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Die Bernsteinhandlerin

Titel: Die Bernsteinhandlerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walden Conny
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Heusenbrink suchte, unbeschadet diese unruhige Zeit zu überstehen. Sie hatte auch Verständnis dafür, dass er in der Wahl seiner Mittel dabei nicht immer zimperlich sein konnte und die Interessen Einzelner hinter diesem Ziel zurückstehen mussten. Wofür sie allerdings gar kein Verständnis hatte, war, dass er höchstwahrscheinlich noch immer an dem zweifelte, was Erich von Belden ihr in jenen Tagen offenbart hatte. Vielleicht griff er aber nur nach jedem Rettungsanker, der sich ihm zu bieten schien.
    Â»Abgesehen davon, dass ich lieber ins Kloster gehen würde, als das Verlöbnis mit Matthias Isenbrandt doch noch einzulösen, bin ich auch der Überzeugung, dass wir die Lübecker nicht brauchen«, erklärte Barbara im Brustton der Überzeugung.
    Â»Das ist leicht gesagt, mein Kind«, seufzte Heinrich.
    Â»Ich werde dir noch Einzelheiten von meinen Besprechungen mit dem neuen Hochmeister berichten, und danach wird es auch dir leichterfallen, daran zu glauben! Ich jedenfalls bin überzeugt, dass Ludwig von Erlichshausen einiges im Ordensland verändern wird …«
    Â»Noch gibt es keinen neuen Landmeister in Livland!«
    Â»Ja, aber je länger es Ludwig gelingt, die Wahl hinauszuzögern, desto größer wird sein Einfluss darauf sein. Wir werden davon profitieren, Vater, auch wenn wir noch eine gewisse Durststrecke zu überstehen haben.«

    Heinrich Heusenbrinks Gesicht veränderte sich plötzlich. Er sank auf einen Diwan nieder und wurde blass. Dann griff er sich an die linke Brust, dorthin, wo das Herz schlägt. Er atmete schwer, so als hätte man ihn gerade nach einer Hexenprobe aus dem Wasser gezogen, um ihn nach Luft schnappen zu lassen.
    Â»Was ist mit dir, Vater?«
    Â»Nichts! Ich fühle mich nur nicht gut. Das geht schon wieder vorüber.«
    Â»Soll ich einen Medicus holen?«
    Er lächelte matt. »In diesen Männerlumpen kannst du dich in der Stadt auf keinen Fall sehen lassen. Was sollen da die Leute denken?« Er stockte. »Du würdest die Kreditwürdigkeit unseres Hauses untergraben, wenn dich jemand erkennen würde …«
    Die Leichtigkeit, die diese Worte demonstrieren sollten, wirkte nur gespielt. Barbara kannte ihren Vater gut genug, um zu erkennen, dass es ihm wirklich schlecht ging – mochte er sich noch so sehr dagegen sträuben, dies zuzugeben.
    Â»Dein Zustand erscheint mir ernst, und ich habe nicht vor, dich einfach so sterben zu lassen!«
    Â»So schnell stirbt ein Heusenbrink nicht, Barbara«, hielt Heinrich ihr entgegen. Aber seine Stimme hörte sich kraftlos und belegt an. »Ich schlage vor, du ziehst dich deinem Stand und Geschlecht gemäß an. Heute Abend ist eine Zusammenkunft bei der Compagnie der Schwarzhäupter, bei der ich anwesend sein muss. Bis dahin wird es mir gewiss wieder besser gehen, wenn ich mich ein wenig hinlege und der Diener mir etwas Riechsalz gibt.«
    Â»Und einem Medicus willst du dich wirklich nicht anvertrauen?«
    Â»Ich weiß schon, was ich tue«, erwiderte Heinrich. Er atmete mehrfach tief durch, und tatsächlich schien es ihm nun wieder
besser zu gehen. Seine Gesichtsfarbe kehrte zurück, seine Atmung normalisierte sich, und er nahm die Hand von der Brust. Die Gesichtszüge wirkten nun entspannter und nicht mehr vom Schmerz verkrampft. »Geh nur! Wir sprechen später weiter. Es gibt sicher noch so vieles zu berichten und auszutauschen.«
    Barbara glaubte in ihrem Rücken Blicke zu spüren. Sie drehte sich herum und erschrak, als sie Thomas Bartelsen in der offenen Tür des Salons stehen sah.
    Bartelsen hielt einen Stapel von Dokumenten in der einen und einen frisch gegossenen Bleistift in der anderen Hand und starrte sie erstaunt an.
    Barbara war die Erste, die die Fassung zurückgewann, nachdem ihr klar geworden war, dass Bartelsen keine eingebildete Erscheinung war. »Es erstaunt mich, Euch in unserem Haus zu sehen«, sagte sie.
    Â»Das Erstaunen ist ganz auf meiner Seite, obwohl ich natürlich jeden Tag damit gerechnet habe, dass Ihr von Eurer Mission auf der Marienburg zurückkehrt. Wie ich hoffe, mit guten Nachrichten für Euren Vater und Eure Geschäfte.«
    Â»Es ist schön, dass Ihr mich anscheinend erkennt.«
    Â»Gewiss – auch wenn Ihr bei unserer letzten Begegnung …«
    Â»â€¦ einen damenhafteren Eindruck gemacht habt?«
    Â»So grob wollte ich das nicht gesagt haben. Und

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