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Die Bernsteinhandlerin

Titel: Die Bernsteinhandlerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walden Conny
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einfach aus der Hand zu reißen – wohl auch deswegen, weil er befürchtete, dass Erich dann sofort einschreiten würde. Prüfend sah Barbara den Wirt an. »Ist das wahr, Algirdas? Gehörst du wahrhaftig zu denen, die uns Übles wollen?«
    Â»Ich habe keine Ahnung, welche Scherereien Ihr mit dem Ring der schwarzen Kreuze habt«, entgegnete Algirdas. »Trotzdem habe ich versucht, Euch zu helfen. Das solltet Ihr anerkennen!«
    Â»Ich weiß, dass ich Euch dafür zu Dank verpflichtet bin. Und dennoch – Ihr habt meine Frage nicht beantwortet, Algirdas!«
    Der Wirt atmete schwer. »Wir sind einfache Leute, und mein Reichtum ist nur geringfügig größer als jener der Leute aus Polangen. Unsereins muss sich überall beugen: dem Bernsteinvogt gegenüber ebenso wie den Schmugglern. Es bleibt uns nichts anderes übrig, als uns mit beiden Seiten nach Möglichkeit gutzustellen!« Mit diesen Worten entriss Algirdas Barbara das Amulett wieder. Sie ließ es geschehen, denn sie beanspruchte ja keinerlei Eigentumsrecht daran. »Seht mich nicht an, als wäre ich ein kurischer Krötenteufel!«, beschwor er daraufhin Barbara. »Wir versuchen nur, unser Leben zu erhalten. Wenn der Orden oder Ihr kein Verständnis dafür haben solltet – der Herr hat es, da bin ich mir sicher!«

    Algirdas’ Frau betrat jetzt den Raum, das Kind hatte sich endlich beruhigt. Es hatte den Kopf auf die Schulter seiner Mutter gelegt und war dort eingeschlafen. Sie sprach Algirdas in ihrer Sprache an. Der Wirt antwortete ihr gereizt, und die junge Frau ließ den Blick etwas konsterniert von einem zum anderen schweifen.
    Â»Lasst uns aufbrechen!«, wandte sich Erich an Barbara. »Hier sind wir nicht länger sicher. Wer weiß schon, was dieser ach so gastliche Mann noch alles mit diesen Männern besprochen hat?«
    Â»Wartet lieber«, warf Algirdas ein. »Bis zum Morgengrauen ist es nicht mehr lang – und die Dunkelheit führt nur dazu, dass Ihr vollkommen in die Irre reiten würdet. Damit gewinnt Ihr nichts!«
    Â»Danke, aber Eure Ratschläge erscheinen mir im Moment wenig hilfreich«, erwiderte Erich.
    Doch Barbara bestand darauf, Algirdas weiterhin Gehör zu schenken, obwohl es sie natürlich sehr befremdet hatte, dass ausgerechnet ein Mann wie Algirdas, den sie von klein auf als Vertrauensperson ihres Vaters kennen gelernt hatte, offenbar mit dem Ring der schwarzen Kreuze gemeinsame Sache machte. Andererseits mochte sie ungern den Stab über ihn brechen. »Er hat uns unter Einsatz seines Lebens geholfen, Erich, also können wir ihm nach wie vor vertrauen«, entschied sie und verließ sich dabei ganz auf ihre alten Erfahrungen, aber noch mehr auf ihre Intuition. Sie sah Algirdas an. »Was sollten wir Eurer Meinung nach tun, mein Freund?«
    Â»Reitet über Schamaitien. Der reguläre Weg ist Euch versperrt. Der Ring der schwarzen Kreuze hat einen großen Haufen von Männern unter Waffen – und das Land ist hier so schmal, dass Ihr ihnen nicht entkommen könnt. Folglich müsst Ihr unerwartete Wege gehen, um nach Riga zu gelangen.
Ich nehme doch an, dass dort tatsächlich Euer Ziel ist. Schließlich hat Euer Vater in dieser Stadt noch immer seine Bernsteingeschäfte für den Orden – angenommen, es ist richtig, was man so hört …«
    Â»Wie finden wir den richtigen Weg?«, fragte Erich, der ja von Anfang an dafür plädiert hatte, durch Schamaitien zu ziehen. »Dies Land soll eine einzige Einöde sein, und außerdem haben wir wenig Lust, von den Litauern für Feinde gehalten zu werden!«
    Â»Ich werde Euch zu einem Mann bringen, der Euch führen kann, wenn Ihr ihm ein paar Silberstücke gebt.«
    Â»Was ist das für ein Mann?«, erkundigte sich Barbara vorsorglich.
    Â»Ein Einsiedler, der das Gebiet wie kein Zweiter kennt und Euch sicher Richtung Riga bringen wird, bis Ihr wieder die Grenze zum Ordensland überschreiten werdet. Man nennt ihn Valdas und erzählt sich alle möglichen seltsamen Geschichten über ihn. Aber davon solltet Ihr Euch weder abschrecken lassen, noch können wir uns jetzt mit diesen Dingen aufhalten – wir sollten schleunigst alles für den Aufbruch bereitmachen!«
    Â»Vertraut Ihr ihm?«, wollte Erich von Barbara wissen.
    Â»Ja! Trotz allem.«
    Â»Dann sollten wir auf den Vorschlag eingehen.«
    Â 
    Im Morgengrauen

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