Die beiden Seiten der Münze (German Edition)
zurück: „Ehrlich gesagt ist es völlig unerheblich was ich glaube oder nicht. Das ist nur eine Frage von Beweisen. In den beiden vorliegenden Todesfällen ist Frau Monahan der einzige gemeinsame Nenner.“
Wortlos schob Alex Lynn auf den Gang hinaus und weiter auf die Straße. „Steig ein“ sagte er knapp. Lynn konnte sehen wie wütend er war. „Blödes Arschloch“ fluchte er, „die wollen immer nur die bequemste Lösung. Denen ist doch völlig egal wer wirklich schuldig ist, Hauptsache der Fall ist schnell abgeschlossen. So funktioniert das aber hier nicht. Ich habe einen guten Freund, der ist Anwalt. Ich gebe ihm Deine Telefonnummer und er soll sich mit dir in Verbindung setzen. Er kann sicher dafür sorgen dass die Polizeischikane aufhört.“
„Danke“ Lynn war auf dem Beifahrersitz zusammengesunken. Sie sollte jetzt eigentlich voller Trauer sein, aber eigenartigerweise empfand sie gar nichts, nur Müdigkeit. Das war doch in einer solchen Situation nicht normal, sie hätte zumindest Angst verspüren müssen. Doch da war gar nichts. Lynn wollte von Alex wissen was er davon hielt. „Mach dir keinen Kopf. Das ist der Schock. Sie war wie Deine Schwester. Das ist wie eine Schutzfunktion des Gehirns. Du brauchst auf jeden Fall mal Schlaf. Ich bringe dich jetzt nach Hause und du schläfst. Danach reden wir weiter. Ich bleibe über Nacht bei dir, okay?“
Lynn wusste das Angebot sehr zu schätzen, teilte ihm aber mit, dass sie doch lieber alleine sein wollte. Sie bat ihn, am nächsten Morgen zu ihr zu kommen. „Wie du willst. Dann komme ich morgen so gegen 8 Uhr zu dir.“ „Ja bitte“ Lynn's Stimme war nur mehr ein Flüstern.
Die restliche Fahrt sprachen sie nicht mehr, Alex wollte sie anscheinend nicht anstrengen und Lynn war mehr als dankbar dafür. Zu Hause angekommen setzte sie sich ins Wohnzimmer. Es läutete an der Tür. Lynn öffnete die Tür und erwartete Alex zu sehen, der noch etwas vergessen hatte. Stattdessen stand Cedric vor ihr. Spätestens jetzt müsste sie Angst empfinden, doch da war noch immer nichts.
Cedric betrat stumm die Wohnung, nahm sie an der Hand und zog sie ins Wohnzimmer. Lynn fühlte sich völlig willenlos als er ihr in die Augen sah. „Was hast du getan?“ fragte sie leise. Er stritt es nicht ab, fragte auch nicht was sie meinte. „Ich habe das getan, was getan werden musste. Bevor es zu spät war. Ich habe dir vorher schon gesagt – niemand kann uns beide trennen. Dein Blut ist mein Blut. Sie hätte sich nicht einmischen dürfen, dann hätte ich das nicht tun müssen.“ Ein grausam wirkendes Lächeln umspielte seine Mundwinkel.
„Und Martin?“ „Für dich, alles nur für dich“ er nahm ihr Gesicht in beide Hände. „Denkst du, ich lasse zu, dass man dir weh tut? Weder Deine Freunde noch Deine Familie dürfen das.“ Wieder hatte Lynn das Gefühl, dass ein Teil von ihm unter ihre Haut kroch, in ihre Adern und durch ihre Nervenbahnen.
Plötzlich erstarrte sie. „Meine Familie? Wen meinst du damit, da gibt es nur mehr meine Mutter...“ Er zog eine Braue hoch und schüttelte den Kopf: „Nicht mehr, jetzt nicht mehr...“
Lynn fragte sich, was er tun würde, wenn sie ihm sagte, dass sie ihn nicht mehr wollte, nicht mehr brauchte. Dann kam sie zu der Erkenntnis, dass ihr eigentlich egal war, was er mit ihr machen würde. Würde er sie ebenfalls töten? Vielleicht. Das sonst so vertraute Gefühl von Angst stellte sich nicht ein.
Cedric streichelte ihre Wange. „Gib es mir“ Lynn reagierte nicht. „Gib es mir, Dein Blut, ich will es jetzt!“ Cedric setzte zu einem Biss an ihrer Wange an. Plötzlich fühlte Lynn eine unbändige Kraft in sich aufwallen und versetzte ihm einen groben Stoß, der ihn an die Wand taumeln ließ. „Nein! Nie wieder! Hörst du?“
Cedric fing sich schnell: „Du brauchst mich. Du kannst nicht ohne mich sein. Vergiss das nicht.“ Er sah drohend aus.
„Nein!“ Lynn fühlte sich stärker als je zuvor. „Ich brauche dich nicht. Jetzt nicht und auch in Zukunft nicht mehr. Du brauchst mich. Wie ein Blutegel klebst du an mir und holst dir was du willst. Damit ist Schluss. Du bist zu weit gegangen. Mir ist völlig egal, was mit mir geschieht. Aber was du mit Therese gemacht hast – das verzeihe ich dir nie! Geh und zwar sofort!“
„Du wirst ohne mich nicht leben können, du hattest kein Leben bevor ich da war.“ Er näherte sich ihr. „Du wirst genauso einsam sein, wie zuvor. Nur
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