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Die Bekenntnisse der Sullivan-Schwestern

Die Bekenntnisse der Sullivan-Schwestern

Titel: Die Bekenntnisse der Sullivan-Schwestern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Natalie Standiford
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Beratung.«
    »Toll. Genau das brauche ich.«
    »Ich suspendiere dich bis nach Weihnachten von der Schule. Vielleicht brauchst du etwas Zeit, um alles zu überdenken.«
    Suspendierung. Dafür, dass ich im Unterricht etwas gesagt hatte. Ich wurde nicht deswegen suspendiert, weil ich mich vor der ganzen Schule ausgezogen habe, sondern weil ich gesagt habe, es gibt keinen Gott … na ja, wenigstens flog ich nicht endgültig raus.
    »Ich behandle dich mit Nachsicht, denn ich glaube nicht, dass du wirklich Gotteslästerung begangen hast.«
    »Doch, habe ich. Ich habe gesagt –«
    »Schwester Mary Joseph hat mir erzählt, was du gesagt hast. Aber ich glaube nicht, dass es Gott ist, auf den du wütend bist.«
    »Woher wollen Sie das wissen?«
    »Ich weiß es nicht. Ich vermute es. Darüber sollst du während deiner Suspendierung nachdenken.« Sie klopfte auf einige Zeitungen auf ihrem Tisch. Ich erkannte auf einem der Stapel eine Ausgabe der Sun und mir wurde klar, dass sie möglicherweise den Artikel über Dich und meinen Blog gelesen hatte.
    »Hör mit den Rundumschlägen auf, Jane«, sagte sie. »Lass Mitleid zu, wenn es dir entgegengebracht wird.«
    Und damit wurde ich entlassen. Nach Hause geschickt. Suspendiert.
    Mir war klar, dass sich jeder in der Familie diebisch darüber freuen würde.
    Vor allem Du.

Neun
    myevilfamily.com
    Abschied von Wallace
    Aus Respekt vor Wallace höre ich erst mal mit meiner bösen Familie auf. Er war Almightys Ehemann und er ist diese Woche gestorben. Die Beerdigung fand gestern statt. Alle waren traurig und heulten und die Familie befindet sich in einer Art Krise, obwohl ich nicht genau weiß, was los ist. Keine Ahnung, ob Almighty trauert oder nicht. Sie ist schwer zu durchschauen. Sie sieht jedenfalls nicht besonders glücklich aus. Ob sie wohl ein sechstes Mal heiraten wird?
    Dann ist da noch die Tatsache, dass ich wegen Gotteslästerung – auch als das AUSSPRECHEN DER WAHRHEIT bekannt – der Schule verwiesen wurde. Irgendwie habe ich das Gefühl, dass Norrie und Sassy mir etwas verheimlichen, aber ich bin nicht sicher. Falls dem so ist, wäre ich froh, wenn sie mit mir reden würden, immerhin sind wir doch Schwestern und unterstützen uns gegenseitig. Ehrlich, ihr könnt mit mir reden! Solange es euch nichts ausmacht, dass ihr von mir die WAHRHEIT zu hören bekommt.
    Egal, ein Hoch auf Wallace! Er war ein guter Mann. Hätte ich mich doch mehr um ihn gekümmert, als er noch lebte. Es kam alles sehr unerwartet.
    Dann ist heute noch Takeys Goldfisch, Bubbles, gestorben. Es ist November. Der Tod lauert überall.
    JANE IST OFF.
    Während der ersten Woche meiner Suspendierung verbrachte ich eine Menge Zeit allein zu Hause. Ich saß in Takeys Zimmer und starrte seinen begabten Goldfisch Bubbles an. Ich hoffte, Bubbles beim Üben seiner Kunststücke zu erwischen, aber er rührte sich bloß, wenn man Futter vor ihm hin und her bewegte. Ich war noch nie zuvor richtig allein im Haus gewesen, jedenfalls nicht so lange. Es hallt ganz schön, wenn man die Einzige ist.
    Dann starb Wallace und das ließ allen Ärger, den ich hatte, nebensächlich erscheinen. Vermutlich erschütterte Dich der Tod Deines Ehemanns stärker als meine Suspendierung von der Schule.
    Bis auf Takey, der einen verwirrten Eindruck machte, und Sassy, die nicht aufhören konnte zu heulen, waren wir alle eher wie betäubt. Ich weiß nicht, wie es Dir ging, aber Du sahst ziemlich grimmig aus. Der rote Lippenstift markierte wieder diese Linie über Deinem Mund – es war nicht ganz der missbilligende Mr-Pfui-Ausdruck, nur ein gerader glatter Strich. Machst Du das absichtlich, um Deine Laune anzuzeigen, wie bei diesen Stimmungsringen, die je nach Körpertemperatur die Farbe wechseln und angeblich etwas über die Gefühle ihres Trägers aussagen? Norrie und ich stellten Vermutungen an, was Dein verbissener Gesichtsausdruck zu bedeuten hatte. Warst Du traurig? Deprimiert? Resigniert über Dein Schicksal als fünffache Witwe? Darauf aus, jemanden zur Kasse zu bitten? Wir konnten es wirklich nicht sagen.
    Ich war hin- und hergerissen zwischen dem Wunsch, Dir aus dem Weg zu gehen, und dem Bedürfnis, Dir irgendeine Form enkeltöchterlichen Trostes zukommen zu lassen, ganz gleich, wie oberflächlich er gewesen wäre. Aber da Du Deine Unabhängigkeit schon immer demonstrativ vor Dir hergetragen hast, entschied ich mich für Aus-dem-Weg-Gehen. Wenn Dir was daran gelegen hätte, dass Deine Enkel auf Dich zugerannt kommen und Dich

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