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Die Bekenntnisse der Sullivan-Schwestern

Die Bekenntnisse der Sullivan-Schwestern

Titel: Die Bekenntnisse der Sullivan-Schwestern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Natalie Standiford
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ihn bestimmt. Wie heißt er?«
    »St. John.«
    »Hmm. Ist er ein Heiliger?«
    »Nein. Mein Vater hat ihn nach dem College benannt, auf das er gegangen ist. St. John’s in Annapolis.«
    »Das ist doch dieses seltsame College, wo alle Mathe und Altgriechisch lernen müssen, oder?«
    »Ja.«
    »Und was treibt St. John in New York?«
    »Er ist ein dichtender Philosoph.«
    »Aha. Eine aussterbende Gattung. Von denen gab es früher in New York jede Menge.«
    »Ich weiß, es klingt bescheuert.«
    »Nein, tut es nicht.«
    »Was studierst du denn hier?«
    »Jetzt bist du dran mit Raten.«
    Ich musterte ihn. Sein Haarschnitt war nicht konservativ, irgendwas Businessmäßiges oder Jura oder Medizin war also unwahrscheinlich. Das Button-down-Hemd und die Jeans hingegen sahen wohlhabend und adrett aus, was gegen etwas Künstlerisches sprach. »Literatur?«
    »Filmtheorie. Praktisch dasselbe.«
    »Und warum machst du diesen Schnelllesekurs?«
    »Weil ich viel lesen muss. Und du?«
    »Ich auch. Gibt es einen anderen Grund?«
    »Kaum.«
    Während wir an unserem heißen Kaffee nippten, entstand eine peinliche Pause. Da ich abends normalerweise keinen Kaffee trinke, überlegte ich, welche Wirkung er wohl auf mich haben würde. (Als ich fünf Stunden später hellwach die Decke anstarrte, hatte ich meine Antwort.)
    Ich versuchte, Robbie nicht zu penetrant anzustarren, aber es machte wirklich Spaß, ihn anzuschauen. Seine Augen scheinen ständig zu zwinkern – sie sind so fröhlich wie die vom Weihnachtsmann – und sein Mund bewegt sich die ganze Zeit, deshalb ändert sich sein Gesichtsausdruck alle paar Sekunden. Und er sieht fast immer freundlich aus, auf erstaunlich vielfältige Art. Ich wusste nicht, dass ein Gesicht auf so viele unterschiedliche Arten glücklich aussehen kann. Haare, Haut und Augen passen farblich total gut zusammen – Variationen von Kohle, Braun und Hellbraun, und die Lippen stellen dazu als hübscher roter Schrägstrich einen schönen Kontrast dar. Er musterte mein Gesicht ebenfalls und es schien ihm zu gefallen. Ohne ein Wort zu sagen, kommunizierten wir durch unsere Blicke. Das war mir vorher noch nie mit jemandem passiert, schon gar nicht mit einem Typen.
    Ich hätte den ganzen Abend dort sitzen können, ohne ein Wort zu sagen, doch Robbie brach schließlich das Schweigen. »Ich interessiere mich ziemlich für Filme, schließlich ist es, na ja, mein Studienfach.«
    »Klingt einleuchtend«, erwiderte ich.
    »Ich sag das, weil ich überlege, ob du vielleicht irgendwann mal Lust hast, dir einen Film mit mir anzusehen. Dürftest du das? Oder gibt das Ärger? Ich will nicht, dass du Ärger kriegst.«
    »Welchen Film?«, fragte ich.
    »Mmh, mal überlegen … Wie wär’s mit Vertigo ? Im Charles läuft diesen Monat eine Hitchcock-Reihe.«
    Ich sagte zu. Ich hatte Vertigo noch nie zuvor gesehen, aber St. John hatte früher das Filmposter in seinem Zimmer. Als Sully in das Zimmer zog, hängte er stattdessen ein Poster von den Yeah Yeah Yeahs auf.
    »Bist du sicher, dass es okay ist?«, fragte Robbie.
    »Warum sollte es nicht?«, fragte ich zurück.
    Jetzt wich er meinem Blick aus. Er spielte verlegen mit seiner Serviette herum. »Na ja, ist die St. Margaret’s Preparatory School nicht eine, ähm, Highschool?«
    »Ja.«
    »Mein Studiengang an der Johns Hopkins University ist für Graduierte«, fuhr er fort.
    »Und?«, erwiderte ich. »Willst du damit rumprotzen, oder was?«
    »Nein, aber die Tatsache, dass du auf die Highschool gehst und ich eine Graduiertenschule besuche, lässt darauf schließen, dass vermutlich ein erheblicher Altersunterschied zwischen uns besteht.«
    »Wie alt bist du denn?«, fragte ich.
    »Fünfundzwanzig. Und du?«
    Fünfundzwanzig! Autsch. Sollte ich lügen?
    »Siebzehn.« Ich konnte ihn nicht anlügen.
    Er runzelte die Stirn. »Ich hatte gehofft, du wärst wenigstens achtzehn. Sind heutzutage nicht viele Mädchen an der Highschool sogar neunzehn?«
    »Tut mir leid, dich zu enttäuschen. Aber ich werde erst im November achtzehn.«
    »Vielleicht sollten wir lieber nicht ins Kino gehen.«
    »Warum nicht? Gibt es ein Gesetz, dass Fünfundzwanzigjährige nicht mit Siebzehnjährigen ins Kino gehen dürfen?«
    »Nicht exakt. Aber deine Eltern hätten bestimmt was dagegen.«
    »Keine Ahnung. Bei denen weiß man nie.« Ich war mir nicht sicher, was Ginger und Daddy-o von Robbie halten würden. Sie leben in ihrer eigenen Welt. Der Altersunterschied würde sie vielleicht stören, andererseits

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