Die Berghuette
Felix hatte einen richtigen Bergrucksack, in dem alles Platz hatte, so dass Caro in ihrem kleineren Rucksack nur Kamera, Jacke und persönlichen Krimskrams tragen musste.
Sie grinste über seine heldenhafte Gepäckverteilung und dachte, dass es ab und zu auch Vorteile hätte, mit einem Nachkommen der Neandertaler unterwegs zu sein.
Als Rucksäcke und Bergstiefel in Felix‘ Auto verstaut waren, schloss Felix die Haustür ab und setzte sich ans Steuer.
„Wie kommen wir eigentlich über die Brücke?“, fragte Caro misstrauisch, als Felix bergab steuerte.
„Es fehlt ja nur eine der Bohlen. Ich lege ein paar von den alten Brettern darüber, die neben der Brücke liegen, dann wird es schon gehen. Keine Sorge, ich lass dich vorher aussteigen, wenn du meinen Fahrkünsten nicht traust. Und wenn wir nachmittags zurückkommen, hat Alois sicher schon die neuen Bohlen eingesetzt.“
Ganz wohl war Caro bei dem Gedanken an die Lücke in der Brücke nicht, und so stieg sie sicherheitshalber vor der Brücke aus und ging zu Fuß darüber, nachdem Felix das Auto ohne Probleme über die alten Bretter gesteuert hatte.
Auf der Landstraße angekommen, fuhren sie eine Weile talaufwärts, bis sie zu einem Wanderparkplatz kamen, auf dem sie den Wagen abstellten. Dort schnürten sie ihre Bergstiefel, schulterten die Rucksäcke und wanderten dann gemächlich durch einen morgendlich kühlen Bergwald auf einem herrlichen Wanderweg in Serpentinen gipfelwärts.
Felix war angenehm überrascht, dass Caro sein geruhsames aber stetiges Tempo gut mithielt und keine Pausen verlangte. „Du hast eine gute Kondition“, sagte er nach ungefähr einer Stunde. „Gehst du sonst auch manchmal wandern?“
„Früher bin ich mit meinem Mann viel unterwegs gewesen, aber das hat sich im Laufe der Jahre leider geändert. Inzwischen habe ich mich aufs Joggen verlegt. Das entspannt mich nach der Arbeit, und ich bin an keine Öffnungszeiten eines Fitnessstudios gebunden. Manchmal kommt sogar mein Sohn mit. Er fährt dann auf dem Mountainbike und ich jogge nebenher.“
Wenn der Weg es erlaubte, gingen sie nebeneinander und unterhielten sich. Caro bemerkte erstaunt, dass sie, die sonst eigentlich recht verschlossen war, was ihr Privatleben anging, über ganz persönliche Dinge mit Felix sprach. Unbefangen erzählte sie von ihrem Sohn und ihrer Arbeit mit Martin, nur ihre missglückte Ehe ließ sie bewusst aus.
Auch Felix erzählte sehr offen von seinem Leben als Journalist. Lange Jahre war er bei einer Zeitung angestellt gewesen, bis er es wagte, als freier Journalist zu arbeiten. Zuletzt hatte er eine Reportage über die soziale Kluft in den USA gemacht. Nebenbei arbeitete er an einem neuen Buch, einer Art Reisetagebuch über seine Trips durch die Rocky Mountains mit Tipps für Individualreisende. Seine frühere Verlobung erwähnte er nur am Rande, aber Caro verstand sehr wohl, dass er ungebunden war.
Nach zwei Stunden Weg hatten sie die Baumgrenze erreicht und machten eine kleine Pause. Ab da führte der Weg über sonnige Almwiesen und niedrigen Latschenbewuchs, und der Blick ins Tal war grandios. Immer wieder blieb Caro stehen, um zu fotografieren, und nach einer weiteren Stunde erreichten sie den Gipfel des Wettersteins.
Sie trugen sich im Gipfelbuch ein und selbstverständlich machten sie das obligate Gipfelfoto. Dann ließen sie sich eine üppige Brotzeit schmecken und setzten sich unterhalb des Gipfels auf einer nicht allzu abschüssigen Wiese in die Sonne.
Felix reichte Caro eine Tube Sonnencreme mit hohem Lichtschutzfaktor, aber Caro lehnte das Angebot vehement ab. „Ich will doch schließlich ein bisschen braun werden!“, sagte sie abwehrend und zog ihre Bluse aus, um sich im Top zu sonnen.
„Caro, hier oben ist die UV-Strahlung sehr hoch, und es ist absolut unvernünftig, sich nicht zu schützen!“, sagte Felix nachdrücklich und hielt ihr die Tube beharrlich unter die Nase.
Caro breitete ihre Jacke aus, legte sich darauf und schloss die Augen. Felix seufzte tief. „Du bist ein ganz schöner Sturkopf!“ Caro antwortete nicht, sondern rekelte sich genüsslich in der Sonne.
Nachdem Felix sich selbst Gesicht und Arme eingecremt hatte, setzte er sich dicht neben Caro und beugte sich dann über ihr Gesicht. „Wir können das jetzt auf zwei verschiedene Arten machen. Entweder du bist vernünftig und cremst dich freiwillig ein, oder ich lege dich erst übers Knie und dann cremst du dich ein. Welche der beiden Möglichkeiten bevorzugst
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