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Die Bernsteinhandlerin

Titel: Die Bernsteinhandlerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walden Conny
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Nähe zu sein und doch so strikt von Euch getrennt, wie man es sich nur vorstellen kann?« Er schüttelte den Kopf. »Ich kann einiges aushalten, aber ich fürchte, dieser Art von Folter wäre ich nicht gewachsen. Darum wird es das Beste sein, wenn ich so schnell wie möglich meiner Wege ziehe, um Euch nicht dauernd zu begegnen.«
    Â»Aber Erich …«
    Â»Ich bin hierher gekommen, um mein Glück zu finden.«
    Â»Ich weiß …«
    Â»Jetzt habe ich es tatsächlich gefunden und muss feststellen, dass dieses Glück gar nicht für mich bestimmt ist. In einem Versepos würde man das für eine vermeintlich witzige Wendung voller Ironie halten. Aber für mich ist es unerträglich!«
    Barbara schluckte. Musste das wirklich so sein? Konnten sie nicht einfach ohne Rücksicht auf irgendjemand sonst dem folgen, was sie beide fühlten? Sie musste sich Mühe geben, die Tränen zu unterdrücken. Ihr Verstand sagte ihr, dass Erich recht hatte, aber ihr Gefühl weigerte sich schlichtweg, dies zu akzeptieren.
    Â»Irgendwann – und das wahrscheinlich schon in allernächster Zeit – werdet Ihr jemanden zum Mann nehmen, der Eurem Stand entspricht und Eurem Handelshaus nützt. Jemanden, der besser weiß, wie man mit dem Rechenschieber
umgeht und in welchem Verhältnis der Wert verschiedener Münzen zueinander steht, als wie man mit der großen Totensense eines Beidhänderschwertes mit möglichst wenigen Hieben möglichst viele Köpfe von den Schultern schlägt!«
    Â»Was redet Ihr da!«, murmelte sie. Ihre Stimme erstickte in einem sehr schwachen Wispern. Sie sah vor ihrem inneren Auge einzelne Momente ihrer Zukunft: Wie sie an der Seite eines Mannes, dessen Gesicht sie nicht erkennen konnte, vor den Altar trat. Ein beklemmendes Gefühl stellte sich dabei ein. Wie sollte es ihr möglich sein, mit einem Mann, den sie nicht im mindesten liebte, solch einen Bund einzugehen? Aber in diese Straße schien ihr Lebensweg fast unweigerlich zu münden.
    Â 
    Erich brachte Barbara bis vor das Haus der Heusenbrinks. Dort sollten sich ihre Wege nun endgültig trennen. Sie hatte ihn zwar wiederholt gefragt, ob er nicht mit ins Haus kommen und ihren Vater begrüßen wolle. Erich lehnte das höflich, aber bestimmt ab.
    Barbara sah ihm nach, als er die Straße entlangritt. Bevor er in eine Seitenstraße einbog, blickte er sich noch einmal um.
    Nur Augenblicke später ging die Tür des Patrizierhauses auf, und Heinrich Heusenbrink stürzte heraus.
    Â»Barbara!«, rief er und musterte sie von oben bis unten. »Ich habe am Fenster gestanden und zuerst gedacht, dass meine Augen mir einen Streich spielen!«
    Â»Nein, ich bin es wirklich«, betonte Barbara und stieg aus dem Sattel. Das Pferd nahm ein Diener am Zügel, der Heinrich Heusenbrink gefolgt war. Heinrich umarmte seine Tochter. »In einem seltsamen Aufzug läufst du herum! Und wo sind unsere Reiter? Die Waffenknechte? Der Wagen?«
    Â»Das ist eine lange Geschichte, Vater. Jedenfalls bin ich froh, Riga lebend erreicht zu haben.«

    Â»Ich habe durch das Fenster gesehen, wie du dich von einem Mann verabschiedet hast … Aber obgleich mir sein Gesicht bekannt vorkam, war das keiner unserer Waffenknechte!«
    Â»Das war Ritter Erich von Belden, und er ist dir in der Tat schon begegnet, wenn auch nur kurz. Vor drei Jahren, als auf dem Markt in Lübeck ein Pferd durchging …«
    Â»Ich erinnere mich dunkel.«
    Â»Der Mann, der mich später vor dem Mordplan meines zukünftigen Gatten warnte.«
    Â»Warum hast du ihn nicht hereingebeten? Er scheint dir in großer Not geholfen zu haben, und da wäre es nur recht und billig, sich dafür erkenntlich zu zeigen.«
    Barbara seufzte und strich sich eine Strähne aus dem Gesicht. Ihr Blick ging in jene Richtung, in die Erich entschwunden war. »Glaub mir, ich habe ihm das angeboten, und nicht nur einmal! Aber er wollte nicht.«
    Â»Und aus welchem Grund?«
    Â»Er hat sehr hohe Ansprüche an das, was er Ehre nennt. Vielleicht hängt es damit zusammen …«
    Â»Weißt du, wo er logieren wird?«
    Â»Ich glaube, das weiß er selbst noch nicht«, gab Barbara zurück.
    Â»Auch da hätten wir ihm doch helfen können! In unserem Haus gibt es für Freunde immer Gästezimmer!«
    Ja, dachte Barbara. Aber genau dort wollte er unter keinen Umständen

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