Die Bekenntnisse der Sullivan-Schwestern
kannst ja Herpes vorschützen.«
Jane ist eklig, aber sie bringt mich meistens zum Lachen.
»Und morgen rufst du dann Robbie an und erzählst ihm, dass der Cotillon abgehakt ist und alles wieder zur Normalität zurückkehren kann«, sagte Sassy.
Von neuem stiegen mir Tränen in die Augen. »Ich glaube nicht, dass das passiert. Ich habe seit zwei Wochen nichts von ihm gehört. Bestimmt denkt er, dass mir Geld mehr bedeutet als er.«
»Aber das stimmt doch überhaupt nicht!«, rief Sassy. »Kennt er dich denn gar nicht?«
»Er will mich nicht mehr«, erklärte ich. »Debütantinnenball hin oder her. Es gibt keine andere Erklärung.«
»Dann hak ihn ab, Norrie«, sagte Jane. »Wer ist er überhaupt? Bloß irgendein Typ. Irgendein blöder Graduiertenstudent – er studiert Film . Bitte. Was ist das schon? Es ist ja nicht so, dass er die Welt rettet oder die Gesellschaft erneuert oder irgendwas.«
»Er ist ein guter Mensch«, beharrte ich. »Ich weiß, ich hab ihn zu früh getroffen, aber mein Gefühl war so stark …« Sassy drückte meine Taille. »Aber ich hab mich wohl getäuscht.«
Jane und Sassy halfen mir beim Anziehen. Ich sah alle zehn Minuten auf mein Telefon, ob eine Nachricht von Robbie ankam, aber nichts passierte. Wie konnte er mich so schnell aufgeben? Er hatte sich einfach in Luft aufgelöst. Das konnte doch nicht sein.
Ich legte meine Perlenohrringe an und Sassy steckte mir eine weiße Gardenie ins Haar. »So«, sagte sie. »Du bist so weit.«
»Das tue ich mir nächstes Jahr nicht an«, erklärte Jane. »Doch wenn Almighty irgendeine teuflische Methode einfällt, um mich dazu zu zwingen, dann geh ich als Grufti.« (Du wurdest gewarnt.)
Die Gingerklingel bimmelte wieder.
»Sie hört erst auf, wenn du runtergehst und fragst, was sie will«, sagte Jane.
»Warum kann nicht sie hochkommen?«, brummte ich.
»Sei froh, dass sie das nicht tut«, sagte Jane und zündete sich eine Zigarette an. »Stell dir das mal vor.«
»Wir müssen langsam los.« Ich zog meine langen weißen Handschuhe an und nahm mein silbernes Abendhandtäschchen. Zu dritt marschierten wir die Treppe hinunter zu Gingers Zimmer im ersten Stock. Sie saß in einem weißen Unterkleid an ihrem Schminktisch und kramte in ihrem Schmuckkasten herum. »Bist du fertig?«, fragte ich sie.
»Nicht mal annähernd«, erwiderte Ginger. »Welche Ohrringe soll ich tragen – die Diamanten oder Rubine?« Sie hielt jeweils ein Exemplar an ein Ohr, damit wir es begutachten konnten.
»Rubine.« Ich half ihr, das Armband umzulegen.
»Sagt eurem Vater, dass ich in einer Minute unten bin. Es ist zwar eine glatte Lüge, aber erzählt es ihm trotzdem.«
Im Wohnzimmer standen Unmengen von Blumen. Der Duft war fast penetrant. Ich blieb stehen, um die beigefügten Karten zu lesen, auf denen mir und meinen Eltern zu meinem Debüt gratuliert wurde. Ein riesiges Gesteck von den Overbecks natürlich, und ein sogar noch größeres von Dir. Übrigens vielen Dank für die schönen Blumen.
Trotz der Tatsache, dass es der dunkelste Tag im Dezember war, leuchteten die Blumen in hellen frühlingshaften Farben wie Weiß und Gelb und Blassblau – mit Ausnahme eines Dutzends blutroter Rosen.
Ich zog die Karte aus dem Umschlag. Die Rosen waren von Robbie.
Liebste Norrie,
ich weiß nicht, warum Du mich ignorierst, aber ich werde die Tatsache ignorieren, dass Du mich ignorierst, und einen letzten Versuch unternehmen, Dich zu erreichen. Du hast darüber geredet, durchzubrennen, und ich habe von meiner Doktorarbeit angefangen! Wie dämlich! Brenn heute Abend mit mir durch. Ich warte an der Penn Station auf Dich. Wir können den Zug nach New York nehmen. Danach passiert, was eben passiert. Was meinst Du?
So oder so, ich werde auf Dich warten.
Dein Robbie
Mein Inneres, das sich den ganzen Tag lang flau angefühlt hatte, erwachte mit einem Schlag. Was meinte er damit, dass ich ihn ignorierte? Wann hatte er versucht, mich zu erreichen?
Ich dachte an Shea und ihre rätselhafte SMS. Hatte Robbie sie irgendwo getroffen und sie gebeten, mir etwas auszurichten?
War sie wütend wegen Claires SMS gewesen und hatte sich irgendwie an mir gerächt? Indem sie Robbie zum Beispiel gesagt hatte, ich wollte nichts mehr von ihm wissen?
Egal, jetzt hatte er mich erreicht. Ich schob die Karte in meine Tasche.
Der Ankleideraum des Hotels stank nach Haarspray. Du hast unter den schnatternden Mädchen und ihren Müttern auf uns gewartet, allerdings hast Du abseits gesessen und
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