Die Berghuette
Nähe an, und Caro strahlte verklärt zurück.
„Da brauche ich wohl nicht zu fragen, ob es dir gefallen hat.“ In Felix‘ tiefer Stimme schwang unüberhörbar ein leises Lachen mit. „Komm, setz dich auf meinen Schoß!“
Caro fühlte sich unfähig, einen klaren Gedanken zu fassen, und blickte Felix mit großen Augen an. Also schob er einfach seinen Arm unter ihren Körper, hob sie hoch und setzte sie auf seinen Schoß. Caro lehnte ihren Kopf an seine Schulter, und Felix drückte einen zarten Kuss auf ihr Haar. „Das habe ich mir schon lange gewünscht“, murmelte er zärtlich und ließ seine Hand über ihren Rücken streichen.
Als seine Finger ihr Kinn hoben, schloss sie die Augen nicht mehr – sie wollte jeden Moment bewusst genießen. Dieser zweite Kuss war schon bestimmter und fordernder, und als seine Zunge ihre Zähne sanft berührte, ließ sie ihn ein und ihre Zunge umspielte seine. Sie spürte den Schauer, der durch seinen Körper lief, und seine Arme pressten sie fester an seinen Körper. Auch als Felix ihren Mund wieder freigegeben hatte, blieben sie noch lange so eng umschlungen sitzen.
Erst als die Wandergruppe, die am Gipfel Rast gemacht hatte, auf ihrem Weg ins Tal vorbei kam, lösten sie sich von einander. Einer der Männer rief grinsend ein „Guten Weg noch“ herüber. Felix bemerkte mit leiser Stimme zu Caro: „Das klang aber eher wie Waidmannsheil“, so dass sie hell auflachen musste.
Ein paar Minuten blieben sie noch sitzen, doch dann machten auch sie sich an den Abstieg.
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„Erde an Caro, Caro bitte kommen!“
Felix‘ sehnige Hände führten sicher das Lenkrad, und Caro konnte sich kaum von diesem Anblick losreißen. Große, schlanke Hände waren für sie schon immer besonders anziehend gewesen, und dieses Paar hier gehörte eindeutig zu den attraktivsten, die sie je gesehen hatte. Die Vorstellung, dass diese Hände, die vorhin so zärtlich über ihr Gesicht und ihre Haare gestrichen waren, noch gestern hart und unnachgiebig auf ihren nackten Po geklatscht hatten, ließ sie erröten. Welchen Anblick sie Felix da wohl geboten haben musste, als er sie wie ein ungezogenes kleines Mädchen versohlt hatte? Ihre Röte vertiefte sich und sie schüttelte den Kopf.
Caro schreckte hoch. „Was hast du gesagt?“
„Ich wollte wissen, ob du vielleicht Lust hast, im Dorf zu Abend zu essen. In der Krone machen sie einen guten Schweinebraten, und wir bräuchten nicht erst zu Hause zu kochen.“
Caro stimmte begeistert zu. Und so fuhren sie zu dem alten Dorfgasthof und verzehrten jeder heißhungrig eine riesige Portion Schweinebraten mit Knödel. Als sie wieder im Auto saßen und den schmalen Weg zum Ferienhaus hinauf fuhren, war es schon dunkel geworden. Vor der Brücke hielt Felix an und stieg aus, um die Bohlen zu inspizieren. Alois hatte die fehlenden Bretter heute ersetzt und sie konnten problemlos weiter fahren.
Beim Haus angekommen, packten sie ihre Rucksäcke aus und Felix zündete ein Feuerchen im Kamin an. Während Caro unter die Dusche ging, holte Felix eine Flasche Wein aus dem Keller und öffnete sie. Dann setzte er sich vor das knisternde Feuer und ließ den Tag in Gedanken an sich vorüber ziehen.
Sollte Caro die Frau sein, nach der so lange vergeblich gesucht hatte? Eigentlich hatte er die Suche nach einer Partnerin schon resigniert aufgegeben und sah sich schon als alten Junggesellen, der gelegentlich eine kurze Affäre hatte, um seine – nicht unerheblichen – sexuellen Bedürfnisse zu befriedigen.
Er war nun einmal ein Mann, der in einer Beziehung die Führung innehaben wollte. Seine Partnerin konnte sich sicher sein, dass er sie und nur sie lieben und auf Händen tragen würde. Liebe und gegenseitiger Respekt sollte seiner Meinung nach eine Beziehung bestimmen. Wenn die Frau allerdings den nötigen Respekt vermissen ließ – dazu zählten eindeutig schnippische Antworten, Türen knallen und sonstige Temperamentsausbrüche, sowie Schimpfwörter aller Art –, dann hielt er es für seine Pflicht, ihr mangelhaftes Benehmen handfest zu korrigieren. Auch wenn sie leichtsinnig mit ihrer eigenen Sicherheit umging, nahm er sich das Recht, ihr liebevoll, aber durchaus konsequent die Grenzen aufzuzeigen.
Und genau damit war bisher keine Frau klargekommen. Dabei war es doch so einfach: Wenn sie ihm den gleichen Respekt zollte wie er ihr und sich ganz einfach so vernünftig verhielt, wie man es von einem erwachsenen Menschen
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