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Die Bekenntnisse der Sullivan-Schwestern

Die Bekenntnisse der Sullivan-Schwestern

Titel: Die Bekenntnisse der Sullivan-Schwestern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Natalie Standiford
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antwortete Ginger. »Deshalb gehst du jetzt besser auf dein Zimmer.«
    »Lass mich erst noch etwas zu essen holen –«
    »Geh auf dein Zimmer, SOFORT!«
    Ich eilte gezwungenermaßen die Treppe hinauf. Ich wollte ihr nicht gehorchen, aber sie machte mir Angst. Ginger rastet so gut wie nie aus.
    Trotzdem konnte ich der Versuchung nicht widerstehen, ihr einen letzten Stoß zu versetzen.
    »Pimmel!«, rief ich im Hochgehen. Es war das schlimmste Wort, das mir einfiel, das Wort, das Ginger mehr als alles andere auf der Welt hasst.
    Gingers Gesicht rötete sich über den Sommersprossen. »Hör auf!«
    »Pimmel Pimmel Pimmel! Arsch! Popel! Halt die Fresse!«
    Sie wiegte sich hin und her, angeekelt von meiner vulgären Sprache. »Bist du jetzt fertig?«
    »Mayonnaise?« Wir starrten einander an. Ich war müde. Die Müdigkeit überkam mich ganz plötzlich und nahm mir jede Energie. Das reichte für heute an Auseinandersetzungen.
    »Jetzt bin ich fertig«, erklärte ich.
    Dieser Streit war der Anfang einer schlechten Stimmung, die tagelang anhielt. Die schlechte Stimmung sickerte in alles, was ich tat. Und Schwester Mary Joseph machte es auch nicht gerade besser.
    »Der wichtigste Bestandteil der Liebe ist … was? Mary Pat?«
    »Gehorsam«, flötete die gehorsame Mary Pat.
    »Genau. Liebe ist gehorsam und duldsam, genau wie Jesus am Kreuz. Ungehorsam lockt den Teufel in dein Leben.«
    Ich HASSE dieses Gerede. Erwarten diese Nonnen, dass wir wie Jesus leiden und uns nie wehren? Uns nie verteidigen? Wie krank ist das denn?
    Ich hob die Hand.
    »Ja, Jane?«
    »Ich verstehe das nicht. Gott sprach zur heiligen Johanna von Orléans und sie gehorchte. Aber das war ihr großer Fehler. Sie gehorchte ihm bis zum Ende, und er rettete sie nicht. Warum? Wo ist der Unterschied, ob man auf einem Scheiterhaufen auf dem Marktplatz oder in der Hölle verbrennt?«
    »In der Hölle zu brennen währt für die Ewigkeit«, antwortete Schwester Mary Joseph. »Johanna litt für kurze Zeit auf dem Scheiterhaufen, doch ihr Lohn war die Ewigkeit im Himmel.«
    »Das wissen Sie doch gar nicht. Wie wollen Sie sich da sicher sein?«
    »Jane, das nennt man Glauben.«
    »Ich nenn das Dummheit –«
    »Unser schwacher menschlicher Verstand kann Gottes Erbarmen nicht begreifen. Der heilige Augustinus sagt, dies ist ein ebenso eitles Unterfangen wie das eines Kindes, das versucht, mit Hilfe einer Muschel die Wasser des Ozeans in ein Loch im Sand zu füllen.«
    »Was für eine praktische Ausrede. Wissen Sie, was ich denke? Ich denke, das klingt nach Quatsch. Ich denke, vielleicht gibt es keinen Gott. NEIN – ich nehm das zurück. Ich weiß es: Es gibt keinen Gott. Und wenn es einen Gott gibt, dann hasse ich ihn.«
    Im Klassenzimmer breitete sich Schweigen aus. Draußen auf dem Schulparkplatz hörte ich einen Bus losrumpeln. Ich war dem Untergang geweiht und ich wusste es.
    »Jane Sullivan, das ist Gotteslästerung«, erklärte Schwester Mary Joseph. »Melde dich auf der Stelle bei Schwester Cecilia.«
    Schwester Cecilia ist die Schulleiterin. Sie ist nicht so furchterregend wie Schwester Mary Joseph. Ich verließ den Religionsunterricht auf der Stelle. Ich konnte es nicht erwarten rauszukommen. Selbst Bridget sah schockiert aus.
    Ich wartete eine Weile vor dem Büro von Schwester Cecilia. Im Wartebereich hatte sie eines dieser Jesusbilder hängen, auf denen seine Augen einem durch den ganzen Raum folgen. Gruselig.
    Sie rief mich in ihr Büro und schloss die Tür. Obwohl sie eine Nonne ist, hat Schwester Cecilia etwas Weltliches, Kultiviertes an sich. Hätte sie sich nicht entschieden, eine Braut Christi zu werden, hätte sie für ein Museum für moderne Kunst Wohltätigkeitsveranstaltungen organisieren können oder so etwas.
    »Schwester Mary Joseph hat mir erzählt, was du im Unterricht gesagt hast. Jane, glaubst du wirklich, es gibt keinen Gott?«
    »Nein. Ich weiß nicht.« Als ich ihr so am Tisch gegenübersaß, hätte ich plötzlich am liebsten losgeheult, auch wenn ich nicht wusste, warum. Anscheinend legte ich es ständig auf Ärger an, doch wenn es dann so weit war, zog ich den Schwanz ein. »Ist doch egal, ob ich das glaube oder nicht. Falls er existiert, ist er trotzdem noch da. Und falls nicht, wird er nie erfahren, dass ich nicht an ihn glaube.«
    »Ich schicke dich mit einem Brief an deine Eltern nach Hause. Richte ihnen aus, sie sollen so bald wie möglich zu einem Gespräch kommen. Ich schlage vor, du kümmerst dich um eine religiöse

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