausgebro-
    chen? — Ich verstehe Ihn doch gar nicht. Wer ist Er denn
    eigentlich, he?“
    „Wer ich bin? Na, so ’ne schauderhafte Frechheit! Habe
    den Kerl vor einer Stunde erst eingewickelt, und jetzt fragt
    er mich, wer ich bin!“
    „Frechheit? Tausendsapperlot, das hat mir noch Nie-
    mand gesagt! Kerl, ich arretire ihn. Komme Er mit!“
    „Was? Er mich arretiren? Er ist wohl nun ganz und gar
    übergeschnappt? Marsch!“
    „Höre Er, was — — “
    „Marsch, sage ich!“
    „Was ich Ihm rathen — — “
    „Marsch, oder soll ich etwa Gewalt brauchen?“
    „Nun gut, ich balge mich nicht mit Ihm herum, aber
    merke Er sich nur, daß Er sich an mir vergriffen hat und
    nicht mit mir gegangen ist. Ich bin der Nachtwächter Bach-
    mann, und Er hat mir Gehorsam zu leisten, wenn ich Ihn
    mitnehmen will.“
    „Heiliger Knieriem, marsch, sage ich, oder ich prügle
    Ihn mit Seinem eignen Spieße aufs Rathhaus!“
    „Gut, ich gehe mit, Er mag verantworten, was Er thut!“
    „Darüber braucht Er sich gar keine Sorge zu machen!“
    tröstete er und wandte sich noch einmal zurück: „Mein-
    hold, hasts gehört? Ich kann mich nicht bis zum Charfrei-
    tag herstellen!“
    So schritten die Beiden also ihres Weges fürbaß. An ei-
    ner der nächsten Straßen blieb Hillmann stehen, schnarrte
    und rief sein:
    „Zwei geschlagen — lobt Gott den Herrn!“
    Da öffnete sich eine der Thüren, und ein Mann trat
    hervor.
    „Bachmann, was fällt Dir denn ein? ’s wird gleich Sechs
    schlagen! Hast wohl jetzt auch ’ne Schnarre, wie der in
    Ammerstadt?“
    Es war ein Fleischer, der trotz des schlechten Wetters
    mit seinem Hunde aufs Land gehen wollte. Er blieb stehen
    und wunderte sich, daß er keine Antwort bekam und die
    beiden Männer vielmehr ruhig weiter gingen.
    „Daraus werde klug, wers begreifen kann! Eine Schnarre,
    und jetzt erst um Zwei!“
    Kopfschüttelnd ging er fort.
    Die Worte des Mannes aber hatten Hillmann doch et-
    was stutzig gemacht; er ging jetzt nicht mehr auf der Mitte
    der Gasse, sondern hielt sich an den Häusern hin und be-
    trachtete dieselben so genau wie möglich. Er wurde immer
    mehr irre an sich, und da — da schlug es Sechs, und was
    für eine Sechs!
    „Heiliger Knieriem, hat das einen Ton! Aber was ist
    denn das da auf einmal für eine Glocke? — doch nicht
    etwa die Ammerstädter!“
    „Habs Ihm ja gesagt, daß er in Wummershausen ist!“
    „In Wummershausen? Er will mich wohl dumm machen,
    he?“
    „Fällt mir gar nicht ein. Das ist er ja schon mehr als ge-
    nug! Da bleibe Er ’mal stehen und sehe Er sich diesen Was-
    sertrog an! Kennt er den? Oder hat Er vielleicht in

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