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Die Bekenntnisse der Sullivan-Schwestern

Die Bekenntnisse der Sullivan-Schwestern

Titel: Die Bekenntnisse der Sullivan-Schwestern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Natalie Standiford
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in dem Disney-Film«, stellte Josh fest.
    »Josh, warum musst du dich immer wie ein Arsch benehmen?«, sagte Anjali.
    »Was hab ich denn jetzt schon wieder Falsches gesagt?«, fragte Josh. »Geht’s hier um irgendwas Feministisches? Ich hab mehr mit dem Feminismus am Hut, als du dir vorstellen kannst, Anjali.«
    Anjali verdrehte die Augen.
    »Norrie macht es nichts aus, oder, Norrie?«, fragte Josh. »Sie will nicht, dass wir sie anders behandeln, nur weil sie ein bisschen jünger ist.«
    Robbie sah mir in die Augen, um abzuschätzen, wie ich Joshs Sticheleien aufnahm. »Schon in Ordnung«, erklärte ich. »Ich hab zwei ältere Brüder.«
    »Ich hab euch doch gesagt, dass sie so was abkann«, sagte Josh.
    Aus den Lautsprechern ertönte gedämpft ein neues Lied, ein Akkordeon und die leise Stimme eines Mannes, der Französisch sang. »Ooh! Charles Trenet!«, säuselte Bennett und wechselte geflissentlich das Thema.
    »Na ja, an Aznavour kommt er nicht ran«, sagte ich.
    Robbie sah mich überrascht an. Wie alle anderen.
    »Mein Bruder St. John und Daddy-o und ich hatten einen Wettstreit über die beiden Charles, Trenet gegen Aznavour. Wir haben uns all ihre Platten angehört, eine nach der anderen, und abgestimmt. Aznavour hat gewonnen.«
    Alle starrten mich an.
    »Ihr könnt jetzt den Mund wieder zumachen«, sagte ich.
    »Welches Mädchen von der Highschool kennt bitte Charles Aznavour?«, fragte Bennett.
    »Du hast einen Bruder, der St. John heißt?«, erkundigte sich Doyle.
    »Wer ist Daddy-o?«, wollte Katya wissen.
    »Er ist … mein Vater.« Bis zu diesem Moment war mir nie aufgefallen, wie schräg das klang.
    »Norrie steckt voller Überraschungen«, sagte Robbie.
    Vermutlich fanden sie mich genauso exotisch wie ich sie.
    »Meine Großmutter steht auf diese alten französischen Chansons«, erklärte ich. Ich gebe gern zu, dass es Dein Verdienst ist, Almighty. »Manchmal spielt sie ihre Aznavour-Platten, wenn wir –« Ich wollte eigentlich sagen »zum Tee bei ihr sind«, doch dann entschied ich mich dagegen. Highschool, Daddy-o, St. John und meine Vertrautheit mit französischen Chansons war für einen Abend genug Exotik. »– zu Besuch bei ihr sind«, beendete ich den Satz.
    »So, nachdem wir das geklärt haben …«, sagte Doyle.
    »Hältst du Aznavour echt für besser?«, fragte mich Bennett. »Wusstest du, dass Trenet gesagt hat: ›Ich produziere Lieder wie ein Apfelbaum Äpfel. Sie kommen aus mir heraus‹? Wie kann man das nicht toll finden?«
    Die Unterhaltung ging weiter und nun hatte ich einen Platz am Tisch. Ich war immer noch unsicher, aber es machte so viel Spaß, ihnen zuzuhören, dass es mir egal war. Sie kamen aus anderen Städten, und ihre Welt war die ganze Welt, nicht nur ein paar Kilometer von Nord-Baltimore mit Privatschulen und ein paar alten Villen. Die ganze weite Welt. Ich vergaß Brooks. Es war, als hätte unsere Verabredung nie stattgefunden, als existierte er überhaupt nicht. Nichts existierte außerhalb dieses geheimen Restaurants. Ich war in eine neue Welt hineingestolpert und ließ die alte hinter mir zurück.

Acht
    An jenem Dienstag waren Jane, Sassy, Ginger und ich nach der Schule bei Dir zum Tee. Eigentlich mag ich diese Einladungen, aber dieses Mal war es der Beginn der »Spannungen« .
    Es war ein schöner Oktobernachmittag, die Luft fing gerade an, kühler zu werden. Das Gras in den Sherwood Gardens färbte sich allmählich braun und die Bäume, die die lange Auffahrt zu Deinem Anwesen säumten, verloren die ersten Blätter. Als wir eintraten, war Bernice gerade dabei, Brunnenkressesandwiches auf einem Silbertablett anzurichten.
    »Hallo, Mädchen«, begrüßte uns Bernice. »Mrs Beckendorf wartet in der Bibliothek. Beeilt euch lieber, ihr seid spät dran und sie hat mal wieder eine ihrer Launen.«
    »Oh, bezaubernd. « Ginger schnappte sich ein Sandwich vom Tablett und steckte es in den Mund. Du gehst oft hart mit Ginger ins Gericht, Almighty, aber eins musst Du zugeben: Dich als Schwiegermutter zu haben ist kein Spaß.
    Ich liebe Deine Bibliothek. Woche für Woche komme ich dorthin und bin immer wieder erstaunt. Tausende von Büchern, zwei Stockwerke hoch, und durch die hohen Fenster strömt das Sonnenlicht herein und lässt die Staubkörnchen in der Luft funkeln. Durch die französischen Türen sah ich Wallace auf der Terrasse herumwerkeln, er schob Pflanzen von einer Stelle auf die andere und beobachtete, wie Raul Blätter zu einem Haufen zusammenblies. Von Zeit

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