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Die Bekenntnisse der Sullivan-Schwestern

Die Bekenntnisse der Sullivan-Schwestern

Titel: Die Bekenntnisse der Sullivan-Schwestern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Natalie Standiford
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schrieb: muss mit dir reden N wichtig.
    »Von wem ist sie?«, Claire entriss mir das Telefon. »Was will die denn von dir?« Bevor ich eingreifen konnte, flogen Claires Daumen über die Tastatur.
    »Claire, was tust du da?«
    »Ich mach ihr klar, wo ihr Platz ist. Du bist zu nett.«
    Ich holte mir mein Telefon wieder, doch da stand bloß: NACHRICHT GESENDET.
    »Was hast du geschrieben?«
    »Ich hab ihr gesagt, sie soll dich in Ruhe lassen. Ich hab ihr gesagt, du willst nicht mit ihr reden. Sie ist echt dreist.«
    »Claire!«
    »Was? Du bist doch nicht mit ihr befreundet, oder? Das behauptest du jedenfalls immer …«
    Ich begann eine SMS an Shea, doch Du hast mich mit dem Telefon erwischt.
    »Norrie, leg sofort diesen neumodischen Apparat weg. Um Himmels willen, wir sind mitten beim Essen.«
    Ich legte mein Telefon zur Seite. Später versuchte ich, Shea per SMS zu erklären, was passiert war, aber sie antwortete nicht. Was immer Claire ihr geschrieben hatte, musste ihre Gefühle wirklich verletzt haben.
    Was gab es Wichtiges, das sie mir erzählen wollte?
    »Vergiss es«, sagte Claire. »Sie wollte dich sowieso nur auf ihre Seite ziehen.«
    Von Robbie hatte ich noch immer nichts gehört.
    Ich weigerte mich, den ersten Schritt zu machen. Ich hatte meinen Stolz. Wenn er mich nicht mehr mochte, dann mochte er mich eben nicht mehr. Daran konnte ich nichts ändern. Vielleicht hatten meine Brüder Recht. Vielleicht hatten alle Recht. Er war keine gute Wahl. Ich war zu jung, er war zu alt und eine Menge Mädchen standen auf ihn und vielleicht ließ er uns alle wie Marionetten tanzen.
    Doch ich wusste, dass das nicht stimmte. Er war keiner von diesen Anmachertypen. Er gehörte zu mir. Ich fühlte es.
    Liebe Almighty, mir fällt kein anderer Weg ein, Dir mein Handeln zu erklären.
    Mir waren meine Pflichten bewusst und ich hatte nicht die Absicht, mich davor zu drücken. Ich wollte zum Cotillon gehen. Ich war voller Vorsätze, die bestmögliche Debütantin zu sein.
    Ich weiß, dass es dann nicht so kam. Aber Du sollst wissen, dass ich es versucht habe.

Siebzehn
    Der Tag des Balls: Das Telefon bimmelte pausenlos, die Türklingel läutete ununterbrochen. Miss Maura rannte wie ein aufgescheuchtes Huhn durch die Gegend und das Haus war die reinste Irrenanstalt. Mit jedem Klingeln der Türglocke trafen mehr Blumen ein. Daddy-o zwängte sich in seinen Frack, Ginger verbrachte den Tag mit Lockenwicklern im Haar, während Takey und ein Spielkamerad das gesamte Erdgeschoss unter Beschuss nahmen, als sie Revierkämpfe mit Wasserpistolen austrugen.
    Mitten in dieser hektischen Betriebsamkeit saß ich auf meinem Bett im Turm und starrte zum Fenster hinaus. Es war ein eisiger, wolkenverhangener Tag und die kahlen Bäume kratzten am Zinnhimmel. Mein Ballkleid hing an der Schranktür. Ich war schon bei Carl’s gewesen und hatte mich frisieren und meine Nägel maniküren lassen. Ich hörte das Läuten der Klingel, Türenknallen und die Rufe der gestressten Hausbewohner. Ginger klingelte mich aus ihrem Zimmer mehrmals an, aber ich reagierte nicht. Ich versuchte einfach, zu atmen.
    Jane und Sassy klopften an die Tür, die offen stand.
    »Ihr habt geklopft«, stellte ich fest. »Das ist ja ganz was Neues.«
    »Du solltest all die Blumen unten sehen«, sagte Sassy. »Das ganze Wohnzimmer riecht wie eine einzige Parfümflasche. Und Daddy-o hat dir ein besonderes Geschenk gekauft – in einer blauen Schachtel von Tiffany’s!«
    »Sie scheint ihren großen Auftritt nicht besonders aufregend zu finden, oder, Sass?«, fragte Jane.
    »Redet nicht über mich, als wäre ich nicht hier«, sagte ich.
    Sassy rollte sich wie ein Kätzchen neben mir zusammen. Sie schlang die Arme um meine Taille und schmiegte den Kopf in meinen Schoß. Aus irgendeinem Grund trieb mir das Tränen in die Augen. Ich streichelte ihr übers Haar.
    »Ich versteh schon, warum du jetzt keinen Rückzieher machen kannst«, meinte Jane. »Aber sieh es doch mal so, Nor – es ist bloß ein Abend. Und dann ist es überstanden. Es ist ja nicht, als würdest du heiraten.«
    »Und es wird schon nicht so schlimm werden«, fügte Sassy hinzu. »Nicht wie Gefängnis oder Erziehungslager oder der SAT-Test für die Uni. Du wirst dein wunderschönes weißes Kleid tragen und Krabbengratin essen und Champagner trinken und mit Daddy-o und Sully und Brooks tanzen und knicksen …«
    »Und dann ist es erledigt«, wiederholte Jane. »Möglicherweise versucht Brooks, dich zu küssen, aber du

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