Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die Bernsteinhandlerin

Titel: Die Bernsteinhandlerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walden Conny
Vom Netzwerk:
abgesehen davon steht es mir nicht zu, mich zu Eurem Auftritt oder Eurer Kleidung zu äußern.«
    Â»Ihr redet wie jemand, der hier im Haus in Diensten steht!«
    Â»Genau das ist der Fall …«
    Heinrich Heusenbrink mischte sich nun in das Gespräch ein. »Ich hätte es dir noch gesagt«, versicherte er. »Thomas Bartelsen hat dem Haus Isenbrandt den Rücken gekehrt, um anderswo neu zu beginnen. Ich habe ihn seit ein paar Tagen
als Schreiber und Sekretär eingestellt und bin hochzufrieden mit seiner Arbeit! Seine Buchstaben sind zwar nicht vom allerelegantesten Schwung, aber dafür verrechnet er sich nicht so häufig wie die halbgebildeten Federkünstler, die ich zum Teil gezwungenermaßen einstellen musste, damit all die Arbeit geschafft wird!«
    Barbara blieb reserviert. Sie traute den Absichten des Schreibers nicht, und sie fragte sich, inwieweit seine Einstellung in einem Zusammenhang mit dem Ansinnen stand, das Verhältnis zwischen den Heusenbrinks und den Isenbrandts wieder zu verbessern. Konnte das wirklich alles Zufall sein? Eine unbeabsichtigte Gleichzeitigkeit bestimmter Ereignisse, die dann den Anschein einer schicksalhaften Verstrickung erweckte?
    Wie gerne hätte Barbara daran geglaubt, dass all dem, was ihr widerfuhr, ein göttlicher Plan zugrunde läge. Sicher vom Herrn geführt zu werden, wer wünschte sich das nicht? Aber die Zweifel wuchsen angesichts ihrer jüngsten Erlebnisse. Sollte etwa Gott dieses leidvolle Chaos geplant haben? Konnte Er wollen, dass Menschen sich trennten, die eigentlich in Liebe verbunden waren, und andere sich verbanden, die sich niemals hätten verbinden dürfen?
    Â»Wir werden gewiss noch Gelegenheit genug haben, uns ausführlich zu unterhalten«, meinte Barbara.
    Â»Sicher.« Thomas Bartelsen deutete eine Verbeugung an und fuhr dann fort: »Ich soll Euch übrigens Grüße aus Lübeck ausrichten.«
    Â»So?«
    Â»Von Hildegard Isenbrandt. Sie sagt, dass sie Euch und Eure Gesellschaft sehr vermisst hat.«
    Â»Wie geht es ihr?«
    Â»Den Umständen entsprechend, und das meine ich in diesem Fall wörtlich.«

    Â»Sie ist schwanger?«
    Â»Hildegard war mit Marinus van Aachten aus Antwerpen verehelicht.«
    Â»War?« , echote Barbara.
    Â»Wie es so schön heißt: bis der Tod sie scheidet. Marinus van Aachten war ein reicher Greis, der sich mit den Kindern aus seinen ersten Ehen heillos zerstritten hatte. Von Hildegard hat er wohl vor allem einen männlichen Erben erwartet, der noch erziehbar wäre. Jetzt wird das ungeborene Kind der Erbe eines gewaltigen Vermögens, das Hildegard bis zu dessen Volljährigkeit zu verwalten hat.«
    Â»Es freut mich für sie, dass es ihr zumindest materiell gut zu gehen scheint«, sagte Barbara.
    Â»Sie ist nun wieder bei den Isenbrandts zu Lübeck. Matthias unterstützt sie nach Kräften dabei, das Vermögen ihres Mannes zu erstreiten. Es gibt da wohl einen langwierigen Rechtsstreit mit den anderen Kindern des Marinus van Aachten. Da ich einen Teil der Korrespondenz bearbeitet habe, weiß ich einigermaßen über den Stand der Dinge Bescheid, wie er, sagen wir mal, vor drei Monaten noch Gültigkeit hatte.«
    Das sieht Matthias ähnlich!, dachte Barbara. Sie konnte sich schlecht vorstellen, dass er Hildegard und ihrem Ungeborenen aus reiner selbstloser Nächstenliebe unter die Arme griff. Vielmehr konnte man unterstellen, dass dies mit handfesten Vorteilen für ihn verbunden sein würde. Sie sollte sich vor ihm in Acht nehmen!, ging es Barbara durch den Kopf, obwohl ihr bewusst war, dass bei ihr vermutlich jegliche Warnung ins Leere liefe. »Wenn Matthias etwas nicht bekommt, wovon er glaubt, dass es ihm zusteht, ist er ja in der Wahl seiner Mittel nicht gerade zimperlich«, stellte Barbara fest. »Hildegard sollte beileibe vorsichtig sein.«

    Bevor Barbara in ihr Gemach ging, um sich frisch zu machen und umzuziehen, rief sie einen der Diener und wies ihn an, einen Medicus herbeizuzitieren.
    Â»Euer Vater hat mir ausdrücklich untersagt, das zu tun«, erklärte der Diener, dessen Name Christian lautete und der seit langem bei den Heusenbrinks beschäftigt war. Er hatte seinen Herrn auf vielen Reisen begleitet, und Heinrich hatte absolutes Vertrauen zu ihm.
    Â»Mein Vater will aber vielleicht nicht wahrhaben, was jetzt unbedingt nottut!«, entgegnete Barbara. »Seid offen zu mir

Weitere Kostenlose Bücher