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Die beiden Seiten der Münze (German Edition)

Die beiden Seiten der Münze (German Edition)

Titel: Die beiden Seiten der Münze (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Ladan
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rhetorische Frage war, sozusagen als netter Einstieg in ein ernstes Gespräch. „Danke.“ entgegnete sie, „Ich sollte gleich zu dir kommen?“
     
    „Ja, genau. Es geht um Folgendes: wir bekommen ein neues Computerprogramm. Die Geschäftsleitung war auf der Suche nach jemandem, der die Implementierung des Programms intern betreut. Ich habe dich vorgeschlagen und der Big Boss ist einverstanden.“
     
    Lynn war verblüfft. „Wieso denn ich?“ fragte sie ungläubig. „Du bist fleißig und zuverlässig, kennst die Firmenstrukturen schon seit Jahren und außerdem hast du keinen familiären Anhang und dementsprechend mehr Zeit als die anderen.“ Lynn nahm an, dass vor allem das letzte Kriterium ausschlaggebend gewesen war. Leise Panik kroch in ihr hoch. Was, wenn sie das gar nicht konnte? Sie hatte so etwas schließlich noch nie gemacht. Was wäre, wenn etwas mit dem neuen Programm nicht klappte? Wie sollte sie das neben ihrer laufenden Arbeit zeitlich unterbringen? Fragen über Fragen.
     
    Sven erklärte ihr in der nächsten Stunde die Details des neuen Programms. Lynn bemerkte immer mehr, wie zeitintensiv das wirklich werden würde. Aber in Hinblick auf ihre doch sehr stagnierende Karriere konnte sie schlecht ablehnen. Nach dem Gespräch war Lynn einerseits erleichtert, dass es keine Standpauke wegen eines Fehlers gegeben hatte, wappnete sich aber innerlich bereits vor dem, was ihr an Arbeit bevorstand.
     
    Der Montag zog sich dahin, fast hätte Lynn den Verdacht gehabt, dass jemand absichtlich die Uhr zurückhielt. Nach der Mittagspause hatte sie ein richtiges Tief und war hundemüde. Sie versuchte wieder mal recht erfolglos, sich auf ihre Arbeit zu konzentrieren, als ihr Handy läutete.
     
    Verwundert sah sie auf das Display, die Nummer war ihr unbekannt. „Ja bitte? Hallo?“ meldete sie sich zögerlich.
     
    „Lynn? Noch mehr unheimliche Begegnungen gehabt?“ Es war Cedric Mars. Sie konnte ihn förmlich bei seinen Worten grinsen sehen. Lynn konnte sich nicht erklären woher er ihre Telefonnummer hatte bis ihr einfiel, dass sie ihm ja ihre Visitenkarte gegeben hatte.
     
    „Nein, keine.“ Lynn wusste nicht so recht, was sie sagen sollte. Warum rief er an? Er ließ sie nicht lange im Ungewissen: „Was machen sie denn heute nach der Arbeit?“ Lynn fragte: „Wieso?“
    „ Ich wollte einen Kaffee trinken und danach ein wenig spazieren gehen. Da habe ich mich gefragt, ob sie vielleicht Lust hätten, mich zu begleiten.“ Lynn war verwirrt. Es kam selten vor, dass sich jemand für sie interessierte. Sie wollte gerade ablehnen – gedanklich war sie noch bei ihrem Gespräch mit Sven – als sie sich selbst sagen hörte: „Ja gerne, warum nicht? Wann und wo?“
     
    „Ich hole Sie um 17 Uhr bei der Arbeit ab.“ Er legte ohne sich zu verabschieden auf. Lynn starrte auf ihr Handy. Was sollte das denn? Eigentlich sollte sie sich mit jemandem, der so unhöflich war, gar nicht treffen. Plötzlich fiel ihr ein, dass Cedric gar nicht wissen konnte, wo sie arbeitete. Sie hatte im Gespräch mit ihm sicher ihren Job in der Steuerberatung nicht erwähnt. Nachdem er sich nicht mehr meldete, legte Lynn das Treffen ad acta. Sie würde ihm bestimmt nicht hinterher telefonieren.
     
    Endlich Dienstschluss. Lynn verabschiedete sich von ihrer Kollegin und verließ das Gebäude. Cedric Mars stand unweit der Haustüre. Lynn war verblüfft. Woher kannte er ihren Arbeitsplatz? Sie räusperte sich und versuchte, möglichst cool zu wirken. „Hi, wie geht’s?“ Er kam langsam auf sie zu und grinste: „Danke, wie war Dein Tag?“ Lynn bemerkte etwas unbehaglich, dass er vom „Sie“ zum „Du“ übergangen war ohne zu fragen, ob sie damit einverstanden war. Sie wollte jedoch nicht als Spießer dastehen, also antwortete sie: „Ganz okay. Und bei dir?“
     
    „Recherchen, ein wenig schreiben, eine Vorlesung an der Uni. Nichts Besonderes.“ Aha, Vorlesungen an der Uni, Lynn fand, dass er nicht wie ein Universitätsprofessor aussah. Zumindest nicht so, wie sie sich einen vorstellte. Seine Locken standen wirr um seinen Kopf, er trug wieder seine zerrissene Jeans und ein ausgewaschenes T-Shirt, dieses Mal jedoch Schuhe. Ziemlich alte und teilweise zerrissene Converse, um genau zu sein.
     
    Lynn fragte sich, ob er es nie der Mühe wert befand, sich ein wenig besser anzuziehen wenn er ausging. Andererseits war sie froh, dass sie deshalb in ihrem abgetragenen Sack-Kleid nicht underdressed wirkte.
     
    „Wohin?“ fragte

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