Die Berghuette
Caro in ihrem Zimmer rumoren. Er hörte, wie Schubläden auf und zu gingen, und als Caro ihre Tasche auf den Boden plumpsen ließ, war ihm klar, dass sie packte.
Er schüttelte den Kopf. Wieso heute? Warum nicht gestern? Verdammt, da verstehe einer die Frauen! Er schlüpfte in frische Kleider und ging nach unten. Der CD-Player lief, das Feuer knisterte, der Wein stand auf dem Tisch – aber seine Stimmung war auf Null gesunken. Frustriert schenkte er sich ein großes Glas Rotwein ein und ging auf die Terrasse hinaus. Was zum Teufel hatte er falsch gemacht?
Lange Zeit stand er fast reglos im Dunklen und blickte ins Tal hinunter. Dann kippte er den Wein ins Gebüsch und ging wieder hinein. Caro war nicht mehr nach unten gekommen. Er schaltete die Stereoanlage aus, räumte den Tisch ab und löschte das Feuer im Kamin. Dann ging er nach oben und legte sich ins Bett. Lange wälzte er sich noch im Bett herum, bis er schließlich in einen dumpfen, traumlosen Schlaf fiel.
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Am nächsten Morgen wachte Caro kurz nach sechs Uhr auf. Die Sonne schien durchs Fenster und die Vögel zwitscherten, doch im Haus war es ruhig. Felix schlief wohl noch. Das war gut so, denn sie wollte ihm eigentlich nicht mehr über den Weg laufen. Wenn sie leise war, konnte sie das Haus vielleicht ungesehen verlassen.
Auf dem Bett sitzend schrieb sie hastig einen Zettel an Felix.
„Lieber Felix,
habe mich gestern Abend doch entschlossen, nach Hause zu fahren. Vielen Dank für die schöne Wanderung!
Liebe Grüße,
Caro“
Dann hängte sie ihre Handtasche um, nahm ihre Reisetaschen und schlich nach unten. Die Taschen stellte sie neben der Haustüre ab und ging durch die Küche ins Wohnzimmer, um den Zettel dort auf dem Esstisch abzulegen.
Sie schrak zusammen, als sie bemerkte, dass Felix mit dem Rücken zu ihr an dem kleinen Schreibtisch saß und an seinem Laptop arbeitete. Er saß schon seit zwei Stunden an seiner Arbeit, da er nicht mehr schlafen konnte. Ohne sich umzuwenden fragte er gleichmütig: „Du fährst also nach Hause?“
„Ja, ich … habe mich dann doch entschlossen …“, stammelte Caro und legte den Zettel völlig überflüssigerweise auf den Tisch.
„Und warum?“ Langsam drehte sich Felix um und heftete seinen Blick auf Caro. Seine sonst so hellen grauen Augen wirkten dunkel umflort. Als Caro nicht antwortete, stand er auf und deutete auf den Zettel, der auf dem Tisch lag. „Ist das die Erklärung?“
Noch immer stand Caro sprachlos und wie festgenagelt da. Mit zwei Schritten seiner langen Beine stand er vor dem Tisch und griff nach dem Zettel. „Das ist auch nicht gerade erleuchtend!“, meinte er mit einem beißenden Unterton, der Caro durch Mark und Bein ging. Er klang irgendwie – verletzt, und das hatte sie nie gewollt. Verdammt, sie wollte nur selbst nicht mehr verletzt werden! Aber wie zum Teufel sollte sie ihm das erklären?
Verwirrt sank sie auf die Eckbank und überlegte fieberhaft, wie sie auf die Schnelle eine schlüssige Erklärung aus dem Ärmel schütteln konnte. „Ich kann einfach nicht …“ Sie brach ab.
Kopfschüttelnd setzte sich Felix neben sie und legte ihr den Arm um die Schulter. „Findest du nicht, dass du mir wenigstens sagen solltest, was ich falsch gemacht habe?“
„Du hast … gar nichts falsch gemacht“, flüsterte sie, und dann brach sie plötzlich in Tränen aus. „Ich kann das einfach nicht!“, schluchzte sie und kramte in ihrer Tasche nach einem Tempo. „Ich bin gerade durch meine Scheidung durch, und ich bin einfach nicht geeignet für eine Beziehung.“
Da sie noch immer kein Taschentuch gefunden hatte, stand Felix auf und holte ein Päckchen von der Anrichte, nahm ein Tempo heraus und drückte es ihr in die Hand. Caro wischte die Tränen fort, aber es half nichts, sie konnte einfach nicht aufhören zu weinen.
Felix hielt sie weiter im Arm, streichelte über ihr Haar und hoffte, dass die Tränenflut bald aufhören würde. Weinende Frauen waren ihm ein Graus, er stand ihnen hilflos gegenüber, und normalerweise hätte er sich schleunigst aus dem Staub gemacht, aber er konnte Caro einfach nicht hier alleine sitzen lassen. So ertrug er es stoisch, dass sie sein Hemd vollheulte und wartete darauf, dass die Tränen irgendwann von selbst versiegen würden.
Was sie nach einigen Minuten auch taten. Als das Schluchzen immer leiser wurde, reichte er ihr das dritte Taschentuch in Folge, und sie löste sich von seiner
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