Die Berghuette
Minuten auf Felix‘ Schoß.
Ob sie sich womöglich verliebt hatte? Nein, das konnte einfach nicht sein! Nach dieser verletzenden Erfahrung mit ihrem Ehemann hatte sie sich geschworen, nie wieder einen Mann an sich heran zu lassen. Jedenfalls nicht so schnell. Und ganz bestimmt kein so arrogantes und dominantes Exemplar! Caro schüttelte den Kopf und stieg in die Dusche.
Das kam überhaupt nicht in Frage! Ein Mann, der die Einstellung eines Neandertalers zum weiblichen Geschlecht hatte, hatte definitiv nichts in ihrem Leben zu suchen! Sie würde sich bemühen, den heutigen Abend mit Anstand und Würde über die Bühne zu bringen, und morgen, wenn die Brücke hoffentlich wieder befahrbar war, würde sie nach Hause fahren und alles ganz schnell vergessen! Sie drehte die Dusche auf und ließ das heiße Wasser über ihren erschöpften Körper strömen.
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Auch Felix, der den Jeep zu Alois zurück gebracht hatte und nun zu Fuß auf dem Heimweg war, hatte an dem Erlebnis bei der Waldkapelle zu knabbern. Teufel auch, das hätte gründlich ins Auge gehen können! Seine rechte Hand hatte ihn ja schon am Abend zuvor heftig gejuckt, aber ernsthaft erwogen hatte er es ganz bestimmt nicht, eine – wenn auch ziemlich unvernünftige und widerspenstige – aber doch praktisch fremde Frau übers Knie zu legen und ihr den nackten Hintern zu versohlen! Doch ihre freche Antwort auf seine berechtigten Vorwürfe und sicher auch die Tatsache, dass er Caro ziemlich attraktiv fand, hatten ihn alle Zurückhaltung vergessen lassen. Und es war ausgesprochen befriedigend gewesen, ihre wohlgerundeten Hinterbacken ordentlich durchzuklatschen!
Das letzte Mal, dass er ein Mädchen versohlt hatte, war mehr als acht Jahren her. Damals hatte seine Verlobte Daniela einen Tobsuchtsanfall bekommen, weil er aus beruflichen Gründen seinen Urlaub verschieben musste. Sie hatte zuerst mit den Frühstücksbrettchen nach ihm geworfen, und als ihr das nicht ausreichend erschien, ließ sie noch eine volle, gläserne Blumenvase folgen.
Das konnte Felix ihr einfach nicht durchgehen lassen, und so hatte er sie kurzerhand übers Knie gelegt, das Höschen runtergezogen und ihr zuerst mit der Hand und dann mit einem der geworfenen Frühstücksbrettchen den Allerwertesten gründlich ausgehauen. Danach musste Daniela die Scherben aufsammeln und die ganze Bescherung aufwischen. Sie war so wütend gewesen, dass sie ihn nicht einmal mehr angesehen hatte, und als er am nächten Tag aus dem Büro nach Hause gekommen war, hatte sie bereits ihre Sachen gepackt und war verschwunden. Er hatte sie einige Tage später bei ihren Eltern angerufen, aber sie wollte nicht mehr mit ihm sprechen. Das war das Ende seiner einzigen Verlobung gewesen, und bis heute hatte er keine ernsthafte Beziehung mehr angefangen.
An der letzten Wegbiegung vor dem Ferienhaus blieb er stehen und blickte ins Tal. Der Nachmittag war schnell vergangen und die Sonne stand schon tief über dem Bergkamm. Ob Caro auch so reagieren würde? Vermutlich ja, dachte er mit Bedauern und schob die Hände in die Hosentaschen. Obwohl – wütend war sie jedenfalls nicht gewesen, eher beschämt und fast dankbar dafür, dass er sie danach noch im Arm gehalten hatte. Mal sehen, was der heutige Abend noch brachte. Mit einem Seufzer machte er sich wieder auf den Weg.
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Als Felix das Haus betrat, staunte er nicht schlecht. Im Wohnzimmer war der Esstisch gedeckt, und in der Küche stand Caro am Herd und rührte in einem Topf.
„Das ist ja eine nette Überraschung!“, sagte er, während er hinter Caro trat und in den Topf guckte. „Was gibt’s denn Feines?“
„Spaghetti mit Fleischsoße, und ehrlich gesagt, die Soße ist aus dem Glas. Aber sie schmeckt wirklich lecker, und ich dachte, wenn Sie heute schon so viele Umstände wegen mir hatten, könnte ich jetzt wenigstens das Abendessen herrichten.“
„Das war eine wunderbare Idee, ich habe richtig Appetit auf Pasta. Im Keller müsste eigentlich noch ein guter Rotwein liegen, der dazu passt.“
Felix holte den Rotwein herauf, entkorkte ihn und ließ ihn ein wenig atmen. Als Caro das Essen fertig hatte und auch der Salat gemischt war, setzten sie an den Tisch und langten beide kräftig zu. Die Unterhaltung verlief harmlos – beide vermieden es, die Ereignisse des heutigen Nachmittags zu erwähnen – , und so fanden sie sich nach dem Essen bei Kerzenschein und einem Glas
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