Die Berghuette
sie sich in die Sonne legen konnte und ihre Brotzeit verzehren konnte. Der Weg führte jedoch unaufhaltsam durch einen lichten Bergwald und nirgendwo fand sie ein Plätzchen in der Sonne, wo sie sich niederlassen konnte.
Nun stand sie wieder an einer Gabelung und wusste nicht, ob sie links oder rechts gehen sollte. Zu dumm, dass sie die Karte im Haus hatte liegen lassen! Bedauernd entschloss sie sich, zurück zu gehen und doch lieber den anderen Weg, der offenbar ins Tal führte, zu nehmen.
Auf dem Rückweg bemerkte sie, dass eine Menge Geröll auf dem Weg lag, was das Abwärtsgehen nicht gerade einfach machte. Ein paar Mal rutschte sie fast weg und so wurde der Rückweg deutlich beschwerlicher. Nun kam ein besonders steiles Stück. Komisch – der knorrige Baum direkt in der Kurve war ihr beim Hinaufgehen gar nicht aufgefallen – wie hatte sie den nur übersehen können? Sie nahm den Rucksack ab und holte ihre Kamera hervor, um ihn zu fotografieren. Dann setzte sie sich auf einen Felsblock und trank einen Schluck.
Der ganze Wald um sie herum wirkte nun irgendwie … größer und dunkler. War sie wirklich diesen Weg herauf gekommen? Sie packte den Rucksack wieder auf den Rücken und während sie weiter ging, wurden ihre Zweifel immer größer.
Der große gezackte Berggipfel, der dem Ferienhaus genau gegenüber lag, schien nun viel weiter südlich zu sein, und als ein kleiner Trampelpfad in diese Richtung abzweigte, fasste sie sich ein Herz und ging nun diesen Weg weiter talwärts. Nach einer Weile wurde der Pfad immer schmaler, bis er schließlich ganz im Nichts endete.
„Na prima!“ , dachte Caro und setzte sich erschöpft auf einen umgefallenen Baumstamm. „Jetzt habe ich mich wohl wirklich verlaufen! Verdammt, ich muss einfach weiter nach unten, dort werde ich schon irgendwo wieder auf den Fahrweg treffen.“ Entschlossen erhob sie sich und schlug sich durch das Gehölz, kam aber nur langsam voran.
Eine Stunde später kam sie an eine kleine Lichtung, auf der eine verfallene Kapelle stand. Das Türmchen war ebenso wie das Dach eingestürzt, und der kleine Altar mit einer kopflosen Marienstatue war vom Unkraut überwuchert.
Caro beschloss, hier eine längere Pause zu machen und endlich etwas zu essen, denn ihr war schon ein bisschen flau im Magen. Also setzte sie sich an das Mäuerchen der Kapelle und streckte die Beine aus. Das Brot schmeckte gut, und nachdem sie sich wieder etwas gestärkt fühlte, überlegte sie, wie sie einen sicheren Rückweg finden konnte.
Nach ein paar Minuten hatte sie eine Erleuchtung. Sie holte ihr Handy aus dem Rucksack, um Martin anzurufen. Der musste schließlich wissen, wo diese alte Kapelle lag, und konnte ihr sicher sagen, wie sie zum Haus zurückkam. Zum Glück erreichte sie Martin ohne Schwierigkeiten. Als sie ihm ihre Lage schilderte, hörte sie am anderen Ende der Leitung erst mal gar nichts.
„Hallo, bist du noch da?“, fragte Caro verunsichert und lauschte angestrengt in den Hörer.
„Keine Sorge, ich bin noch dran!“, ertönte prompt die Antwort, aber Caro meinte, eine deutliche Ratlosigkeit in seiner Stimme wahrzunehmen. „Pass auf, ich habe keine Ahnung, wo diese Kapelle ist, aber Alois kennt sie bestimmt. Lass dein Handy angeschaltet, und rühr dich nicht von der Stelle, hörst du? Ich werde ihn anrufen und nach dem Weg fragen. Ich gebe dir dann Bescheid.“ Ein Klicken in der Leitung sagte ihr, dass Martin den Hörer aufgelegt hatte.
Oje, das war genau das, was Caro hatte vermeiden wollen. Hoffentlich waren die beiden Männer nicht noch gemeinsam an der Brücke zugange!
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Alois und Felix hatten bis zum Mittag an der Brücke fast alle lockeren Bohlen neu befestigt und waren dann zu Felix‘ Haus gefahren, um zusammen mit Caro zu Mittag zu essen. Es machte Felix nicht gerade vergnügt, dass seine Wohngenossin offenbar ausgeflogen war, ohne auch nur eine Nachricht zu hinterlassen, wohin sie gegangen war.
Alois bemerkte seine Besorgnis und meinte begütigend: „Solange sie nicht irgendwo querfeldein unterwegs ist, wird ihr schon nichts passieren.“
Die beiden Männer verzehrten ein improvisiertes Mahl aus Spiegeleiern und Brot, und fuhren dann zu Alois, um neue Planken zuzuschneiden. Sie packten gerade das Holz in den Jeep, als Alois‘ Handy klingelte.
„Hollweger“, meldete er sich und dann blickte er erstaunt auf. „Hallo Martin, das ist aber eine Überraschung! Was bringt dich denn dazu, am
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